Der Standpunkt in unserer Sendung

Zur Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. Von Ulrich Pick

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Pick, Ulrich

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Auf der Synode der EKD, die diese Woche in Ulm stattfand, wurde eine neue repräsentative Studie zur Kirchenmitgliedschaft vorgestellt. Wir haben vorhin darüber gesprochen. Diese Untersuchung, die übrigens nur alle zehn Jahre stattfindet, hat diesmal für besonders einschneidende Ergebnisse ans Tageslicht gefördert. Mein Kollege Ulrich Pick spricht in seinem Standpunkt von einem Epochenwechsel, der sichtbar geworden ist.

Weniger Gott, mehr Wissenschaftsgläubigkeit

Die aktuelle Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung offenbart einen Epochenwechsel. Nur noch 13 Prozent der Bundesbürgerinnen und -bürger verstehen sich als „kirchlich-religiös“. 56 Prozent bezeichnen sich hingegen als „säkular“, von denen die meisten - dies steht auch in der Studie - ein streng naturalistisches, ja antispirituelles Weltbild vertreten.

Wer hieraus den Schluss zieht, dass der liebe Gott in Deutschland kaum noch eine große Rolle mehr spielt, liegt zwar in der Sache richtig. Man kann es aber auch präziser formulieren: Das Weltbild der Deutschen wird stärker als je zuvor durch Wissenschaftsgläubigkeit oder jedenfalls einen nüchternen Rationalismus bestimmt, und ihr Horizont richtet mehrheitlich auf das rein Weltliche.

Ob das ausreicht, dem Geheimnis des Lebens angemessen auf die Spur zu kommen, bleibt dahingestellt. Fragen, wie sie der Philosoph Ernst Bloch formulierte in seinem weltberühmten Werk „Das Prinzip Hoffnung“, spielen offensichtlich keine oder eine nur weit nachgeordnete Rolle: „Wer sind wir?“ „Wo kommen wir her?“ „Wohin gehen wir?“

Diesen Wandel zu mehr Religionsferne und weniger Metaphysik mag man gut finden oder bedauern. Doch ob man einem wie auch immer gearteten Gottesglauben mit Jenseitshoffnung anhängt oder den Blick strikt rational nur aufs Diesseits richtet, hat auch Konsequenzen:

Die eine betrifft die globale Kommunikation. Denn wir müssen uns im Klaren sein, dass es Kulturen auf dieser Erde gibt, für die ein Leben ohne Gott kaum vorstellbar ist. Der Abstand zwischen ihnen und uns dürfte somit größer und die Verständigung schwieriger werden.

Die andere Konsequenz betrifft die persönliche Haltung. Wer nämlich keine Jenseitshoffnung hat, für den enden Leben und Bewusstsein mit dem leiblichen Tod. Ob dieser Schritt problemlos oder schwierig ist, muss letztlich jeder selbst entscheiden und auch aushalten.

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Pick, Ulrich