Konzertbetreiber nach der Pandemie in der Krise.

Kultur nach Corona

„Massive Krise“: Besucherzahlen von Konzerten im Südwesten bleiben weit hinter Erwartungen zurück

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AUTOR/IN
Dominic Konrad

Nach der Aufhebung der Corona-Beschränkungen hoffte der Kulturbetrieb auf eine schnelle Rückkehr des Publikums. Doch der Aufschwung bleibt aus. Das ergab eine Umfrage des SWR unter zahlreichen Konzertbetrieben und Kulturhäusern in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Vor allem Newcomer*innen sind betroffen.

Große Namen ziehen, Newcomer*innen haben es schwer

Mit dem Aus für die Quarantäne-Beschränkungen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg nähert sich die allgemeine Lage immer mehr dem Status Quo vor Corona an. Doch für die Konzertbetriebe im Südwesten ist es noch ein langer Weg bis zur Normalität.

Ausverkauftes Tollhaus in Karlsruhe vor der Pandemie
Volle Ränge vor der Pandemie: Das ausverkaufte Tollhaus im Februar 2019.

Zwar schaffen es vor allem große Bands und bekannte Namen wieder, die Konzertsäle zu füllen, aber gerade aufstrebende, junge Musiker*innen geraten durch ausbleibende Ticketverkäufe und Konzertabsagen in die Krise.

Rückgang von bis zu 70 Prozent im Kartenverkauf

In der Altersgruppe der 30- bis 60-jährigen gäbe es bei den Kartenverkäufen einen Rückgang von 60 bis 70 Prozent, berichtet Markus Graf, geschäftsführender Vorsitzende des Kompetenzzentrums Popularmusik Rheinland-Pfalz. Es handele sich um eine massive Krise.

Betroffen vom Rückgang sind dabei vor allem kleinere Veranstaltungshäuser mit bis zu 1.000 Plätzen. Das Publikum habe offenbar die Freude am Ausprobieren und Experimentieren verloren, sagt Johannes Frisch, Pressesprecher des Tollhauses in Karlsruhe.

Kostenlose Veranstaltungen sind meistens voll

Insgesamt sorge dies im Tollhaus für einen Publikumsrückgang von zehn bis dreißig Prozent. Annette Loers vom Stuttgarter Kulturzentrum Merlin sieht die gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten als zentralen Grund für den Rückgang der Besuchszahlen.

„Ohne Kunst und Kultur wird's still“: Kulturbetriebe und Künstler*innen  kämpften während der Corona-Pandemie um mehr Gehör.
Mit dem Slogan „Ohne Kunst und Kultur wird's still“ kämpften Kulturbetriebe und Künstler*innen während der Corona-Pandemie um finanzielle Unterstützung.

Kostenlose Konzerte seien meist voll besucht, so Loers. Auch beim Sudhaus in Tübingen haben die geringen Kartenverkäufe bereits zu Stornierungen von Konzerten geführt, bestätigt Geschäftsführer Adalbert Sedlmeier.

Pop- und Rock-Szene ist stärker betroffen als der Klassikbetrieb

Während die Rock- und Popszene unter den ausbleibenden Ticket-Verkäufen leidet, scheint der Klassikbetrieb im Südwesten nicht so dramatisch betroffen.

Dank der Förderung vieler Konzerte durch die öffentliche Hand und insgesamt kleinerer Säle sei die Förderung junger Musiker*innen nicht gefährdet, sagt Prof. Karl Böhmer, Wissenschaftlicher Direktor der Villa Musica.

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Dominic Konrad