Gewerkschaft vermutet Insolvenzverschleppung

Leoso Hotel in Ludwigshafen: Mitarbeiter bekommen keinen Lohn mehr

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Von Autor/in Janosch Beyer

Die Belegschaft des Leoso Hotels am Ludwigshafener Hauptbahnhof bekommt seit Monaten kein Geld. Die Geschäftsführung ist abgetaucht, Gäste kommen keine mehr, die Angestellten sind ratlos.

Die Mitarbeiter des Hotels haben sich am Mittwoch vor dem verwaisten Hotel versammelt. "Ohne Lohn keine Existenz" oder "Wo bleibt die Gerechtigkeit?", steht auf den Plakaten, die sie in die Höhe halten. "Was jetzt hier abgeht, das ist nicht mehr schön", sagt eine Mitarbeiterin, die lieber anonym bleiben will. "Es fühlt sich keiner verantwortlich für uns. Wir werden im Regen stehen gelassen und wir bekommen keine Informationen!" Seit 34 Jahren arbeitet sie in dem Hotel am Ludwigshafener Hauptbahnhof.

Früher gehörte es zur Ramada-Gruppe, dann zu Best Western - jetzt Leoso. Schon seit November bekommen die Angestellten des Leoso Hotels keinen Lohn mehr. Das Telefon ist abgestellt und und auch der Strom soll abgestellt werden, heißt es von den Angestellten.

Die Rezeption des Leoso-Hotels in der Nähe des Hauptbahnhofs: Die Uhren laufen noch - aber Gäste kommen keine mehr.
Die Uhren laufen noch - aber Gäste kommen keine mehr ins Ludwigshafener Leoso Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofs. Bild in Detailansicht öffnen
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"Geisterhotel" in Ludwigshafen: Gewerkschaft vermutet Insolvenz

Erst im Mai hatte das Haus den Besitzer gewechselt, im Oktober dann erneut. Unter dem neuen Geschäftsführer aus München sind die Gehaltszahlungen an die Angestellten eingestellt worden. Schon davor habe es keine Abrechnungen mehr gegeben, sondern nur noch den Netto-Betrag aufs Konto, erzählen sie. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) vermutet, dass es sich um eine Insolvenzverschleppung durch den neuen Besitzer handeln könnte.

Um darauf aufmerksam zu machen, hat die NGG zu einem Termin vor Ort eingeladen.

Leoso Hotel
Angestellte des Leoso Hotels in Ludwigshafen halten Plakate in die Höhe, auf denen sie ihren Lohn und Gerechtigkeit einfordern

Es ist ein Riesenskandal, dass sich die Geschäftsführer nicht bei den Menschen hier melden und sich nicht der Verantwortung stellen!

Mitarbeiter demonstrieren vor verwaistem Hotel

Überraschend ist, dass die Mitarbeiter trotzdem nach wie vor täglich zur Arbeit kommen, denn sie wollen keinen Grund für eine fristlose Kündigung liefern, sagen sie. Vor Ort können sie allerdings nichts machen – denn ohne Hotelgäste gibt es auch keine Arbeit.

Leoso Hotel in Ludwigshafen: Angestellte wollen ihren Lohn

Die Gewerkschaft vermutet, dass das Unternehmen nicht mehr zahlungsfähig ist: "Die Insolvenz ist aus unserer Sicht gegeben, das müssen die zuständigen Stellen jetzt ermitteln", so NGG-Gewerkschaftssekretär Viktor Grauberger.

Die Angestellten werden seit Monaten allein und im Unklaren gelassen. Sie wissen nicht, wer ist überhaupt ihr Ansprechpartner und wie kommen sie aus der Situation raus?

Die Gewerkschaft hofft, dass die Staatsanwaltschaft von sich aus ein Insolvenzverfahren eröffnet. Die Angestellten haben mit Unterstützung der Gewerkschaft Anzeige erstattet und rechtliche Schritte eingeleitet.

Das Leoso-Hotel auf dem Online-Hotel-Portal Booking.com
In Online-Portalen wie Booking.com taucht das Hotel noch auf. Ein Zimmer reservieren kann man dort aber nicht mehr.

Früherer Geschäftsführer weist Vorwürfe zurück

Wir erreichen den früheren Geschäftsführer, der die Geschäfte von Mai bis Oktober geführt hatte, übers Handy. Solange er da gewesen sei, habe er das Gehalt pünktlich gezahlt, beteuert er, und auch alte Rechnungen des Vorgängers übernommen. Wegen der Rechnungen und nicht gezahlter Pacht gebe es gerade auch einen Rechtsstreit, sagt der Ex-Geschäftsführer. Mehr wolle er nicht sagen.

Die Angestellten des Leoso-Hotels jedenfalls fühlen sich von beiden Geschäftsführern im Stich gelassen. Sie werfen beiden Investoren vor, die Insolvenz zu verschleppen. Damit haben sie im Moment auch keinen Anspruch auf Insolvenzgeld durch die Ämter und müssen nun seit Monaten ohne Einkommen leben. Obwohl sie jeden Tag zur Arbeit kommen.

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