Musik und Politik

Deutsche Sängerin Hozan Canê nach zweijähriger Haft in Türkei wieder frei

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Mehr als zwei Jahre war die deutsch-kurdische Musikerin mit dem Künstlernamen Hozan Canê in der Türkei inhaftiert. Nun wurde sie überraschend freigelassen, darf aber noch nicht ausreisen.

deutsch-kurdische Sängerin Hozan Cane. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Management)
Hozan Canê trat als Sängerin in ihrem Geburtsland Türkei auf und sang Lieder in kurdischer Sprache. Um der daraus folgenden Verfolgung durch türkische Behörden zu entgehen, floh sie nach Deutschland und beantragte Asyl.

Die deutsche Sängerin Hozan Canê ist nach mehr als zwei Jahren Haft in der Türkei wieder frei. Ihre Anwältin Newroz Akalan teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, sie habe das Gefängnis im Istanbuler Stadtteil Bakirköy in der Nacht zum Donnerstag, 1. Oktober, verlassen. Ein Gericht habe zuvor dem Einspruch der Verteidigung, dass die lange Haftzeit unverhältnismäßig sei, stattgegeben und die Freilassung Canês angeordnet. Es sei allerdings eine Ausreisesperre verhängt worden, sagte Akalan. Der Fall hatte die deutsch-türkischen Beziehungen belastet.

"Hozan Canê war zu Unrecht im Gefängnis. Sie ist eine Sängerin, die sich mit ihrer Kunst politisch engagiert hat. Das ist aber kein Verbrechen."

Vorwurf Terrorverdacht

Canê war im Juni 2018 in Edirne wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation festgenommen und darauf zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Im August wurde das Verfahren neu aufgerollt, nachdem das höchste Berufungsgericht das Urteil nicht bestätigt hatte. Es gebe keine klaren Beweise für die unterstellte Mitgliedschaft in der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, hieß es zur Begründung. Der Prozess gegen Canê wird am 20. Oktober fortgesetzt.

Auch Canês Tochter angeklagt

Canê hat kurdische Wurzeln und besitzt allein die deutsche Staatsbürgerschaft. Der Prozess gegen ihre Tochter Gönül Örs, die in der Türkei wegen Terrorpropaganda für die PKK angeklagt ist, geht derzeit in Istanbul weiter. Im Juni war ein Hausarrest gegen Örs aufgehoben worden, sie darf die Türkei jedoch nicht verlassen.

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Er hatte mehr als 300 Tage gefastet, um damit die Aufhebung des Auftrittsverbots seiner Band und die Freilassung inhaftierter Bandmitglieder zu erreichen. Nun ist Bassist Ibrahim Gökçek an den Folgen seines Hungerstreiks gestorben.

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SWR