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Joachim Sartorius: Wohin mit den Augen

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Ein gutes Gedicht, so hat Joachim Sartorius es im Vorwort zu seiner 1999 erschienenen, weltumspannenden Lyrikanthologie „Minima Poetica“ formuliert, erzeuge durch die „rückhaltlose Versenkung ins Eigene“ im Idealfall „eine absolute Metapher für einen Weltmoment.“ Auf solche epiphanischen Augenblicke zielen seine Gedichte.

Joachim Sartorius, der am 19. März seinen 75. Geburtstag feierte, ist im besten Sinne ein Intellektueller alter Schule. 1946 geboren als Sohn eines Diplomaten, aufgewachsen in Tunis, im Kongo und in Kamerun. Studierter Jurist, Übersetzer und Kulturmanager, der unter anderem als Generalsekretär des Goethe-Instituts und als Intendant der Berliner Festspiele gewirkt hat. Vor allem aber auch ein Autor, dessen Lektüren im Schreibprozess Produktivität erzeugen. Er lebt wechselweise in Berlin und in Syrakus, das ihn inspiriert wie kein anderer Ort auf der Welt.

In seinen Gedichten wie in seiner Erinnerung kehrt er immer wieder nach Sizilien zurück, aber auch nach Tunis, in die Stadt, in der er seine Kindheit verbracht hat. Im Alter beginnt das Ich, das hier spricht, sein Leben ohne Resignation zu rekapitulieren. Es gibt in seinen Gedichten eine Sehnsucht nach dem Damals, der nichts Sentimentales anhaftet. Und der Familienkatze Kedi ist ein eigener Zyklus gewidmet.

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Autor/in
SWR