Kulturpolitik

Vorwurf zu hoher Ausgaben in Kriegszeiten: Ukraines Kulturminister tritt zurück

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Menschen gedenken der Opfer des Holodomor in Kiew (Foto: picture-alliance / Reportdienste, abaca | Tarasov Volodymyr/Ukrinform/ABACA)
In Kiew ist das Gedenken für die Opfer des Holodomor, des „Mord durch Hunger“ während der Sowjetzeit von 1932-1933 lebendig. Geld für die Fertigstellung des „Holodomor“-Museums fehlt aber.

Nach Unmut über den Umgang mit staatlichen Geldern hat der ukrainische Kulturminister Olexander Tkatschenko seinen Rücktritt eingereicht. Es habe „eine Welle von Missverständnissen über die Bedeutung der Kultur in Kriegszeiten“ gegeben, führte Tkatschenko am 20. Juli bei Telegram als Erklärung für seinen Schritt an. Danach habe ihn eine Aussage des Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu diesem Thema überrascht.

Selenskyj: In Kriegszeiten gibt es andere Prioritäten“ als Kultur

Zuvor hatte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache gesagt, er habe Regierungschef Denys Schmyhal gebeten, eine Ersetzung Tkatschenkos in Betracht zu ziehen. Selenskyj kritisierte in seiner Ansprache: „In Kriegszeiten wie diesen sollte die Hauptaufmerksamkeit des Staates, und damit auch der staatlichen Ressourcen, auf die Verteidigung entfallen“. Zwar seien Museen und andere kulturelle Bereiche wichtig, „aber gerade haben wir andere Prioritäten“.

Streit um Holodomor-Museum

Zuvor hatten ukrainische Medien darüber berichtet, der Kulturminister wolle 500 Millionen Hrywnja (rund 12 Millionen Euro) für die Fertigstellung eines nationalen Museums ausgeben, das an die ukrainischen Opfer des Genozids Holodomor in den 1930er Jahren erinnern soll.

Kulturminister Tkatschenko: Kultur ist der Schutzschild unserer Identität

Auf seinem Telegram-Kanal verteidigte Tkatschenko am Donnerstagabend Ausgaben für die Kultur auch in Kriegszeiten. „Kultur während des Krieges ist wichtig, denn es ist nicht nur ein Krieg um Territorien, sondern auch für Menschen“, schrieb Tkatschenko dort. Mittel für Kultur seien während des Krieges nicht weniger wichtig als Mittel für Drohnen, „denn Kultur ist der Schutzschild unserer Identität und unserer Grenzen“, so der Politiker.

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SWR