12.10.1901

Kaiser Franz Joseph testet ersten "Anrufbeantworter"

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Von Autor/in SWR2 Archiivradio

Ende des 19. Jahrhunderts gab es Telefone und es war auch schon möglich, Klänge und Sprache aufzuzeichnen, etwa auf einer Wachswalze. 1898 wurden beide Techniken kombiniert. Geboren waren die ersten Anrufbeantworter – oder genauer: Anrufentgegennehmer. Denn eine Stimme, die dem Anrufer antwortet, gibt es freilich noch nicht.

Telegraphon – Erfindung des Dänen Valdemar Poulsen

Eins der Modelle ist das Telegraphon des dänischen Erfinders Valdemar Poulsen. Es besteht, wie frühere Aufnahmegeräte, aus einer Walze. Allerdings wird der Ton nicht auf Wachs festgehalten, sondern elektromagnetisch. Um die Walze war ein Draht gewickelt, ursprünglich eine Klaviersaite. Man spricht in ein Mikrofon, das elektrische Ströme erzeugt. Alternativ lässt sich auch ein Telefon anschließen. Die elektrischen Ströme aktivieren einen Elektromagneten, der sich entlang des Drahtes bewegt und diesen wiederum magnetisiert.

Technische Neuheit wird auf der Pariser Weltausstellung vorgestellt

Auf der Pariser Weltausstellung 1900 wird das Telegraphon vorgestellt. Wilhelm Exner, Hofrat unter dem Österreichischen Kaiser Franz Joseph, besucht die Weltausstellung. Er erwirbt ein Telegraphon sowie einige weitere technische Geräte für das österreichisch-ungarische Handelsministerium, aus denen ein Jahr später eine Ausstellung in Wien zusammengestellt wird.

Franz Joseph I. testet den Apparat bei einer Ausstellung in Wien

Kaiser Franz Joseph besucht diese Wiener Ausstellung am 12. Oktober 1901 und testet das Telegraphon höchstselbst. Nachdem er in seiner Sprachaufnahme sein Interesse bekundet, folgt ein Nachsatz von Hofrat Wilhelm Exner. Dieser dankt dem Kaiser für die Gnade, in den Apparat gesprochen zu haben.

Mancherorts wird als Aufnahmedatum noch der 20. September 1900 angegeben, verbunden mit dem Hinweis, dass Franz Joseph I. den Apparat direkt auf der Pariser Weltausstellung getestet hat. Diese falschen Angaben fanden sich bis vor Kurzem auch im SWR2 Archivradio. Erst neuere Forschungen von Christian Liebl haben die tatsächliche Entstehung der Aufnahme rekonstruiert.

24.12.1899 Älteste Weihnachtsaufnahme: Kaufmann Adolf Rechenberg schenkt seiner Frau einen Phonographen

24.12.1899 | Weihnachten 1899 beglückt Bergwerksbesitzer Adolf Rechenberg aus der Niederlausitz seine Frau Anneliese mit dem neuesten Hightech-Spielzeug: Einem Edison-Phonographen. Und er hat die originelle Idee, sich selbst bei der Geschenkübergabe aufzunehmen.
Zunächst mahnt er seine Kinder mit einem "Silentium" zur Ruhe und weist ihnen ihren jeweiligen Platz auf dem Sofa zu. Anschließend spricht er zu seinem "lieben, guten Weib". | http://swr.li/weihnachtsphonograph

31.12.1899 Älteste erhaltene Silvesteransprache – Adolf Rechenberg begrüßt das Jahr 1900

31.12.1899 | Nachdem Bergwerksbesitzer Adolf Rechenberg seiner Frau zu Weihnachten einen Edison-Phonographen geschenkt hat, beeindruckt er damit schon eine Woche später die Gäste seiner Silvesterfeier. Er hält um kurz vor Mitternacht eine kleine Ansprache, die er auch auf dem neuen Gerät festhält. So entsteht die älteste erhaltene Silvesteransprache der Welt. Und zugleich: Neujahrsansprache – denn am Ende begrüßt er das Jahr 1900.

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SWR2 Archiivradio
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Gábor Paál
Gábor Paál