
Sandra aus Karlsruhe war vor einigen Jahren in den Medien, weil sie Jens Spahn dazu aufgefordert hat, einen Monat von Hartz IV zu leben. Heute stockt die alleinerziehende Mutter ihr Bürgergeld mit einem kleinen Job auf.
Mein Sohn ist Teenager und will shoppen, mal ins Kino oder mit Freunden ausgehen. Wenn ich da öfter Nein sagen muss, weil wir uns das nicht leisten können, tut das einfach weh. Daran gewöhnt man sich nicht.
Sandra bekommt Bürgergeld und arbeitet zusätzlich acht Stunden in der Woche in einer Einrichtung für psychisch kranke Menschen. Das Geld bei ihr und ihrem 16-jährigen Sohn ist immer knapp. „Ich glaube, man lernt, damit umzugehen, dass man sich viele Dinge nicht leisten kann. Wenn man eine Weile in dieser Mühle mitläuft. Aber es tut mir für meinen Sohn oft leid”, erklärt Sandra.
Wie viel wert hat die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben?
Freizeitaktivitäten sind quasi nicht möglich, sagt sie: „Wenn man auf einen Geburtstag eingeladen ist und nicht mal dafür Geld hat. Man kann manchmal nicht mal die Familie besuchen. Man möchte sich auch nicht ständig einladen lassen und wie ein Bittsteller aussehen. Also das ist wirklich einer der wichtigsten Punkte: Teilhabe und ein Netzwerk zu haben, damit man gut leben kann. Das ist für die Psyche einfach wichtig.”
Diskussion um die Höhe des Bürgergelds
Vom Bürgergeld zu leben, ist eine Herausforderung, meint Sandra. Da sie krank ist, kann sie nicht Vollzeit arbeiten. „Die Diskussion um Bürgergeld ist sehr davon geprägt, dass eine Summe X von Menschen nicht arbeiten will. Und ja, die gibt es in jedem System. Aber unter diesem Fokus leiden vor allem die Menschen, die nicht arbeiten können. Die werden dadurch bestraft.”
Leben in Armut: Betroffene Frau aus Karlsruhe erzählt
Stigmatisierung von Menschen, die Sozialleistungen in Anspruch nehmen
Im Vergleich zu noch vor ein paar Jahren, geht es ihr besser, weiß Sandra. „Dadurch, dass ich einen kleinen Job gemacht habe und auch durch das Bürgergeld, das Hartz IV ersetzt hat, ist ein bisschen mehr in der Tasche. Was aber nicht bedeutet, dass man damit jetzt wirklich gut leben kann. Es ist gut, dass es den Sozialstaat gibt. Absolut. Es gibt auch tolle Leistungen, die man beantragen kann und trotz allem ist es immer ein Kampf. Dieses ‚Meine Kinder sollen nicht sagen, dass man von Bürgergeld lebt‘ ist geblieben und eher noch schlimmer geworden, diese Stigmatisierung.”
Schulunterricht bald im Bus?
Die Corona-Krise macht erfinderisch: Die Reisebusunternehmer Timo und Mirco Bohr möchten mobile Klassenzimmer bauen, damit an den Schulen Abstandsregeln eingehalten werden können.
Erzähl uns Deine Story
Du kennst jemanden, dessen Geschichte wir unbedingt erzählen müssen oder Du hast selbst etwas zu erzählen? Dann sende uns einen Hinweis.