Musikstück der Woche vom 14.07.2014

Vom "Liszt des Cellos"

Stand
Autor/in
Katharina Höhne

Jacques Offenbach: Les larmes de Jacqueline op. 76 Nr. 2

Jacques Offenbach gilt als Erfinder der Operette. Mit seinen amüsanten und zugleich satirischen Bühnenwerken feierte der Wahlfranzose Mitte des 19. Jahrhunderts  riesige Erfolge: "Orpheus in der Unterwelt", "Die Zaubergeige", "Mesdames de la Halle" – die Liste ist lang. Was heute kaum einer weiß: Bevor Offenbach das Theaterleben mit seinen Ideen auf den Kopf stellte, war er ein angesehener Cellist und begeisterte ausnahmslos die Damen und Herren der Pariser Salons. Im Rahmen der Schwetzinger SWR Festspiele am 2. Juni 2013 haben die Cellistin Harriet Krijgh und Kamilla Isanbaeva am Klavier mit der Elegie "Les larmes de Jacqueline" op. 76 Nr. 2 an den vergessenen Cellisten Jacques Offenbach gedacht.

Auf nach Paris!

Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt, Anton Rubinstein – das sind nur ein paar Namen, mit denen der gebürtige Kölner Jacques Offenbach in seinen jungen Jahren auf der Bühne saß. Obwohl er von ihnen geschätzt und von der Gesellschaft gefeiert wurde, bleibt heute nur die vage Erinnerung an einen der vielversprechendsten Cellisten des 19. Jahrhunderts.

Von Anfang an spielte die Musik für Offenbach eine wichtige Rolle. Als Sohn eines Kantors lernte er Geige und Cello und trat regelmäßig mit seinen Geschwistern auf – nicht zuletzt, um die heimische Familienkasse aufzubessern. Mit 15 Jahren ging er dann nach Paris, um mit seinem Bruder am renommierten Pariser Konservatorium zu studieren. Dass die Offenbachs hier zwei Plätze bekamen, war ein Novum. Zur damaligen Zeit blieben diese eigentlich Ausländern verwehrt. Mit dem Umzug nach Paris änderte Offenbach auch seinen Namen. Aus dem deutschen Jakob wurde Jacques. Bereits nach dem ersten Studienjahr führte man Offenbach als Cellisten in die Pariser Salongesellschaft ein. Dazu nahm er seine erste Stelle im Orchester der Opéra Comique an. Während er dabei etwas unterging, erkannte man in den Salons sein Talent. Er schaffte es immer wieder mit seinem virtuosen Spiel in hoher Lage der feinen Gesellschaft den Atem zu rauben, sodass man ihn kurzerhand den Liszt des Cellos taufte. Offenbach träumte damals noch von einer Karriere als Solo-Cellist. Mit großer Leidenschaft komponierte er für sich und seinen Klavierpartner Friedrich von Flotow Stücke, die ihn glänzen ließen – bis zu seinem Lebensende insgesamt 75. Eine dieser Kompositionen ist die Elegie "Les larmes de Jacqueline", zu Deutsch "Die Tränen der Jacqueline". In diesem tief melancholischen Werk konnte Offenbach sein Talent voll auskosten und seinem unerfüllten Traum eine Stimme geben.

Jacques Offenbach
Der Komponist Jacques Offenbach in einer kolorierten Aufnahme von 1876

Alles auf Anfang

Obwohl Offenbach ein gern gehörter Solist war, reichte das Geld kaum aus, um davon vernünftig zu leben. Auch die Auftritte mit Rubinstein und Liszt steigerten lediglich sein Ansehen, nicht jedoch die Haushaltskasse. Deshalb beschloss Offenbach in den 1850er Jahren seinen musikalischen Schwerpunkt zu verlagern und ging als Kapellmeister ans Theater. Hier erschuf er Bühnenwerke, mit denen er plötzlich in aller Munde war – als Offenbach, der Erfinder der Operette.

Harriet Krijgh (Cello)

Harriet Krijgh ist eine der aufregendsten und vielversprechendsten jungen Cellistinnen unserer Zeit. Sie besitzt eine „künstlerische Präsenz, die wirklich nur sehr selten zu beobachten ist“, schreibt die Presse. "Harriet Krijgh verschmilzt regelrecht mit ihrem Violoncello" – natürlich, ausdrucksstark und innig zugleich. 1991 in den Niederlanden geboren, erhielt Harriet Krijgh mit fünf Jahren ihren ersten Cello Unterricht. 2000 wurde sie Jungstudentin an der Hochschule für Musik Utrecht und ging 2004 nach Wien, um an der Konservatorium Wien Privatuniversität Cello zu studieren. Seit September 2013 ist Harriet als "Junge Solistin" an der renommierten Kronberg Academy. Ihre künstlerische Ausbildung in Wien setzt sie parallel dazu fort. Harriet Krijgh hat bereits in renommierten europäischen Konzerthäusern in Wien, Rotterdam und Amsterdam gespielt und war bei zahlreichen Festivals, wie den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern zu Gast, wo sie 2013 mit dem WEMAG Solistenpreis ausgezeichnet wurde. Sie ist Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe und hat bereits drei CDs veröffentlicht. Auf Burg Feistritz in Österreich hat die Cellistin ein eigenes Festival "Harriet & Friends" initiiert, bei dem sie alljährlich im Juni mit befreundeten Musikern aus aller Welt Kammermusik spielt. 

Kamilla Isanbaeva (Klavier)

Kamilla Isanbaeva wurde in Usbekistan geboren. Bereits mit fünf Jahren ging sie an das Konservatorium der usbekischen Hauptstadt Taschkent, wo sie nicht nur Klavier- sondern auch Orgel- und Violinunterricht erhielt. Mit zehn Jahren wechselte sie für ein Jahr nach Moskau, bevor es in die Niederlande ging, um wie ihre Duo-Partnerin Harriet Krijgh Mitglied der Klasse junger Talente in Utrecht zu werden. Seit ihrer Kindheit hat Isanbaeva an zahlreichen internationalen Musikwettbewerben teilgenommen und verschiedene Preise gewonnen. Neben Recitals in den Niederlanden ist sie bei zahlreichen internationalen Musikfestivals zu Gast. Mit Krijgh spielte die Pianistin die von der Kritik hoch gelobte CD "The French Album" mit Musik von Franck, Debussy, Fauré und Offenbach ein, die im März 2012 erschienen ist. Isanbaeva lebt heute in London.

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Katharina Höhne