Thomas Hengen, FCK

Fußball | 2. Bundesliga

Beraterfrei im NLZ? Die Meinung von FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen

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INTERVIEW
Stefan Kersthold

Zweitligist FC St. Pauli möchte zukünftig in seinem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) bei minderjährigen Spielern nicht mehr mit Beratern und Agenturen zusammen arbeiten. Der 1. FC Kaiserslautern unterstützt diesen Weg, hat aber Zweifel an der Umsetzung

Im exklusiven Interview mit SWR Sport äußerte sich FCK-Geschäftsführer Sport Thomas Hengen zum Vorgehen des FC St. Pauli. Er unterstützt die Idee, bezweifelt jedoch, ob sich das in der Realität umsetzen lässt.

SWR Sport: Thomas Hengen, der FC St. Pauli möchte ein Zeichen gegen zu viel Berater-Einfluss setzen. Da geht es um NLZ-Spieler, die noch nicht volljährig sind. Die Hamburger haben angekündigt, nicht mehr mit Beratern und Agenturen zu verhandeln, wenn die Spieler noch nicht 18 sind. Was ist von diesem Vorschlag zu halten? Ist er einerseits naiv oder ist das möglich?

Thomas Hengen: Er ist grundsätzlich eine tolle Idee; inwieweit das praxisnah ist, wird sich zeigen. Wenn du 18 Jahre alt bist, kannst du selbst unterschreiben, und wenn du dann irgendwann Vertragsspieler sein wirst - wo ist da der Übergang? Geht der Spieler dann, wenn es zum Profi-Vertrag übergeht, zum anderen Verein, weil der Berater dann auch ins Spiel kommt? Wenn er dann volljährig ist, dann wird er sich einen Berater nehmen. Das wird sehr interessant sein, wie sich das Ganze in der Praxis verhält. Wir haben ja im NLZ auch den einen oder anderen Spieler mit Berater, dann den einen oder anderen mit einem Familienmitglied oder mit einem Freund, der offiziell gar kein Berater ist, der ihn aber unterstützt. Oder der Papa, der das dann selber macht. Also es wird sehr interessant zu sehen, wie das in der Praxis funktionieren kann und ob es überhaupt funktioniert. Aber der Ansatz, der ist schon klar nachvollziehbar. Und wir unterstützen das auch sehr gerne, weil im NLZ die sportliche Entwicklung das Allerwichtigste sein sollte und nicht der Vertrag oder das Geld oder die Provision.

SWR Sport: Wie macht es denn der 1. FC Kaiserslautern? Wie sind da die Erfahrungswerte im NLZ?

Hengen: Man darf ja erst ab der U16 Verträge vergeben, demzufolge sind die Gespräche vorher schon mit Eltern und Angehörigen zu führen, das wird im NLZ auch getätigt. Aber welche Möglichkeit hat der Verein, wenn der Spieler mit dem Berater an den Tisch kommt und sagt, 'ich mache das nur mit dem Berater'? Wie gehst du dann weiter? Sagst du dann dem Spieler, 'okay, dann musst du dich von einem Berater trennen, sonst kriegst du keinen Vertrag'? Das ist in der Praxis sehr, sehr schwer umzusetzen. Wir haben ein paar Berater im NLZ. Es ist noch nicht so in der Häufigkeit, wie vielleicht in Hamburg. Bei uns haben wir meistens noch Eltern mit am Tisch sitzen. Aber ich finde da keine Lösung. Ich habe eine Meinung dazu - ob das so in der Praxis umzusetzen ist, wird sehr schwierig sein.

SWR Sport: Wie sieht denn die Provision bei so einem Jugendspieler bzw. für den Berater aus? Wenn so ein Jugendspieler transferiert wird, ist das prozentual ähnlich, wie bei den bei den Erwachsenen?

Hengen: Das ist individuell, was mit dem jeweiligen Verein, mit dem jeweiligen Berater und dem Spieler vereinbart wurde. Also das kann in alle Richtungen gehen. Es gibt Vereine, die geben vielleicht noch einen Job für ein Elternteil dazu oder ein Auto. Ich kann nur für uns sprechen: Wir haben da ganz normale, kleine Modifizierungen. Das ist nichts, worüber man reden muss bei uns, weil wir da viel zu weit weg sind. Wir haben es da auf der einen Seite leichter, als ein großer Verein, der ja viel mehr in seine Jugend investieren muss. Aber wie sich das dann weiterentwickelt, wird interessant sein. Wir unterstützen das auf jeden Fall. Wir sind nicht gegen die Berater, sondern es geht darum, dass du das Sportliche in den Vordergrund setzt, dass die Spieler und die Angehörigen das auch verstehen. Wenn das Sportliche stimmt und du deinen Weg machst, kommt Finanzielle dann von alleine.

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