Oberhalb von Trier dreht sich schon so manches Windrad - wie hier im Hochwald, zwischen Pellingen und Zerf.

Stadtrat Trier beschließt Windkraftpläne

Experte aus Trier: "Wir brauchen sechsmal mehr Windenergie"

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Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Der Stadtrat Trier hat die Planung für 13 Windräder im Stadtgebiet beschlossen. Henrik te Heesen, Professor am Umwelt-Campus Birkenfeld, begrüßt diese Entscheidung ausdrücklich.

Wer in der Region Trier unterwegs ist, fährt an vielen Windparks vorbei. Es gibt kaum einen Höhenzug, auf dem sich kein Rotor dreht. Doch es sind lange nicht genug, sagt Professor Henrik te Heesen vom Umwelt-Campus Birkenfeld. Der Physiker sagt, es wäre sechsmal so viel Wind- und Sonnenenergie nötig, um Deutschland klimaneutral zu machen.

Der Professor begrüßt daher auch eine Entscheidung des Trierer Stadtrates. Der hat sich am Mittwoch dafür entschieden, in den nächsten Jahren 13 Windräder im Stadtgebiet zu bauen.

Professor Henrik Te Heesen ist Physiker. Der Wissenschaftler lehrt und forscht im Fach Umwelttechnik am Campus in Birkenfeld.
Professor Henrik Te Heesen ist Physiker. Der Wissenschaftler lehrt und forscht im Fach Umwelttechnik am Campus in Birkenfeld.

SWR Aktuell: Professor Te Heesen, die Stadt Trier plant in den nächsten Jahren 13 große Windräder zu bauen. Was halten Sie von diesen Plänen?

Henrik te Heesen: Ich denke, das Potential ist sehr groß für Trier. Wegen der Höhenzüge rund um die Stadt gibt es hier auch geeignete Flächen - anders als vielleicht in München. Zudem sollte auch Trier einen Beitrag leisten, um die Klimaschutz-Ziele zu erreichen. Ich denke auch, dass das Projekt eine große Signalwirkung hätte und vielleicht auch andere Städte motivieren könnte, nachzuziehen. Bislang finden sich Windparks ja vor allem im ländlichen Raum.

SWR Aktuell: Viele Bürger stören sich daran, dass die neuen Anlagen aus dem Moseltal deutlich sichtbar wären. Gibt es denn keine anderen Freiflächen mehr, die infrage kommen?

Henrik te Heesen: Seit Jahren sind Windkraftprojektierer auf der Suche nach guten Flächen und von denen sind inzwischen auch einige schon bebaut. Deutschland muss aber, um bis etwa 2045 klimaneutral zu werden, etwa sechsmal so viele Windkraft- und Solaranlagen bauen wie wir bislang schon haben. Dadurch, dass die Windenergieanlagen aber so viel leistungsstärker geworden sind, werden auch Flächen interessant, die vorher unattraktiv waren.

Windräder werden immer leistungsstärker - und immer größer: Diese Anlage steht zwischen Pellingen und Zerf, oberhalb von Trier.
Windräder werden immer leistungsstärker - und immer größer: Diese Anlage steht zwischen Pellingen und Zerf, oberhalb von Trier.

Proteste gegen Pläne für Windräder in Trier

SWR Aktuell: Schon jetzt gibt es Protest gegen Anlagen, zum Beispiel im Trierer Ortsteil Herresthal. Die Kritik: durch die Anlagen und die Zuwege wird der Wald zerschnitten. Wie groß ist der Eingriff eines Windparks in die Natur?

Henrik te Heesen: Natürlich gibt es einen Eingriff in die Natur, der aber überschaubar ist. Wer Windräder baut, muss Umweltauflagen einhalten. Da wird vorher genau geprüft, dass nicht zu viel Waldfläche abgeholzt wird und auch Arten geschützt bleiben. Mit dem Schaden, der etwa durch den Kohleabbau entsteht, ist das gar nicht zu vergleichen.

"Wer sich an Windparks stört, soll sich den Tagebau in Garzweiler im Rheinischen Kohlerevier ansehen. Da wurden ganze Dörfer umgesiedelt."

Braunkohle-Tagebau bei Garzweiler: Geologen weltweit möchten ein neues Erdzeitalter ausrufen: das Anthropozän. Denn der Mensch trägt ganze Berge ab, bestimmt, wo Flüsse fließen, hebt den Meeresspiegel an, beeinflusst die Artenvielfalt und ändert das Klima. Er ist zum entscheidenden Faktor im System Erde geworden.
In der Nähe von Garzweiler hat der Abbau von Braunkohle deutliche Spuren hinterlassen.

SWR Aktuell: Die 13 Windräder könnten nach Berechnungen genügend Strom produzieren, um die Hälfte der Haushalte in Trier zu versorgen. Wie viele Solaranlagen müsste man bauen, um so viel Energie zu produzieren?

Henrik te Heesen: Die Photovoltaik ist sicherlich eine sehr gute Ergänzung zur Windenergie. Alleine reicht die Sonnenenergie aber auch nicht aus, um die Energieversorgung sicherzustellen.

"Selbst wenn wir jetzt in Trier alle Dächer mit Solarzellen ausstatten, würde das nicht reichen, um Trier komplett mit Energie zu versorgen."

Das wird aus dem Solarkataster deutlich. Außerdem darf man ja auch nicht vergessen, dass die Photovoltaik nur tagsüber Strom produziert, wenn die Sonne scheint. Deswegen ist es sehr attraktiv, Windenergie mit Photovoltaik zu verknüpfen. So kann es auch gelingen, eine ganze Region mit erneuerbarer Energie zu versorgen.

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SWR Aktuell: Wenn der Wind ordentlich bläst und die Sonne scheint, produzieren wir in einigen Regionen bereits Überschüsse an Strom. Aber gibt es nicht weiterhin das Problem, dass wir die Energie nicht für die Flauten einspeichern können?

Henrik te Heesen: In Deutschland haben wir keine ausreichenden Speicherkapazitäten, das stimmt. In anderen Ländern Europas gibt es bereits sehr leistungsfähige Pumpspeicherwerke, zum Beispiel in Österreich, der Schweiz oder in Norwegen. Und direkt in unserer Nachbarschaft liegt ja im luxemburgischen Vianden ein solches Speicherwerk, das auch im deutschen Stromnetz hängt. Dorthin können wir unter anderem unseren überschüssigen Windstrom transportieren. So ist das Problem also europaweit durchaus in den Griff zu bekommen.

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