Platz 5 (30 Punkte)

Martin Walser/Cornelia Schleime: Das Traumbuch

Stand

Am 24. März ist Martin Walser 95 Jahre alt geworden. Zwei literarische Formen hat er im Lauf seiner imponierenden Schriftstellerkarriere perfektioniert: Das ausschweifende und einfallsreiche Parlando seiner Romane und die knappe, aphoristische Sentenz in den Bänden um die autobiografische „Messmer“-Figur. Auch im hohen Alter funkt Martin Walser von seinem idyllischen Bodenseegrundstück aus noch starke Lebenszeichen in die Welt.

Nun also Träume als eine Transitzone des Bewusstseins. Sparsam im Umfang sind die Seiten dieses Buchs gefüllt, manchmal gar nur mit einem einzigen Satz, der es dann aber in sich haben kann, etwa wenn Walser gegen die von ihm als nur noch öde empfundene Wirklichkeit anschreibt. Gedanken über den Schriftstellerberuf, Empfindungen über den körperlichen Verfall, Erinnerungen an die Bodenseekindheit als elementare Quelle seines Schreibens – all das fügt sich hier ineinander.

Die Berliner Künstlerin Cornelia Schleime hat den Texten Collagen zur Seite gestellt, basierend auf historischen Postkartenmotiven von Überlingen, Meersburg oder Konstanz, verfremdet und übermalt durch Traumbilder.

SWR2 lesenswert Kritik Martin Walser, Cornelia Schleime: Das Traumbuch. Postkarten aus dem Schlaf

Martin Walser hat Geburtstag! Und den feiert sein Verlag mit einem "Traumbuch". Viele Jahrzehnte lang hielt Walser in seinen Tagebüchern Träume fest, von denen pünktlich zum 95. Geburtstag eine Auswahl als "Traumbuch" erscheint. Darin gibt Walser sich als Gegner der Psychoanalyse zu erkennen, weil Träume für ihn nichts sind, was erst gedeutet werden müsste, um Aufschluss über eine Person zu gewinnen. Träume sind, was sie sind. Kleine Erzählungen im besten Fall.

Rowohlt Verlag, 144 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-49800-319-7

SWR2 lesenswert Kritik SWR2

Stand
Autor/in
SWR