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Asoziale Lebensart? – Eine Familiengeschichte aus der Pfalz

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AUTOR/IN
Eberhard Reuß

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Alfons Ludwig Ims hätte nach den Maßstäben der Nazis gar nicht geboren werden dürfen, denn seine Eltern waren nach den Diagnosen der NS-Rasseneugeniker "schwachsinnig" und "asozial". Alfons Ludwig lms ist in armseligen Verhältnissen in Kaiserslautern aufgewachsen.

Heute ist er 72, lebt in Neckargemünd bei Heidelberg, hat ein Mathematikstudium erfolgreich abgeschlossen und 40 Jahre als Entwicklungshelfer gearbeitet. Jetzt hat Alfons Ludwig Ims die Geschichte seiner Familie recherchiert und veröffentlicht. Ein ergreifendes Stück Zeitgeschichte von ganz unten und bis in die Gegenwart.

Auf dem Gehsteig am Asternweg sitzt Alfons Ludwig Ims. Das Viertel in Kaiserlautern heißt immer noch Kalkofen. Die Verlängerung des Asternwegs heißt Geranienweg, davor Bahrer Weg, davor Siebenbürgenstraße. Alfons Ims: „Es hat sich also sehr viel in der Benennung dieses Gebiets getan. Wo sich nichts getan hat, ist die Lebenssituation. Wenn ich vom Asternweg komme, habe ich kaum eine Chance, hier irgendeine Lehrstelle zu kriegen.“  (Foto: Eberhard Reuß)
Auf dem Gehsteig am Asternweg sitzt Alfons Ludwig Ims. Das Viertel in Kaiserlautern heißt immer noch Kalkofen. Die Verlängerung des Asternwegs heißt Geranienweg, davor Bahrer Weg, davor Siebenbürgenstraße. Alfons Ims: „Es hat sich also sehr viel in der Benennung dieses Gebiets getan. Wo sich nichts getan hat, ist die Lebenssituation. Wenn ich vom Asternweg komme, habe ich kaum eine Chance, hier irgendeine Lehrstelle zu kriegen.“ Bild in Detailansicht öffnen
Mit seiner Mutter Ludwina Ims lehnt Alfons am Fenster. Die Familie wohnt 1953 nach dem Auszug aus dem Kalkofen 1960 in der Barackensiedlung Engelshof. Alfons Ludwig Ims: „Die Familie meines Vaters war ein Sozialfall, aber die Nazis haben aus dem Sozialfall Asozialität gemacht.“ Und noch in den 1960er Jahren galten die Leute hier als „sozial krank“. „Wenn es eine Heldin gibt, dann war das meine Mutter. Sie hat darum gekämpft, rauszukommen. Und ohne sie hätte ich das nicht geschafft.“ (Foto: Alfons Ludwig Ims)
Mit seiner Mutter Ludwina Ims lehnt Alfons am Fenster. Die Familie wohnt 1953 nach dem Auszug aus dem Kalkofen 1960 in der Barackensiedlung Engelshof. Alfons Ludwig Ims: „Die Familie meines Vaters war ein Sozialfall, aber die Nazis haben aus dem Sozialfall Asozialität gemacht.“ Und noch in den 1960er Jahren galten die Leute hier als „sozial krank“. „Wenn es eine Heldin gibt, dann war das meine Mutter. Sie hat darum gekämpft, rauszukommen. Und ohne sie hätte ich das nicht geschafft.“ Bild in Detailansicht öffnen
Der Sonnenberg Nummer 16 war der Glücksfall für Familie Ims. 1963 bekommen sie dort in Kaiserslautern eine Sozialwohnung. Alfons Ludwig Ims steht am Eingang: „Ich fühle mich wieder wie 13. Das erste Zimmer, dass ich selbst für mich hatte. Das Wohnzimmer mit Klappcouch war nachts das Schlafzimmer meiner Eltern. Das eigene Zimmer war der erste Schritt, hie5r herauszukommen. Das geht zu Herzen.“ (Foto: Eberhard Reuß)
Der Sonnenberg Nummer 16 war der Glücksfall für Familie Ims. 1963 bekommen sie dort in Kaiserslautern eine Sozialwohnung. Alfons Ludwig Ims steht am Eingang: „Ich fühle mich wieder wie 13. Das erste Zimmer, dass ich selbst für mich hatte. Das Wohnzimmer mit Klappcouch war nachts das Schlafzimmer meiner Eltern. Das eigene Zimmer war der erste Schritt, hier herauszukommen. Das geht zu Herzen.“ Bild in Detailansicht öffnen

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