In Kreßberg auf der Siedlung Tempelhof steht Deutschlands erstes Earthship. Ein nachhaltiges Erdhaus, das im Wesentlichen aus Zivilisationsabfällen, wie alten Autoreifen, recycelten Baustoffen und natürlichen Materialien wie Erde und Lehm besteht. Gebaut wurde es von 2015 bis 2016 von der Gemeinschaft Schloss Tempelhof und vielen internationalen Helfern. Entwickelt wurde das Prinzip in den 70ern von dem amerikanischen Architekten Michael Reynolds. Mehr als 2.000 Earthships gibt es bereits weltweit.
Deutschlands erstes "Earthship" in der Gemeinde Tempelhof
Adda zählt mit ihren 75 Jahren zu den ältesten Bewohnern der Bauwagensiedlung rund um das Earthship. Auch sie hat damals beim Bau mitgeholfen. Das Earthship wurde weitestgehend mit Händen gebaut. Adda arbeitete früher als Altenpflegerin in Freiburg. Mit 63 Jahren entschied sie sich, in der Öko-Siedlung Tempelhof bei Kreßberg zwischen Heilbronn und Nürnberg zu leben. Die Gemeinschaft Schloss Tempelhof wurde 2010 gegründet. Ein soziales Experiment mit dem Ziel, ein Gegengewicht zur zunehmenden Vereinzelung der Menschen in modernen gesellschaftlichen Strukturen zu setzen. Die Gemeinschaft ist genossenschaftlich organisiert und alle Entscheidungen werden basisdemokratisch getroffen. Wer dort leben möchte, muss seine Finanzen offenlegen, zahlt 32.000 Euro ein und erhält damit ein Wohnrecht auf Lebenszeit.
Wohnen in einer Jurte
In der Nähe der Ortschaft Tempelhof, wo sich die Hauptgebäude der Gemeinschaft befinden, steht Addas Bauwagen- und Jurten-Gruppe und deren Gemeinschaftshaus, das Earthship. Der Platz wird als Tempelfeld bezeichnet. Addas persönliches Wohnexperiment ist die sechseckige Jurte. Eine Variante des bekannten Nomadenzelts aus Holz. Sie lebt dort allein auf knapp 30 Quadratmetern.
Ihr Freund Wilhelm ist ehemaliger Landwirt und gelernter Metzger, er stammt aus einem Dorf in der Nähe der Gemeinschaft. Adda und Wilhelm lernten sich über ein Internetforum kennen. Mittlerweile ist auch er Teil der Gemeinschaft Schloss Tempelhof. Er wohnt allerdings in einer Wohnung im Hauptort. Addas Jurte besteht aus vorgefertigten Holzelementen und ist relativ schnell auf- und abbaubar. Beheizt wird sie, wie die anderen Bauwägen und Jurten auch, mit Nahwärme des Hauptortes.
Nachhaltig und energieautark leben
Das Earthship selbst wird nur durch Sonnenergie geheizt. Die verwendeten Baustoffe speichern diese und kühlen gleichzeitig im Sommer. Typischerweise sind Earthships hinsichtlich Wärme, elektrischer Energie, Wasser und Abwasser völlig autark. Auch das Earthship am Tempelhof kann sich annähernd selbstversorgen: eine Solaranlage auf dem Dach, Nahrungsmittel im innenliegenden Gewächshaus, eigene natürliche Wasseraufbereitung. Durch Zugeständnisse an behördliche Vorgaben ist das Pilotprojekt Earthship aber kein gänzlich in sich geschlossener Kreislauf geworden. Die Baukosten beliefen sich auf ca. 300.000 Euro ohne Erschließung des Tempelfeldes der Bauwagengruppe. Ein Crowdfunding erbrachte stolze 198.000 Euro ein.
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