13.8.1961

Die Mauer entsteht – Umfrage unter DDR-Bürgern

Stand
Autor/in
SWR2 Archivradio
Moderator/in
Gábor Paál
Gábor Paál

DDR-Bürger loben Maßnahmen der eigenen Regierung

Am Tag, als die DDR-Regierung die Sektorengrenze abriegelt – die Vorstufe zum Mauerbau – sendet Radio DDR eine Umfrage unter den eigenen Bürgerinnen und Bürgern. Gesendet werden ausschließlich Stimmen, die die Regierung in Ostberlin für die Maßnahmen loben. Sie „hätten schon viel früher“ kommen müssen. Der Historiker Dr. Stefan Wolle meint dazu in SWR2 Wissen:

„Diese Art von Umfragen kann man einfach nicht ernst nehmen. Es wäre niemanden anzuraten gewesen, da eine andere Meinung zu sagen. Denn die Staatsorgane der DDR haben sehr rigoros also jeden Widerstand und jeder, jeder jede abweichende Meinung sofort mit Brachialgewalt gebrochen. Und wenn jemand den Mut gefunden hätte, da was anderes zu sagen, dann hätten sie es eben einfach nicht gesendet.“

In Wahrheit hätten sich die Bürger resigniert und hilflos gefühlt:

„Angesichts dieses gewaltigen Aufmarsches an militärischen Machtmitteln, hinter denen ja auch noch die Sowjetarmee stand, bot sich nicht der geringste Raum für die Hoffnung, dass offene Widerstandshandlungen sinnvoll gewesen wären. Obwohl, das wissen wir jetzt erst aus internen Papieren, die sich in den Archiven gefunden hat. Die SED-Führung hat mit offenem Widerstand gerechnet. Sie hat alles vorbereitet, um solche, sagen wir mal Streikmaßnahmen, offene Demonstrationen zu unterdrücken. Es ist dazu nicht gekommen. Die Analysen allerdings der Staatssicherheit der DDR zeigen deutlich, dass der größte Teil der Bevölkerung dagegen gewesen ist.“

Mauerbau 1961 in Originaltönen

13.8.1961 Beginn des Mauerbaus in Berlin: Reportagen von der Sektorengrenze

Der 13. August 1961 gilt als Beginn des Mauerbaus. Eine Mauer ist an dem Tag allerdings noch nicht zu sehen, aber Stacheldraht: Die DDR riegelt die Sektorengrenze ab und reißt stellenweise die Straßen auf. Dass irgendwas passiert, ist unübersehbar. Schon in den frühen Morgenstunden schicken Sender Freies Berlin (SFB) und RIAS ihre Reporter an die Sektorengrenze. Wir hören zunächst Götz Kronburger vom SFB.
Eine Viertelstunde später meldet sich RIAS-Reporter Rainer Höynck vom Potsdamer Platz.
Später fährt Erich Nieswandt vom SFB für den Sender Freies Berlin von einem Grenzübergang zum anderen. Wir hören ihn erst am Brandenburger Tor und anschließend an der Bernauer Straße.
Die Situation an der Bernauer Straße ist bizarr, denn auf der südlichen Straßenseite verläuft die Sektorengrenze direkt an der Hauswand: Die Häuser gehören zu Ost-, der Bürgersteig zu Westberlin. Später wurden die Hauseingänge zugemauert, die Menschen konnten nur noch über die Hinterhöfe in ihre Wohnungen gelangen. Immer wieder sind aber auch Bewohner in den Westen geflohen, indem sie aus dem Fenster über die Grenze sprangen. Teilweise wurden sie mithilfe von Feuerwehr-Sprungtüchern auf dem Bürgersteig aufgefangen, erklärt der Historiker Stefan Wolle in SWR2 Wissen:
"Davon gibt es Fotos und eben auch Rundfunkreportagen. Die Bernauer Straße geriet schnell in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit durch die spektakulären Fluchtaktionen. Später wurden dann diese Häuser ganz abgerissen, damit die Posten der DDR freies Schussfeld haben, um auf Flüchtlinge zu schießen.“

14.8.1961 Walter Ulbricht im Gespräch mit Arbeitern und Soldaten

14.8.1961 | Am Tag nach Beginn des Mauerbaus begleitet das DDR-Fernsehen Walter Ulbricht, wie er sich in Ostberlin unters Volk mischt und mit Arbeitern und Soldaten spricht – vorbereitet durch eine überschwängliche Anmoderation.

Archivradio-Gespräch Der Mauerbau 1961 – Eskalation im Kalten Krieg

Um Mitternacht wird die Sektorengrenze abgeriegelt. Reporter berichten schon in den frühen Morgenstunden von den Bauarbeiten. Zu hören: Aufnahmen aus Ost und West – eingeordnet vom Historiker Dr. Stefan Wolle.

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