Zeitungssterben

Nach 320 Jahren: Letzte Ausgabe der „Wiener Zeitung“ erscheint

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Exemplare der Tageszeitung im Rahmen des Druckes des letzten Printausgabe der Wiener Zeitung (Foto: picture-alliance / Reportdienste, APA / picturedesk.com | ROLAND SCHLAGER)
Die Bilanz als Titel der letzten Printausgebe: 320 Jahre, zwölf Präsidenten, zehn Kaiser, zwei Republiken, eine Zeitung.

Mit der Ausgabe vom 30. Juni 2023 stellt die „Wiener Zeitung“ ihre Druckausgabe ein. Das Blatt erschien erstmals am 8. August 1703 unter dem Titel „Wiennerisches Diarium“ und galt bisher als älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt. Das Medium im Eigentum der Republik Österreich wird künftig nur noch als Onlinemedium fortgeführt, die Redaktion schrumpft auf etwa 20 Personen. Die Umstellung ist Folge einer Gesetzesänderung der österreichischen Bundesregierung.

Ohne Amtsblatt-Teil entfällt der Großteil des Einnahmen

Das Ende der „Wiener Zeitung“ in ihrer bisherigen Form hatte das österreichische Parlament im April besiegelt. Eine Änderung des Mediengesetzes führte dazu, dass die Zeitung mit ihrem unabhängigen Verlagsteil nicht mehr als Amtsblatt dient, in dem Gesetzestexte und Mitteilungen österreichischer Unternehmen veröffentlicht wurden.

Damit entfällt ein Großteil des Umsatzes und die finanziellen Ressourcen für die gedruckte Ausgabe. Die österreichische Regierung setzte damit nach eigenen Angaben EU-Recht um.

Ehemaliger Bundespräsident: Tiefschlag für Österreichs Medienlandschaft

Für den Erhalt der „Wiener Zeitung“ kämpften zahlreiche Prominte wie etwa die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und der Künstler André Heller. Auch oppositionelle Abgeordnete kritisierten den Schritt der Regierungsparteien als Einschnitt in die Medienvielfalt. Der ehemalige österreichisches Bundespräsident Heinz Fischer spricht in der letzten Printausgabe der „Wiener Zeitung“ von einem Tiefschlag für die Medienlandschaft.

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