Der illegale Handel mit Tieren oder Produkten wie Elfenbein ist verboten. Trotzdem werden sie immer wieder durch Kontrollen geschmuggelt und illegal weiterverkauft. Um den Schwarzmarkt einzudämmen und das Leben der Tiere zu retten, könnte sich die sogenannte Gambia-Riesenhamsterratte (Cricetomys gambianus) als vielversprechender Helfer erweisen.
Eine neue Studie zeigt überraschende Ergebnisse: Die Riesenhamsterratten sind in der Lage, mithilfe ihres Geruchssinns illegale Wildtiergüter erfolgreich zu identifizieren – und das sogar, wenn der Geruch dieser Schmuggelware durch andere Gerüche verdeckt wird.
Riesenhamsterratten haben viele Vorteile gegenüber Spürhunden
Riesenhamsterratten haben einen besonderen Vorteil gegenüber Spürhunden, die bislang für solche Zwecke eingesetzt werden – und zwar ihre Größe. Sie werden 30 bis 40 Zentimeter groß, den Schwanz nicht mitgerechnet. Und besitzen damit sehr gute anatomische Voraussetzungen, um in kleine Lücken und Spalten eines Schiffscontainers zu gelangen.
Auch finanziell bieten die Nagetiere Vorteile: Die Schiffscontainer mit Röntgenstrahlen zu durchleuchten ist laut den Studienmacher:innen teuer und zeitaufwendig. Und auch die Kosten der Ausbildung und Ernährung von Riesenhamsterratten sind geringer als die von Hunden.
Die Hamsterratten haben außerdem einen gut ausgeprägten Geruchssinn und werden bis zu acht Jahre alt. Das aufwendige Training lohne sich, weil die Tiere wegen ihrer hohen Lebenserwartung lange Zeit im Einsatz sein könnten, sagt Verhaltensbiologin und Studienleiterin Isabelle Szott.

Training gegen illegalen Handel mit lebenden Tieren und Wildtierprodukten
Um die Riesenhamsterratten zu trainieren, wurden sie in einer kontrollierten Laborumgebung in der Zentrale der Organisation Apopo in Tansania mit verschiedenen Gerüchen vertraut gemacht. Insgesamt bestand das Projekt aus drei Experimenten. Ziel war es, dass die Tiere sich die Gerüche einprägen, um sie dann wiedererkennen zu können.
Zu den Übungsgegenständen zählten die Hörner von Nashörnern sowie Elefantenstoßzähne und ein bedrohtes afrikanisches Laubholz. Da der illegale Handel nicht nur Wildtierprodukte betrifft, sondern auch lebendige Tiere, sollten die Riesenhamsterratten sich auch den Geruch von Schuppentieren einprägen. Denn Schuppentiere gehören zu den weltweit am häufigsten gehandelten Säugetieren.
Das Fleisch von Schuppentieren gilt besonders in China und Vietnam als Delikatesse. Ihre Schuppen werden als Heilmittel gegen verschiedenste Krankheiten verwendet – obwohl sie nur aus Keratin bestehen, was der menschliche Körper auch selbst produziert.

Riesenhamsterratten mit hoher Erfolgsquote
In den Experimenten wurden insgesamt acht Riesenhamsterratten trainiert. Alle konnten die vier Gegenstände von Wildtieren erfolgreich von über 140 anderen häufig exportierten Gütern unterscheiden, berichten die Studienmacher:innen.
Besonders interessant: Die Tiere ließen sich nicht von anderen starken Gerüchen, wie Kaffeebohnen oder Waschpulver, ablenken. Sie konnten im Durchschnitt knapp 86 Prozent der illegalen Exportgüter identifizieren. Nur etwa ein Prozent der legalen Güter ordneten sie falsch ein.
Die Nagetiere wurden darauf trainiert, anhand der Schnüffeldauer an den Gegenständen zu zeigen, ob sie einen illegalen Gegenstand gefunden haben. "Wenn das jetzt eine Probe ist, auf die die Riesenhamsterratte trainiert wurde, dann hält sie einfach für circa drei Sekunden ihre Nase still", erklärt Studienleiterin Szott.

Illegaler Wildtierhandel findet vor allem per Schiff statt
Die Organisation Apopo trainiert Tiere, um sie im Kampf gegen Gefahren, Kriminalität und Krankheiten einzusetzen. Im Rahmen dieses Projekts beschäftigen sie sich mit dem Schutz von Wildtieren durch den Einsatz der Riesenhamsterratten.
Sie fokussieren sich dabei auf den illegalen Schiffshandel, um die Zahl der geschmuggelten Wildtiere und Wildtierprodukte einzudämmen. Apopo setzt die Riesenhamsterratten aber nicht nur hierfür ein. In weiteren Projekten lernen die Nagetiere zum Beispiel, Landminen in Kambodscha zu identifizieren.
Aktuell übten die Riesenhamsterratten außerdem eine neue Art, ein Signal auszulösen, berichtet Apopo auf der Plattform "X". Hierbei tragen sie ein Jäckchen, an dem ein Ball befestigt ist.
Zieht die Ratte mit den Vorderpfoten an dem Ball, wird ein Signalton ausgelöst, der darauf hinweist, dass sie etwas gefunden hat. Mithilfe dieses Signals sind die Ratten in der Lage, im richtigen Moment Alarm zu schlagen.

Weitere Forschungen geplant
Die Forschungen mit den Riesenhamsterratten werden aktuell fortgesetzt. Da das Projekt bisher nur im Labor stattfand, ist noch unklar, wie genau die Tiere in der Praxis eingesetzt werden können.
Doch vielleicht sind die Riesenhamsterratten schon bald gegen illegalen Handel im Einsatz und ergänzen die bisherigen Screening-Methoden bei Hafenkontrollen.