Tennisspieler Jan-Lennard Struff beim Aufschlag (Foto: IMAGO, Pressefoto Baumann)

Tennis

Tennisturnier auf dem Weissenhof: Weltstars in familiärer Atmosphäre

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Robert Raff

Das Herren-Tennisturnier auf dem Gelände des TC Weissenhof in Stuttgart lockt wieder einmal die Besucher an. Bei den "Boss Open" liegt das Augenmerk auch auf dem Belag.

Das prestigeträchtigste Tennis-Turnier der Welt steht vor der Tür - die "Wimbledon Championships" in London. Anfang Juli kämpfen die Tennisprofis dort um den Titel - auf einem Belag, der nicht alltäglich ist. Denn statt auf Sand oder Hartplatz wird dort auf Rasen gespielt. Im Tennis-Zirkus eher eine Seltenheit, die Rasen-Saison dauert in der Regel drei bis vier Wochen.

Rasen-Tennis fasziniert. Weil auf dem grünen Untergrund sehr viel Flexibilität gefragt ist und ein ein anderer Körperschwerpunkt. Man bekommt die Bälle nicht so sauber auf den Schläger, wie zum Beispiel auf Hartplatz oder Sand. Das bedeutet aber auch, dass das Spiel unkonventioneller, spektakulärer wird. So auch bei den "Boss Open" in Stuttgart, das Turnier auf dem Gelände des TC Weissenhof wird jetzt zum achten Mal auf Rasen ausgetragen. "Das ist sensationell. Ich spiele selber hobbymäßig Tennis und dann sieht man so ein Turnier auf der Anlage. Wahnsinn", schwärmt beispielsweise Besucher Alexander Krumm.

In Stuttgart ist neben den Spielern auch der Platz der Star. Viele machen Fotos vor den Spielfeldern. Sogar dann, wenn sich keine Akteure die Bälle zuspielen. Das Flair des großen Wimbledon - es ist auch in der baden-württembergischen Landeshauptstadt zu spüren.

Der Rasen bringt Prestige - und Zusagen

In Deutschland gibt es nur zwei Herren-Rasenturniere, einmal in Halle und dann eben in Stuttgart. Seit 2015 sind die Plätze beim TC Weissenhof mit dem grünen Belag geschmückt. Ein Umstand, der bei den Fans gut ankommt. Viele reisen von außerhalb auf den Killesberg, um sich zum ersten Mal ein Rasen-Turnier anzusehen - etwa aus München, Augsburg oder gar der Schweiz. Das "kleine Wimbledon" in Stuttgart zieht neben den Fans aber auch die Spieler an. Gerade die deutschen Tennis-Asse freuen sich, die Rasen-Saison im eigenen Land eröffnen zu dürfen.

Dessen sind sich auch die Verantwortlichen um Turnierdirektor Edwin Weindorfer bewusst. Mit dem Umstieg auf Rasen hat man das Turnier nochmal attraktiver gemacht. Das Bonbon, das mit dem prominenteren Teilnehmerfeld einhergeht, nimmt man in Stuttgart natürlich gerne mit.

"Es war der absolut richtige Schachzug auf Rasen zu gehen, wir haben Top-Spieler an Bord, die wir sonst auf Sand nicht gekriegt hätten", sagt auch Michael Berrer, Ex-Weltranglistenspieler und mittlerweile Mitorganisator des Turniers, im Gespräch mit SWR Sport.

Sportliche Prominenz gibt sich die Ehre - und sich selbst als sehr nahbar

Die Top-Spieler, das sind beispielweise der Grieche Stefanos Tsitsipas, die aktuelle Nummer fünf der Welt, dazu gesellen sich Top-10 Spieler Taylor Fritz aus den USA oder auch das momentane deutsche Vorzeige-Doppel Krawietz/Puetz. Die Tennisprominenz zum Anfassen. Denn auf dem Weissenhof ist es üblich, dass die Protagonisten des Turniers inmitten der Zuschauer zum nächsten Trainingsplatz oder ins Clubhaus gelangen. Das eröffnet die Möglichkeit für Fotos und Autogramme.

Matteo Berrettini, Vorjahressieger, lässt sich trotz des Erstrundenaus nochmal blicken und sorgt für Begeisterung, auch Taylor Fritz sieht man immer wieder mit seiner Tennis-Tasche umherspazieren. "Es ist schön, dass man so nah dran ist. Dass die Spieler an einem vorbeilaufen, das ist sehr cool", findet Fan Marcel Radlmaier. An ihm ist - Momente vor dem Interview mit SWR Sport - die deutsche Nummer Eins, Jan-Lennard Struff, vorbeigeschlendert.

Auch beim Training der Stars kommen die Besucher voll auf ihre Kosten. Bei bestem Wetter im wahrsten Sinne des Wortes als Zaungast bei der Einheit von Stefanos Tsitsipas dabei zu sein - eine Erinnerung, die bleibt. "Das Wetter ist gut, die Spieler sind gut. Bisher ist alles gut", fasst es Julia Wegele zusammen.

Familiäres Umfeld als Pluspunkt

Und trotz des prominent besetzten Teilnehmerfeldes gibt sich die Veranstaltung als sehr besucherfreundlich. Die Wege sind kurz auf dem Weissenhof, die Anlage ist schön gelegen, die Plätze, sieht man mal vom Center Court und seinen Tribünen ab, sind in die Natur integriert. Darüber hinaus ist ebenfalls einiges geboten, diverse Stände sorgen für Unterhaltung zwischen den Partien, auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. "Ich komme jetzt schon ein paar Jahre hierher. Es ist wunderbar hier. Es macht Spaß und es ist für alle was da", sagt Tennis-Liebhaber Joachim Barry.

Nah dran, abwechslungsreich, eine schöne Anlage. Der Weissenhof sammelt Pluspunkte bei den Besuchern, viele möchten im nächsten Jahr wiederkommen. Auch die familiäre Atmosphäre sticht heraus. Die Hektik, die man von größeren Turnieren kennt, kommt trotz der Stars nicht auf. Ein Umstand, der auch erfahrenen Turniergängern sehr gefällt. Wie dem Vater von Kevin Krawietz, der sich im Gespräch mit SWR Sport begeistert zeigt. "Ich finde es sehr gemütlich, sehr familiär", beobachtet Joachim Krawietz, bevor er sich dem ersten Aufschlag des Doppels seines Sohnes widmet.

Die Atmosphäre dürfen die Eltern von Kevin Krawietz noch ein bisschen weiter genießen. Der Sohnemann gewann am Mittwoch sein Achtelfinale gemeinsam mit Partner Tim Puetz.

Was bleibt nach dem Turnier?

Am Sonntag stehen dann die Endspiele in der Einzel- und Doppelkonkurrenz an. Und danach ist erstmal Schluss mit dem Trubel, bis dann die Herren-Asse der Tennis-Tour im nächsten Sommer wieder auf dem Rasen am Weissenhof aufschlagen. Die Faszination der Rasenplätze bleibt - auch für die Mitglieder des TC Weissenhof. "Das tut unserer Anlage auch gut, wenn wir rein egoistisch denken. Rasenplätze und Sandplätze zu haben, das ist extrem erfreulich", sagt Marili Ebert. Und freut sich auch auf die Zeit nach den "Boss Open". "Nach dem Turnier dürfen wir dann auch die Erfahrung machen und Rasen-Tennis spielen."

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Robert Raff