Udo Lindenberg trat zum 25. Jahrestag des Mauerfalls vor dem Brandenburger Tor in Berlin auf.

30 Jahre geeintes Deutschland

Der Soundtrack der Wiedervereinigung

Stand
Autor/in
Katharina Heinius

Als sich vor 30 Jahren Ost und West endlich wiedervereinten, lagen bewegte Zeiten hinter der DDR und der Bunderepublik. Davon zeugen auch die Lieder dieser Jahre. Lieder, die die Zerrissenheit im gespaltenen Deutschland widerspiegeln, die von Aufbruch sprechen und den Wandel ankündigen. Lieder, die Ost und West schon vor der Politik musikalisch einten. Und solche, die zum Symbol der Wiedervereinigung wurden.

Scorpions - "Wind of Change"

"Wind of Change" von den Scorpions ist die Hymne der Wende. Der Song ist zwar erst am 6. November 1990 auf dem Scorpions-Album "Crazy World" erschienen, dennoch symbolisiert er den Wind, der über alte Feindschaften hinwegweht und den Wandel bringt. Klaus Meine hatte sich für "Wind of Change" in der UdSSR inspirieren lassen. Als im August 1989 rund 250.000 sowjetische Staatsbürger den Scorpions-Hit "Still loving you" aus tiefstem Herzen mitsangen, war das ein Schlüsselmoment für Klaus Meine und  "Wind of Change".

David Hasselhoff - "Looking for Freedom"

"I’ve been looking for Freedom" singt David Hasselhoff Silvester 1989 an der Berliner Mauer und spricht damit den Deutschen aus der Seele. Es ist die Coverversion zur Deutschen Einheit, denn das Original, gesungen von Marc Seaberg, war bereits 1978 erschienen. Der deutsche Produzent und Komponist Jack White hat den Song geschrieben und arbeitete zur Zeit der Wiedervereinigung an einem Album für David Hasselhoff. So wurde "Looking for Freedom" ein Lied der Ost und West miteinander verbinden sollte.

David Hasselhoff - Looking For Freedom (ZDF Sylvester Trümpfe 31.12.1989)

Udo Lindenberg - "Sonderzug nach Pankow"

Den "Sonderzug nach Pankow" schrieb Udo Lindenberg Anfang der 80er zur Melodie des Swing-Klassikers "Chattanooga Choo Choo" als Reaktion auf die Ablehnung seines geplanten Konzertes in Ost-Berlin 1979. Lindenberg richtet sich damit ironischerweise direkt an den damaligen Staatsvorsitzenden Erich Honecker. 1983 schaffte es Lindenberg dann doch im Ost-Berliner Palast der Republik aufzutreten - allerdings nicht vor seinen Fans, die mussten draußen warten, sondern vor FDJ-Mitgliedern.

Marius Müller-Westernhagen - "Freiheit"

Auch wenn "Freiheit" von Marius Müller-Westernhagen eigentlich den Verlust und nicht den Gewinn der Freiheit beklagt, ist der Song eine Hymne für die Wiedervereinigung geworden. Das Lied erschien bereits im September 1987. Er habe beim Schreiben aber nicht an die Wiedervereinigung gedacht, so Westernhagen. Im September 1990 erschien davon eine Live-Version, danach spielte Westernhagen ihn kaum noch auf seinen Konzerten und schon gar nicht auf Wiedervereinigungsfeiern, wie er selbst sagte.

Karat - "Der blaue Planet"

Kommt es in Folge des Kalten Krieges zu einer nuklearen Katastrophe? Davor hatte man in West wie Ost Angst. Die Ost-Berliner Band Karat besingen diese Gefahr in ihrem Song "Der blaue Planet". 1982 erschien das gleichnamige Album - und zwar in beiden Teilen Deutschlands. Musik verbindet.

