Ein Motorradfahrer fährt an einem sonnigen Tag auf einer Straße. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/APA/picturedesk.com)

Diskussion um Motorradlärm

Wissing will keine generellen Fahrverbote für Motorräder

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Seit Wochen demonstrieren Motorradfahrer in Rheinland-Pfalz und ganz Deutschland gegen mögliche Fahrverbote am Wochenende. Unterstützung kommt von Verkehrsminister Wissing (FDP) mit einem "Ja, aber".

Viele Anwohner in Dörfern rund um den Nürburgring in der Eifel und im Pfälzerwald erleben Wochenende für Wochenende ein Lärmspektakel: Zuhauf donnern frisierte Motorräder mit lauten Auspuffanlagen durch enge Straßen. Häufig hört man sie schon, wenn sie noch kilometerweit entfernt sind.

Rheinland-Pfalz unterstützt wie Baden-Württemberg eine Bundesratsintiative gegen Motorradlärm. Allerdings hat sich der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) im SWR1-Interview gegen generelle Fahrverbote ausgesprochen. "Ich will keine Fahrverbote, aber ich will, dass diejenigen, die unnötig Lärm verursachen, (...) , dass die klare Grenzen aufgezeigt bekommen." Die Bundesratsinitiative sei ein "guter Anfang für einen Dialog" zwischen Anwohnern, Motorradfahrern und der Politik, so der Minister weiter.

"Es kann nicht sein, dass Motorräder bewusst manipuliert werden, um möglichst viel Lärm zu erzeugen."

Wissing forderte auf europäischer Ebene klare Grenzwerte für Motorradlärm. Nationale Alleingänge seien keine Lösung. Technisch seien leise Motoren kein Problem, so Wissing.

Wie gefährlich ist Motorradfahren?

Neben lauten Auspuffanlagen ist ein weiteres Problem die risikoreiche und oft rücksichtslose Fahrweise mancher Biker - mit schlimmen Folgen: In 2019 ist die Zahl der Motorradunfälle laut Verkehrsunfallbilanz Rheinland-Pfalz zwar von 2.807 (2018) auf 2.656 Fälle gesunken, es starben bei den Unfällen aber 41 Biker - neun mehr als im Vorjahr. Auch bundesweit nahm die Zahl der getöteten Motorradfahrer mit 619 um 7,7 Prozent zu.

Wie hoch das Risiko für Biker ist, zeigt die jüngste bundesweite Unfallstatistik. Hier heißt es: "Das Risiko, bei Straßenverkehrsunfällen tödlich verletzt zu werden, lag für Benutzer von Krafträdern mit amtlichem Kennzeichen mit 14 Getöteten je 100.000 Krafträder deutlich über dem Wert von Pkw-Insassen mit drei Getöteten je 100.000 zugelassenen Fahrzeugen."

Biker verursachen Unfälle oft selbst

Eine ältere Auswertung des SWR von 2016, die sich mit den Unfallzahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg beschäftigte, zeigte, dass fast alle Motorradunfälle von den Fahrern selbst verschuldet waren. Meist waren sie zu schnell unterwegs.

Unfallschwerpunkte in Eifel, Westerwald und Pfälzerwald

Es sind vor allem die kurvigen Straßen in den Mittelgebirgsregionen von Rheinland-Pfalz, auf denen sich besonders viele schwere Motorradunfälle ereignen. Der SWR-Auswertung zufolge waren das:

  • Straßen rund um den Nürburgring im 20-km-Umkreis
  • B48 im Pfälzerwald zwischen Rinntal und Hochspeyer
  • B37 zwischen Hochspeyer und Bad Dürkheim
  • L313 und L325 Verbindungsstraßen zwischen Montabaur und Obernhof

Ein häufiger Unfallschwerpunkt war auch die Landstraße durch das Elmsteiner Tal im Pfälzerwald. Doch seit 1994 ist sie zwischen der B39 (Frankeneck) und der B48 (Johanniskreuz) vom 1. April bis 31. Oktober 2020 für Motorräder an Samstagen, Sonn- und Feiertagen gesperrt. Möglicherweise bleibt dies nicht die einzige Sperrung. Die Diskussion, ob es bald auch auf anderen Strecken in Rheinland-Pfalz solche Fahrverbote geben soll, ist in vollem Gang.

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SWR