Eine Gruppe argentinischer Fans posiert in Trikots für ein Foto

Fußball | WM in Katar

WM-Begeisterung: Ein Hauch von Buenos Aires in Fellbach

Stand
Autor/in
Leon Sander

Argentinien feiert die WM und hofft auf einen Sieg im WM-Halbfinale gegen Kroatien am Dienstag (20 Uhr/ARD). Die argentinischen Fans in Fellbach wollen Messi und Co. ins Finale schreien.

Zuerst ein Spiel mit 50.000 Zuschauern in Buenos Aires, dann eins im Flugzeug und schließlich mit 250 Landsleuten in einer Fußballhalle in Fellbach: Dominic Sessa hat bislang eine ganz besondere WM gesehen. Der 28-Jährige ist Deutsch-Argentinier, in Stuttgart geboren und Bruder der Fußballprofis Kevin und Nicolas Sessa.

Die Sessas sind Teil der argentinischen Gemeinde in Baden-Württemberg, eine der größten in Deutschland. Und die trifft sich zum Public Viewing in Fellbach, um ihre Nationalmannschaft anzufeuern.

Die argentinischen Fans beim Public Viewing in der Fußballhalle von Fellbach.
Die argentinischen Fans beim Public Viewing in der Fußballhalle von Fellbach.

Argentinische Fans bejubeln in Fellbach Messi & Co.

Der SoccerOlymp Fellbach ist längst zur blau-weißen Fanmeile geworden. Dominic Sessas Eltern arbeiten seit 16 Jahren in der Fußballhalle und haben sie zum Treffpunkt für die argentinische Gemeinde gemacht. Die Argentinier feierten dort auch mit Trommeln und Gesängen den Viertelfinal-Sieg im Elfmeterschießen gegen die Niederlande. "Es war wie ein Hallen-Basketballspiel", beschreibt Dominic Sessa im Interview mit SWR Sport die emotionalen Szenen. 250 Argentinier im Buenos Aires-Modus in Fellbach. Dominic Sessa kann das bestätigen, denn er war erst kürzlich in der argentinischen Hauptstadt.

Ein Jahr lang war er in Süd- und Mittelamerika unterwegs und natürlich auch in der Heimat seiner Eltern. Während der WM-Gruppenphase war er in Buenos Aires. Mit 50.000 Menschen feierte er den 2:0-Sieg der Albiceleste gegen Mexiko in der Gruppenphase. Mit dabei waren auch seine Brüder Nicolas und Kevin. Beide nutzten die WM-Pause in der Liga, um Dominic auf seiner Reise zu besuchen. Kevin spielt in der 2. Liga in Heidenheim, Nicolas in der 3. Liga beim SC Verl.  

Dominic Sessa (r.) steht mit seinen Brüdern Kevin (l.) und Nicolas (m.) auf einem Public Viewing Feld und halten die argentinische Flagge in die Kamera.
Dominic Sessa (r.) mit seinen Brüdern Kevin (l.) und Nicolas (m.) in Buenos Aires.

Ausgelassene WM-Stimmung in Argentinien

Die Szenen in Argentinien könne man nicht mit Deutschland vergleichen, die Stimmung in der Heimat sei komplett ausgelassen, erzählt Sessa: "Die Mentalität und die Leidenschaft sind ganz anders als hier." WM-Müdigkeit oder gar Boykotte wie in Deutschland kennen sie in Argentinien nicht, die Straßen sind voller Menschen. Grund für die Ekstase ist besonders der "Heilsbringer" der Argentinier, Lionel Messi. Sessa erzählt, wie ein Mann auf den Obelisken von Buenos Aires, eines der Wahrzeichen der Stadt, kletterte und schrie: "Wir glauben nicht an Gott, wir glauben an Messi."

Das entscheidende Gruppenspiel gegen Polen musste Sessa im Flieger zurück nach Deutschland verfolgen, doch auch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Das Flugzeug war voller Argentinier, und die feierten den Achtelfinaleinzug. Die Passagiere sangen zusammen mit der Kabinencrew und "der Pilot hat mitgeschrien", so der ehemalige Oberligaspieler Sessa. Er lief unter anderem für den SSV Reutlingen auf.

Argentinien hofft auf den WM-Titel

Das Achtelfinale gegen Australien und das Viertelfinale gegen die Niederlande schaute Sessa zurück in der Fußballhalle in Fellbach, wo er als Jugendlicher selbst jobbte.

Zusammen mit seinen Landsleuten und seiner Familie wird er die Albiceleste auch am Dienstag (13.12./20 Uhr) im Halbfinale gegen Kroatien anfeuern. Seine Mutter und sein Vater werden natürlich da sein, seine Schwester ebenso. Bruder Kevin kommt vermutlich nach dem Training aus Heidenheim, "wenn er nicht zu platt ist". Einzig Nicolas kann nicht unterstützen. Er wohnt in der Nähe von Verl in Bielefeld und muss dort nach einem argentinischem Public Viewing suchen.

Lionel Messi und Diego Maradonna gemalt auf die Motorhaube eines VW Käfers.
Die Lichtgestalten des argentinischen Fußballs: Lionel Messi und Diego Maradona.

Die Sessas und ihre Landsleute sind zuversichtlich – nicht nur für das Halbfinale: "Wir glauben sehr an den Titel", so Dominic Sessa. Gegen Kroatien tippt er auf ein 2:0 nach 90 Minuten: "Ich hoffe, dass wir nicht immer leiden müssen bis zum bitteren Ende." Bisher hat es Argentinien meist spannend gemacht. Die Hoffnungen ruhen dabei besonders auf "Gott" Messi. Für den siebenmaligen Weltfußballer ist es vermutlich die letzte Chance, seine Nation zum Titel zu führen. "Er ist unsere letzte Große Hoffnung. Wir müssen es genießen, solange wir ihn haben".

Sollte Messi tatsächlich seine große Karriere krönen, dann wird er wieder Jubel in blau-weiß auslösen. In Buenos Aires, in Fellbach und vielleicht auch wieder in einem Flugzeug über dem Atlantik.

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Leon Sander

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