picture alliancedpa | Sebastian Gollnow (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Zu wenig Schlaf und schlechte Nachtruhe

Mehr als 30.000 junge Menschen in Baden-Württemberg leiden unter Schlafstörungen

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Matthias Roman Schneider

Kinder und Jugendliche leiden in BW häufiger unter Schlafstörungen. Nach Daten des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung sind Jungen etwas mehr betroffen als Mädchen.

Nachts wach liegen, keine Ruhe finden, das Handy noch einmal in die Hand nehmen, bis man endlich müde wird. Bei einigen ist das manchmal der Fall - wenn man aber regelmäßig drei bis vier Mal die Woche nicht einschlafen kann, könnte es sich um Schlafstörungen handeln. Expertinnen und Experten raten dann zur Behandlung. Vor allem immer mehr jungen Menschen wird eine Schlafstörung diagnostiziert.

Etwas mehr Jungen als Mädchen mit Schlafstörungen diagnostiziert

Allein in Baden-Württemberg leiden mehr als 30.000 Heranwachsende an Schlafstörungen: Innerhalb eines Jahres ist bei mehr als 16.100 Jungen und 14.500 Mädchen im Alter bis 19 Jahre eine Schlafstörung diagnostiziert worden. Das belegen Daten des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung, wie die Krankenkasse am Mittwoch in Stuttgart mitteilte. "Langfristig können Schlafstörungen die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen negativ beeinflussen, was sich unter anderem in einem höheren Risiko für psychische Störungen und in schlechteren Schulleistungen niederschlagen kann", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg dem Evangelischen Pressedienst (EPD).

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Experte: Schlafdauer von 7 bis 9 Stunden angemessen

Nach Angaben der American Sleep Association schlafen 6- bis 13-Jährige im Mittel zwischen neun und elf, 14- bis 17-Jährige acht bis zehn Stunden. Ab einem Alter von 18 Jahren ist eine Schlafdauer von sieben bis neun Stunden angemessen. In der Pubertät werden alle Jugendlichen automatisch zu Langschläfern. "In keiner anderen Lebensphase geht der Mensch abends später zu Bett und schläft morgens länger als in der Pubertät. Das liegt nicht nur, aber vor allem an der hormonellen Umstellung", so Plötze.

Innere Uhr versus klingelnder Wecker

Entgegen dieser inneren Uhr müssten viele Kinder früh aufstehen, um rechtzeitig in der Schule zu sein. Vor diesem Hintergrund kann Winfried Plötze dem Selbstversuch einer 7. Klasse am Gymnasium Plochingen (Kreis Esslingen) viel abgewinnen.

Dort können die Schüler sechs Wochen lang an zwei Tagen entscheiden, ob sie morgens lieber früh anfangen oder länger schlafen möchten. "Ich finde das Projekt sehr gut und ich bin gespannt, ob die Schülerinnen und Schüler an den Tagen, an denen der Unterricht später beginnt, nicht nur ausgeschlafen, sondern auch leistungsfähiger sind."

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Behandlung von Schlafstörungen

Eine Schlafstörung sei behandlungsbedürftig, wenn sie innerhalb eines Monats mindestens dreimal wöchentlich auftrete und sie das Verhalten und die Leistungsfähigkeit des Kindes am Tage negativ beeinflusse. Das Schlaf-Wach-Verhalten des Menschen verändert sich im Laufe des Lebens.

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