Karat - Der blaue Planet (Ein Kessel Buntes 03.11.1984) (VOD)

Pink Floyd - "Another Brick in the Wall"

Am 21. Juli 1990 führten Pink Floyd auf dem Potsdamer Platz in Berlin ihre Rockoper "The Wall" auf - eine symbolträchtige Aufführung im Niemandsland zwischen Ost- und West-Berlin. Acht Monate nach dem Fall der Mauer drängten sich in der lauen Sommernacht hunderttausende Menschen dicht an dicht und bekamen das Opus von Roger Waters in voller Länge zu hören.

Karat/Peter Maffay - "Über sieben Brücken musst du gehn"

West- und ostdeutsche Verbrüderung über einen Song - was kann es Schöneres geben? 1980 besuchte Peter Maffay die ostdeutsche Band Karat bei einem Konzert in Wiesbaden und fragte um Erlaubnis, ihren Song "Über sieben Brücken musst Du gehn" covern zu dürfen. Gefragt - getan - Erfolg gehabt. 1990 führten Maffay und Karat den Song gemeinsam auf. So kam es dann auch musikalisch zur Wiedervereinigung.

Wolf Biermann - "Ballade vom Preußischen Ikarus"

Die DDR-Führung hatte den regimekritischen Liedermacher Wolf Biermann schon seit längerem loswerden wollen. Ein Konzert Biermanns am 13. November 1976 in Köln wurde dann zum Anlass genommen, den Künstler auszubürgern, was deutschlandweit Proteste auslöste. Aufgrund seiner kritischen Texte hatte er davor in der DDR schon jahrelang Auftrittsverbot gehabt. Biermann litt unter dem geteilten Deutschland: Die "Ballade vom preußischen Ikarus" handelt von seiner persönlichen Zerrissenheit. 1976 in Köln spielte er sie als Zugabe.

Wolf Biermann - Ballade vom preußischen Ikarus

David Bowie - "Heroes"

Um einen Kuss an der Berliner Mauer, ein junges Pärchen, dass sich jeden Mittag auf einer Bank unterhalb des Wachturms trifft, um Liebe und Teilung - darum geht es in "Heroes". David Bowie nahm das gleichnamige Album Ende der 70er in den West-Berliner Hansa Studios auf. Bowie war 1976 nach Berlin gezogen.

City - "Am Fenster"

"Am Fenster" ist der erfolgreichste Song der ostdeutschen Rockband City: 1974 komponiert, 1977 veröffentlicht und 1987 zusammen mit "Hiroshima" von den Puhdys erneut erschienen. "Am Fenster" gehört zu den beliebtesten Songs aus der ehemaligen DDR. Er verhalf der Band auch zu Auftritten in Westdeutschland - und zu Platz 10 der SWR1 Hitparade 2020.

