Die Ergebnisse einer Übersichtsstudie, die kürzlich von einem internationalen Forschungsteam veröffentlicht wurde, sind deutlich: Die Verschmutzung von Boden und Wasser kann einen großen Einfluss auf die Gesundheit unseres Herz-Kreislauf-Systems haben und sogar damit verbundene Krankheiten auslösen oder verstärken.
Schadstoffe stammen aus Industrieabfällen und Pestiziden
Die Schadstoffe gelangen unter anderem durch Industrieabfälle in Boden und Wasser. Weil es weltweit immer mehr Fabriken, Verkehr und Abholzung gibt, werden aber auch die Folgen des Klimawandels präsenter. Hierzu gehören Dürren und unregelmäßiger Regen – ein Problem für die Landwirtschaft.
Um die Ernten trotz schlechter Wetterverhältnisse zu sichern, greifen Landwirt:innen öfter zu Düngemitteln und Pestiziden. Nehmen wir die Schadstoffe dann mit der Nahrung auf, könnte das erhebliche Folgen für unser Herz-Kreislauf-System haben.
Laut Thomas Münzel, Professor am Zentrum für Kardiologie der Universität Mainz und Mitautor der Studie, ist Blei der bedenklichste Schadstoff, der in Boden und Wasser vorkommt. Aber auch andere Schwermetalle, Pestizide, Mikro- und Nanoplastik stellen ein Risiko für die Gesundheit dar.
Verschmutzung von Wasser und Boden erhöht Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Gelangen die Schadstoffe in unseren Körper, kann das unter anderem zu Entzündungen und Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus führen. Dazu kommen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Neben den bekannteren Ursachen, wie Bewegungsmangel, Stress oder Rauchen, können diese Erkrankungen aber auch durch die Aufnahme von Schadstoffen aus dem Boden oder Wasser verursacht werden.
Die häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Bluthochdruck, Herzinfarkte und Schlaganfälle. Sie gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Wie groß dieses Risiko ist, wurde lange Zeit unterschätzt.
Was tun, wenn das Herz verrückt spielt?
Menschen sind weltweit durch Boden- und Wasserverschmutzung gefährdet
„Im Prinzip haben wir festgestellt, dass doch dramatisch viele Leute, oder Menschen durch Bodenverschmutzung und Wasserverschmutzung gefährdet sind“, sagt Münzel. Er vermutet, dass die Bodenverschmutzung mindestens drei Milliarden Menschen gefährdet, die Wasserverschmutzung etwa zwei Milliarden.
Betrachtet man die hierdurch verursachte Übersterblichkeit - also die Zahl der Tode, die den erwarteten Wert überschritten - ist der Einfluss der Luftverschmutzung trotzdem deutlich größer. Sie liegt laut Münzel bei mehr als acht Millionen Menschen pro Jahr weltweit.
Bei der Wasserverschmutzung gehe man von zwei Millionen, bei der Bodenverschmutzung von ungefähr von 500 bis 800 Tausend Sterbefällen pro Jahr aus. Knapp die Hälfte dieser Todesfälle sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen zuzuschreiben.
China und Indien besonders von Schadstoffbelastung betroffen
Besonders Länder wie China und Indien sind von den Verunreinigungen in Boden und Wasser betroffen. Das liegt unter anderem an der Umweltverschmutzung durch die sehr schnell wachsende Industrie. In Europa sei das Problem geringer, sagt Münzel.
Wegen des Klimawandels könnte sich die Situation aber ändern. Denn durch dürrebedingte Maßnahmen, wie den Einsatz von Pestiziden, könnten künftig auch hier mehr Schadstoffe in Boden und Wasser gelangen.
Wie kann man sich schützen?
Laut Münzel kann man die Aufnahme solcher Schadstoffe über die Ernährung zum Beispiel verringern, indem man belastete Lebensmittel vermeidet. Das gelingt oft schon dadurch, dass man Obst und Gemüse gründlich wäscht oder schält. So können Rückstände von Pestiziden oder Schwermetallen entfernt werden. Bei einer erhöhten Trinkwasserbelastung kann ein Filter die Qualität des Trinkwassers verbessern.