Illustration eines Hörgeräts, tags: Hörminderung (Foto: IMAGO, Science Photo Library)

Welttag des Hörens am 3. März

Diese Folgen kann der Verzicht auf ein Hörgerät haben

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AUTOR/IN
Frank Wittig
ONLINEFASSUNG
Leila Boucheligua

Trotz diagnostizierter Hörprobleme auf das Tragen eines Hörgerätes zu verzichten kann Hörprobleme verschlimmern und soziale Isolation, Depression, Demenz und das Sturzrisiko begünstigen.

Gut hören zu können gibt Sicherheit und ist wichtig für soziale Kontakte. Doch ein Hörgerät wollen viele Menschen nicht tragen. Auch nach einer medizinisch diagnostizierten Hörschwäche sind nur zwei Drittel der Betroffenen in Deutschland bereit, ein Hörgerät zu tragen.  

Anderseits zeigt die EuroTrak Germany Hörstudie von 2022, dass es 59% der Hörgerät-Träger*innen bedauern, dass sie sich nicht schon früher für eine Hörhilfe entschieden haben. Mit dem Welttag des Hörens am 3. März soll die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert werden. 

Hörminderung ist eine natürliche Abnutzungserscheinung der Sinneszellen im Innenohr

Es beginnt schleichend – meist zwischen dem 50. und dem 60. Lebensjahr: Mitbewohnerinnen und Mitbewohner sind erstaunt, wie laut man den Fernseher stellt. Immer häufiger bittet man Gesprächspartner, einen Satz zu wiederholen. Das sind bereits klare Zeichen einer Beeinträchtigung des Gehörs. Eine Folge natürlicher Abnutzungserscheinungen der Sinneszellen im Innenohr.  

Hörgeräte noch immer schambehaftet

Laut der EuroTrak Umfrage der Initiative Hörgesundheit lassen sich nur 19% der Deutschen, die bei sich eine Hörbeeinträchtigung vermuten, untersuchen. Knapp ein Drittel der Deutschen mit diagnostizierter Hörminderung verzichtet auf die Verwendung von Hörhilfen trotz ärztlicher Empfehlung. Das ist fahrlässig, sagt Sara Friauf, HNO-Ärztin an der Uniklinik Heidelberg: 

Wir sehen Isolation bei hörgeminderten Menschen, sie nehmen nicht mehr an Gesprächen Teil, nicht mehr an sozialer Interaktion. Sie möchten sich nicht mehr in Gesellschaft begeben, weil sie ja sowieso nichts verstehen.

Darüber hinaus sei mit einer Hörminderung die Wahrscheinlichkeit höher, eine Demenz zu entwickeln. Weiter seien Hörprobleme auch mit einem beeinträchtigten Gefühl für das Gleichgewicht und einem höheren Sturzrisiko verbunden.  

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Verschlechterung des Hörvermögens ohne Hörhilfe beschleunigt, weil die zuständigen neuronalen Netze im Gehirn verkümmern, wenn sie nicht mehr in gewohnter Weise mit Reizen gefüttert werden.  

Ein Mann und eine Frau schauen sich eine Reihe unterschiedlicher Hörgeräte an, tags: Hörminderung (Foto: IMAGO, Depositphotos)
Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Hörgeräte, die individuell an die Bedürfnisse der Tragenden angepasst werden.

Gang zum Arzt oder der Ärztin für eine Ursachensuche der Hörminderung

Genug Gründe, beim Verdacht auf eine Hörbeeinträchtigung den Akustiker aufzusuchen. Dort wird die Hörschwelle für unterschiedliche Tonhöhen und das Sprachverstehen in verschiedenen Lautstärken bestimmt. Liegt eine Hörminderung vor, muss der HNO-Arzt überprüfen, ob es eine altersbedingte Beeinträchtigung ist, oder ob andere medizinische Gründe vorliegen. 

Wenn man eine Verknöcherung der Hörknöchelchenkette hat, dann gibt es als Alternative zum Hörgerät auch eine Operation, die man durchführen kann. Auch eine chronische Knochenalterung sollte man vorher erst einmal operieren, bevor man in Richtung Hörgerät geht.

Wenn das Innenohr hochgradig betroffen sei, dann sei ein Cochlear-Implantat die richtige Alternative zu einem Hörgerät. 

Große Auswahl an Hörgeräten 

Bei normaler Hörminderung geht es zum Akustiker oder zur Akustikerin, um das passende Hörgerät auszuwählen. Das Spektrum ist groß und erfüllt die unterschiedlichsten Anforderungen. Es gibt mittlerweile Geräte, die fast unsichtbar sind. Sie sind allerdings nur für leichte Hörbeeinträchtigungen geeignet.

Andere Hörgeräte lassen sich besonders gut auf ein berufliches Lärmumfeld einstellen. Ganz wichtig: Zusammen mit dem Akustiker werden die Hörgeräte persönlich passend feinjustiert. 

Die HNO-Ärztin Sara Friauf hofft, dass sich die Einstellung zum Hörgerät mittelfristig ändert. Analog zur Haltung gegenüber der Brille:  

Eine Brille ist ja inzwischen auch ein Mode-Accessoire. Es wäre schön, wenn es mittlerweile auch akzeptiert wäre, dass das Hörgerät nicht für eine Behinderung steht, sondern nur ein Hilfsmittel ist. Wir würden uns wünschen, dass das in der Gesellschaft mehr als normal angenommen wird.

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