Nachruf

Zum Tod des Komponisten und SWR Gastdirigenten Hans Zender

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Hans Zender ist am Dienstag, den 22. Oktober 2019, im Alter von 82 Jahren gestorben. Der Komponist war ständiger Dirigent beim SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, das ihn 2011 zum Ehrenmitglied machte. Viele seiner Kompositionen kamen bei den Donaueschinger Musiktagen zur Uraufführung.

SWR Classic zum Tod von Hans Zender

Die Sinne wachrütteln

„Waches Hören“ oder „Denkende Sinne“ – Hans Zender hat den menschlichen Möglichkeiten, etwas wahrzunehmen, immer viel zugetraut. Und dabei gehen die sinnlichen und die intellektuellen Fähigkeiten Hand in Hand, sie gehen möglichst sogar ineinander auf. „Denken hören - Hören denken“, heißt seine 2016 erschienene Essaysammlung.

„Dieser Glaube an die Intelligenz unserer Sinne manifestiert sich aber nicht nur in Zenders zahlreichen Texten. Er steckt auch in seinen Kompositionen, und wenn der Dirigent Zender auf dem Podium stand, transportierte er ihn auf die Musiker und ins Publikum. Die Sinne wachrütteln – darum ging es dem Autor wie dem Musiker Zender.“

Hans Zender über Spieltechniken der neuen Musik im Orchester (2009)

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Komponist, Dirigent und Autor

Geboren 1936 in Wiesbaden, studierte Hans Zender Komposition, Klavier und Dirigieren an den Musikhochschulen in Frankfurt und Freiburg im Breisgau. Bereits 1964 wurde er Chefdirigent der Bonner Oper. Später ging er als Generalmusikdirektor nach Kiel, bevor er 1971 für mehr als ein Jahrzehnt die Chefdirigentenstelle des Rundfunk-Sinfonieorchesters Saarbrücken übernahm.

Von 1984 bis 1987 war er Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper. Neben seiner Arbeit als international tätiger Dirigent ist Hans Zender als Komponist von Orchester- und Kammermusik, vokalen Werken und Opern (Stephen Climax, 1979/84 und Don Quijote, 1989/91) bekannt geworden. Im Auftrag der Staatsoper Berlin hat er in diesem Jahr seine dritte Oper Chief Joseph vollendet, die dort 2005 uraufgeführt wird. Von 1988 bis 2000 war er Professor für Komposition an der Frankfurter Musikhochschule.

Eine menschliche Herausforderung fand er in einem weltoffenen und wachen Humanismus. Musik befindet sich für den Musikdenker Zender in dessen Zentrum, und zwar in einem Hin- und Hergleiten „zwischen Logos und Pathos“ (wie er es nannte). Der gleichnamige Essay aus dem Jahr 2015 beginnt mit einer für Zender typischen Beobachtung – in diesem Fall ist es eine aus der chinesischen Tradition. Dort hat das Schriftzeichen für ‚Musik‘, sagt Zender, „noch eine zweite Bedeutung. Es heißt dann ‚Freude‘.“

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SWR