Die DDR-Band City
Platz 10: City und "Am Fenster". "Am Fenster" beruht auf einem Gedicht der Schriftstellerin Hildegard Maria Rauchfuß. Den besonderen Pfiff erhält der Song durch den (eigentlichen) City-Bassisten Georgi Gogow, der hier auf der Geige Elemente der Folklore seiner bulgarischen Heimat beisteuert. Wer wollte, konnte "Am Fenster" - namentlich in der damaligen DDR - als Sehnsucht nach Freiheit interpretieren... Bild in Detailansicht öffnen
Platz 8: Bette Midler mit "The Rose"
Platz 9: Bette Midler mit "The Rose" - Der Name Janis Joplin fällt im gleichnamigen Film kein einziges Mal, aber jeder weiß, dass Bette Midler das tragische Schicksal der Hippie-Ikone nachspielt. Als klassische Doppelbegabung intoniert sie den Titelsong selbst – berührend. Bild in Detailansicht öffnen
Metallica in Stuttgart
Platz 8: Metallica mit "Nothing else matters" - Was machen Vertreter der Schwermetall-Fraktion, wenn sie auch einmal in die Charts wollen? Richtig: sie nehmen eine Rockballade auf. Da dürfen dann auch mal akustische Gitarren und Streicher ran... Bild in Detailansicht öffnen
Platz 5: Deep Purple mit "Child in time"
Platz 7: Deep Purple mit "Child in time" - Der Song entstand, als Organist Jon Lord über den Song "Bombay Child" der Band It’s A Beautiful Day improvisierte – was Deep Purple prompt Plagiatsvorwürfe einbrachte. Heute singt Ian Gillan den Song nicht mehr live, weil ihm die hohen Töne zu anstrengend sind. Bild in Detailansicht öffnen
Platz 9: Journey - "Don't stop believin'"
Platz 6: Journey - "Don’t Stop Believin’" - Ende der 70er-Jahre spaltet sich der Hardrock in Amerika in zwei Hauptströme: Auf der einen Seite steht der ruppige Heavy Metal, auf der anderen Seite der sogenannte AOR-Rock, der mit fetten Gitarren, vollgriffigen Keyboards und eingängigen Refrains den Ohren schmeichelt und bald die Arenen füllt. Zu dessen erfolgreichsten Vertretern gehören Journey, die 1981 mit "Escape" das vielleicht beste Album dieses Genres einspielen und mit "Don’t Stop Believin‘" ganze Stadien zum Mitsingen bringen. Bild in Detailansicht öffnen
John Miles
Platz 5: John Miles mit "Music" - Im Jahr 1976 war dieser Song ganze 23 Wochen in den deutschen Charts. Musik war seine erste Liebe, so heißt es jedenfalls in seinem Top-Hit. Bild in Detailansicht öffnen
Da wo das Gläserne Hitparadenstudio steht, darf natürlich auch Livemusik nicht fehlen.
Platz 4: Die Anonyme Giddarischde rund um Roman Nagel und Thomas Merz alias Edsel gehören zur SWR1 Hitparade, wie der Wein zur Pfalz. In diesem Jahr sind sie mit ihrem "Palzlied" so weit gekommen, wie nie zuvor, bis auf Platz Vier. Der Titel aus dem Jahr 1997 ist DER Klassiker der Band und wird manchmal sogar im Schulunterricht in der Pfalz gesungen. Bild in Detailansicht öffnen
Led Zeppelin
Platz 3: Led Zeppelin mit "Stairway to Heaven" - Auch wenn das Lied eigentlich "Treppe in den Himmel" heißt, wurde der Band immer wieder vorgeworfen, dass sie satanische Verse im Lied versteckt hatten. Diese sollten nur zu hören sein, wenn man die Platte rückwärts abspielte. Die Band hat diese Ideen immer wieder zurückgewiesen. Bild in Detailansicht öffnen
Platz 2: Disturbed mit "Sound of Silence"
Platz 2: Disturbed mit "Sound of Silence" - Heavy Metal und Simon & Garfunkel - auf diese Kombi muss man erst mal kommen! Und dann covert die amerikanische Metal-Band auch noch einen Song, der das Thema "Stille" thematisiert. Songschreiber Paul Simon zeigte sich jedenfalls hellauf begeistert. Bild in Detailansicht öffnen
Queen-Sänger Freddy Mercury
Platz 1: Queen mit "Bohemian Rhapsody" - Hinter diesem Song steckt die Genialität eines großen Musikers: Freddie Mercury. Wie ein Dirigent leitete der Sänger seine Band bei den Aufnahmen zur "Bohemian Rhapsody". Es dauerte mehr als drei Wochen bis der Song fertig war. Der in Sansibar als Farrokh Bulsara geborene Frontman von Queen starb am 24. November 1991 an den Folgen der Immunschwächekrankheit Aids. Bild in Detailansicht öffnen

Silly - "Verlorene Kinder"

1989 erschien "Verlorene Kinder" auf dem Silly-Album "Februar". Im Jahr des Mauerfalls machten Silly damit auf die Perspektivlosigkeit Jugendlicher in einer Berliner Hochhaussiedlung aufmerksam. Der Song beschreibt die Zerrissenheit der Jugendlichen, die lieber weggingen, aber dennoch bleiben, "wo sie zu Hause sind".

Tamara Danz (Silly) - Verlorene Kinder

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Katharina Heinius