Der Abpfiff erlöste den wankenden SC Freiburg nach einer wilden Schlussphase gegen Holstein Kiel. Trainer Julian Schuster tobte auf der Bank dennoch wie nach einer krachenden Pleite. Der Trainer war stocksauer, weil seine Schützlinge fast noch eine 3:0-Führung gegen Holstein Kiel aus der Hand gegeben hätten. Am Ende gewann der SC 3:2 (2:0) beim Jahresauftakt der Fußball-Bundesliga gegen den Aufsteiger und hält durch den Dreier Kurs Richtung Europacup.
Gemischte Gefühle bei Christian Günter und Vincenzo Grifo
"Wir waren alle ein bisschen angefressen wegen der letzten Minuten", sagte Freiburgs Kapitän Christian Günter nach dem Spiel im Interview mit SWR Sport. "Wir dürfen das Spiel so nicht zu Ende bringen." Die ersten 85 Minuten seien gut gewesen, dann hätte man die Ordnung verloren analysierte Günter. "Es hat sich so ein bisschen eingeschlichen", versuchte er sich die Schlussphase zu erklären. Vincenzo Grifo hatte nach dem Spiel keine Antwort auf den Filmriss der Breisgauer nach der 3:0-Führung: "Ich weiß es selbst nicht. Es darf nicht passieren."
Zuvor waren Günter (38. Minute) und Grifo (74.) für Freiburg erfolgreich gewesen. Zudem traf der Kieler Nicolai Remberg ins eigene Tor (23.) - Freiburg führte komfortabel mit drei Toren. Dann aber verkürzte Phil Harres (85., 90.) mit zwei späten Treffern und sorgte damit für große Unruhe in der Freiburger Schlussphase. "Wir müssen uns anschauen, in welchen Situationen wir noch ein Risiko eingehen, wo wir noch einen Pass ins Zentrum spielen oder doch einen einfacheren Ball", äußerte sich Günter selbstkritisch.
SC-Trainer Julian Schuster: "Schlecht begonnen, schlecht aufgehört"
"Schlecht begonnen, schlecht aufgehört", fasste es Trainer Julian Schuster lapidar zusammen. Denn die 33.700 Zuschauer im Freiburger Stadion hätten nach nicht einmal zehn Sekunden fast ein Turbo-Tor gesehen. SC-Keeper Noah Atubolu schoss den Kieler Harres an, konnte den aufs Tor fliegenden Abpraller im letzten Moment jedoch kurz vor der Torlinie klären.
"Es war vieles gut und was wir auch sehen wollten", lobte Schuster das Spiel seines Teams nach dem Aufreger zu Beginn. Bis zur Schlussphase hätte die Mannschaft eigentlich nichts zugelassen. "Jetzt haben wir noch ein paar Punkte, über die wir sprechen und die wir besser machen können", wollte der Coach eher eine Chance zur Weiterentwicklung im Spielverlauf sehen.
Günter verwandelt direkten Freistoß sehenswert
Die Führung für die Gastgeber fiel auch eher glücklich. Remberg wollte gegen Eren Dinkci retten, fälschte die Hereingabe aber per Grätsche ins eigene Tor ab. Günter legte per sehenswertem Freistoß direkt in den Winkel noch vor der Pause nach. "Den Ball so zu erwischen, absolutes Sahnetor des Tages", lobte der eigentliche Freistoß-Spezialist Grifo seinen Kapitän - fügte dann aber lachend hinzu: "Muss man ihn mal fragen, ob er das so gewollt hat." Und Günter gab angesprochen auf seinen direkt verwandelten Standard zu: "Ich wollte ihn auf das lange Eck bringen, damit ihn einer vielleicht erwischt oder ein Verteidiger ihn abfälscht." Er habe das Tor des Jahres für den Sport-Club in 2024 geschossen, da wolle er in diesem Jahr auch wieder dabei sein, fügte er lachend hinzu.
Freiburg in der Englischen Woche gegen Frankfurt
Grifo hatte mit seinem fünften Saisontor zum 3:0 eine Viertelstunde vor Schluss eigentlich für Sicherheit beim Sport-Club gesorgt, bevor Harres mit seinen beiden Treffer die Partie doch noch einmal spannend machte - und Schusters Nerven an der Seitenlinie strapazierte. "Gewonnen, drei Punkte - das ist gut für den Rückrundenstart", wollte sich Trainer Schuster die Laune trotz des ursprünglichen Ärgers beim Abpfiff dann aber doch nicht verderben lassen. Und auch Günter blieb zuversichtlich. "Grundsätzlich ist es herausragend für uns, dass wir nach 16 Spieltagen 27 Punkte haben."
Am Dienstag (14.01., 20:30 Uhr / live im Audiostream der Sportschau) kann Freiburg diese Bilanz ausbauen und weitere Punkte für das internationale Geschäft sammeln - auch wenn mit Eintracht Frankfurt ein schwerer Auswärtsgegner auf die Breisgauer wartet.