Matthias Pfleiderer und Fabian Vogel gewinnen Gold bei der Trampolin-WM in Sofia.

Trampolin | Hintergrund

Weltmeister Matthias Pfleiderer: Wenn der Partner zum Gegner wird

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Autor/in
Anna Faber

Matthias Pfleiderer vom MTV Stuttgart wurde 2022 Welt- und Europameister im Trampolin-Synchronspringen. Nun muss er gegen seinen Synchron-Partner um das Olympia-Ticket kämpfen.

Nach seinem WM-Sieg im November in Bulgarien hieß es für den 27-jährigen Trampolinturner Matthias Pfleiderer zunächst: Umziehen. Und das nicht mal eben aus dem Nachbarort zum nächsten, sondern von Spanien zurück nach Stuttgart. Seit Januar hatte der gebürtige Allgäuer seinen Lebensmittelpunkt auf die iberische Halbinsel verlegt und mit spanischen Kollegen trainiert.

Zurück in Stuttgart muss der Sportsoldat erstmal wieder ins Training zurückfinden, erzählt Pfleiderer im Interview mit SWR Sport: "Aktuell geht es auch erstmal darum, an kleinen technischen Feinheiten zu feilen. Im Januar geht es wieder voll los." Dann ist die volle Konzentration auf die Olympiaqualifikation gerichtet. Dorthin zu kommen ist jedoch ein harter Weg. Auf diesem muss er sogar seinen Synchron-Partner Fabian Vogel ausschalten.

"Jeder will gewinnen, das ist klar, aber da gibt es von meiner Seite aus kein böses Blut."

Synchron-Partner werden zu Rivalen um Olympia

Nach den großen Erfolgen im Trampolin-Synchron muss sich der Mann vom MTV Stuttgart nun auf das Einzel konzentrieren. Denn: Der Synchron-Wettbewerb ist nicht olympisch. Hinzu kommt, dass es weltweit nur 16 mögliche freie Plätze gibt. Und das Schlimmste: Jede Nation bekommt nur einen Platz. Deswegen muss Pfleiderer seinen Erfolgs-Partner Vogel vom MTV Bad Kreuznach schlagen. Zusammen holten sie Gold sowohl bei der Welt- als auch bei der Europameisterschaft 2022. Grund für Streit zwischen den Freunden, die sich seit ihrer Jugend kennen?

Matthias Pfleiderer und Fabian Vogel gewinnen Gold bei der Trampolin-WM in Sofia.
Matthias Pfleiderer (r.) und Fabian Vogel (l.) mit ihren Goldmedaillen bei der Trampolin-WM in Sofia.

"Jeder will gewinnen, das ist klar, aber da gibt es von meiner Seite aus kein böses Blut", versichert Pfleiderer: "Wir sind schon seit wir 13 Jahre alt sind Konkurrenten im Einzel. Ich denke, jeder ist für seine Leistung verantwortlich. Und wenn der andere besser ist, dann respektiert man das."

Der lange Weg nach Paris

Der Weg zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris wird sich in den nächsten anderthalb Jahren über fünf Weltcups und die Weltmeisterschaft im November 2023 entscheiden. Die acht besten der WM sind direkt qualifiziert. Die weiteren acht werden über ein Weltcup-Ranking ermittelt, das erst im Frühjahr 2024 feststehen wird.

Mit gesundem Selbstbewusstsein und realistischer Selbsteinschätzung geht Pfleiderer die Quali an: "Ich rechne mir auf jeden Fall größere Chancen aus, als beim letzten Mal. Da war es auch schon knapp. Ich würde mal sagen es ist 50:50, weil wir eben nur 16 Startplätze haben. Die wollen alle haben, aber ich gebe alles." 2020 hatte er die Olympiaqualifikation unter anderem durch ein hohes Arbeitspensum im Studium verpasst.

Herausforderungen neben dem Sport wichtig

In die Olympiavorbereitung nimmt er auch seine Erfahrungen aus Spanien mit. Zu dem Auslandsjahr kam es, weil Pfleiderer neben dem Sport zusätzliche Eindrücke sammeln wollte. "Ich wollte unbedingt spanisch lernen, warum nicht in Spanien? Warum nicht eine neue Kultur kennen lernen?" Also fragte er einen spanischen Trampolinkollegen, ob ein gemeinsames Trainingsjahr möglich sei. Der nahm ihn begeistert bei sich auf. An den spanischen Lebensstil musste sich der aufgeschlossene 27-Jährige erstmal gewöhnen: "Es ist alles ein bisschen langsamer und unkontrollierter, aber die sind voll mit Herzblut dabei. Das hat mich sehr beeindruckt."

Ausgleich neben der Leistungssportkarriere ist Matthias Pfleiderer wichtig. Ausbildung und Studium zum Maschinenbautechniker hat er bereits abgeschlossen. Im Januar beginnt er in der Kaffeerösterei eines brasilianischen Freundes eine Baristaausbildung. So kann der Trampolinturner neben dem Sport einen neuen Beruf kennenlernen. Außerdem hilft ihm die Ablenkung auch sportlich weiter: "Man ist nicht komplett in einem Loch, wenn es sportlich mal nicht läuft, sondern man kann darauf aufbauen und Selbstvertrauen tanken." Als Barista hat er flexible Arbeitszeiten, was wichtig ist für den Weltmeister: "Aber wenn es neben dem Sport dann nicht mehr geht, muss ich es halt wieder sein lassen."

Pleiderer geht gelassen in die Quali

Das Wissen, dass er jederzeit ohne den Sport beruflich durchstarten kann, bringt Matthias Pfleiderer auch eine gewisse Gelassenheit. Die kann für die anspruchsvolle Olympiaqualifikation ein entscheidender mentaler Vorteil sein. Für die lange Zeit bis zur Entscheidung und das Duell mit dem Partner.

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Anna Faber

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