Immer neue Wörter schießen, brodeln und ploppen hervor aus der Alltagssprache. Annette Klosa-Kückelhaus vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, Sandra Richter vom Literaturarchiv Marbach, Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen und weiteren Expert*innen erklären, was die Neuschöpfungen bedeuten.
Wort der Woche Abnehmspritze - erklärt von Annette Klosa-Kückelhaus
Semaglutid, so heißt der Wirkstoff in der Spritze, der wirkt wie das körpereigene Hormon GLP-1. Tatsächlich hilft das Medikament auch beim Abnehmen, wurde aber eigentlich zur Behandlung von Menschen mit Diabetes erfunden. Allein der Begriff „Abnehmspritze“ klinge allerdings so verlockend, dass er viel zu positiv besetzt sei, sagt Annette Klosa-Kückelhaus, Sprachwissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim, und meint damit auch die möglichen Nebenwirkungen des Medikaments.
Wort der Woche KI-generiert erklärt von Annette Klosa-Kückelhaus
Diese Bilder gingen viral: Papst Franziskus in einem weißen Daunenmantel oder auch Russlands Präsident Putin, der gefangen genommen und vor Gericht geführt wird. Die täuschend echten Fotos waren mit Hilfe künstlicher Intelligenz entstanden. KI-generierte Bilder, aber auch Texte, Audios und Videodateien sind nicht unproblematisch, weil sie gezielt zur Manipulation und Desinformation verwendet werden können. KI-generierte Inhalte sollten daher entsprechend gekennzeichnet und transparent gemacht werden, meint die Annette Klosa-Kückelhaus vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim.
Wort der Woche Sportswashing - erklärt von Annette Klosa-Kückelhaus
Erst seit wenigen Jahren hat sich in den Medien ein Wort durchgesetzt, das ein weit verbreitetes und schon länger bekanntes Phänomen bei großen internationalen Sportereignissen beschreibt und kritisiert: Sportswashing. Es umreißt den Versuch, durch kostspielige Sportveranstaltungen einem Land oder Verein ein positives Image zu verleihen und dadurch Missstände zu vertuschen - etwa menschenrechtsverletzende Praktiken eines Staates.
Geprägt wurde das Wort, das dem Englischen entlehnt ist, insbesondere von Menschenrechtsorganisationen wie z.B. Amnesty International. Sie weisen auf die Gefahr hin, dass autoritäre Staaten mit dem Sportswashing ihr Image aufpolieren und „weiß waschen" wollen. Ähnliche Neologismen in diesem Kontext sind Begriffe wie das Greenwashing, das den Versuch von Firmen beschreibt, sich ein „grünes“ bzw. „nachhaltiges“ Image zu geben, ohne umweltbewusstes Handeln tatsächlich konsequent umzusetzen.
Wort der Woche von A bis Z
Wort der Woche Tagtraum - erklärt von Sandra Richter
Die Psychologie charakterisiert den Tagtraum als eine Form der Bewusstseinserweiterung, bei der die Aufmerksamkeit weg von den äußeren hin zu den inneren Reizen gelenkt wird. Für den französischen Philosophen und Schriftsteller Michel de Montaigne spielte dieses Abschweifen oder Phantasieren eine große Rolle. Und in der Musik hat der Tagtraum - bezugnehmend auf das altfranzösische Wort Rêverie – sogar eine Zeitlang eine Kompositionsform bezeichnet. Wo das Wort seinen Ursprung hat und warum sich der Mensch in den Tagtraum flüchtet, erklärt Prof. Sandra Richter, die Leiterin des Deutschen Literaturarchivs Marbach.
Wort der Woche Techtelmechtel - erklärt von Sandra Richter
Wenn zwei Menschen ein Techtelmechtel haben, ist diese Art der Zuneigung ein geheimes Einverständnis. In der Regel ist das Techtelmechtel mehr als nur ein Flirt, aber weniger als eine ernste Liebesbeziehung. Die Herkunft des schon älteren Wortes ist nicht vollständig geklärt - schriftliche Erwähnungen gegen zurück bis ins 18. Jahrhundert.
Vermutlich geht es zurück auf das Lateinische tecum mecum (mit dir, mit mir) und hat sich evtl. über das Jiddische (Reimdoppelung) oder Italienische weiterentwickelt. Der Begriff taucht historisch besonders in Österreich auf und es gibt etliche Synonyme - Goethe etwa sprach von einer Liebschaft, heute ist eher die Rede von einer Affäre oder Liaison.
SWR Kultur am Samstagnachmittag
Samstagnachmittag - Wochenende: Endlich Zeit für Dinge, für die sonst keine Zeit bleibt: Besuche bei Künstlern, Schriftstellern und Musikern, Literatur zum Lesen und Hören, DVDs und Blu-rays, Mode und Design, neue CDs vom Klassikmarkt. Dies alles begleitet von einer ungewöhnlichen Mischung von Musikgenres und -Stilen, von Klassik, Pop und Jazz.