Tunnelbohrmaschine "Wilhelmine" in Rastatt wird geborgen (Foto: SWR)

Erste Fotos nach Havarie

Tunnel Rastatt: Verschüttete Tunnelbohrmaschine wird freigelegt

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Patrick Neumann
Patrick Neumann (Foto: SWR, SWR -)
Sven Huck
Ein Bild von Sven Huck (Foto: SWR)

Knapp sieben Jahre nach der Havarie an der Baustelle des Rastatter Eisenbahntunnels haben Arbeiter die verschüttete Tunnelbohrmaschine erreicht. Sie soll jetzt freigelegt werden.

In Rastatt wird mit der Bergung der Tunnelbohrmaschine "Wilhelmine" begonnen. Vor sieben Jahren wurde die etwa 90 Meter lange und mehrere Millionen Euro teure Maschine bei Bauarbeiten in der Oströhre des Rastatter Tunnels verschüttet.

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Tunnelbau in Rastatt - das sind die nächsten Schritte:

Chronik: Havarie der Tunnelbohrmaschine:

Bergung der Tunnelbohrmaschine wird Monate dauern

Nach der Havarie im Jahr 2017 waren die über dem Tunnel verlaufenden Gleise der Rheintalbahn sichtbar abgesackt. Aus statischen Gründen wurde die Tunnelbohrmaschine "Wilhelmine" deshalb in Beton eingegossen. Um sie zu bergen, musste zunächst eine 16 Meter tiefe Grube ausgehoben werden. Laut Bahn müssen etwa 52.000 Tonnen Material bewegt werden.

Tunnelbohrmaschine "Wilhelmine" noch mit Schneidrad (Foto: Pressestelle, Birte Froebus (IB Kirschke))
Tunnelbohrmaschine "Wilhelmine" noch mit Schneidrad

Das Zertrümmern und Bergen der Bohrmaschine wird noch rund ein Jahr in Anspruch nehmen. Die Maschine wird horizontal in der Mitte geteilt, in zwei etwa fünf Meter hohe Hälften, heißt es von den Projektverantwortlichen. Dabei kommt eine sogenannte Seilsäge zum Einsatz, ein diamantbesetztes Stahlseil.

Man kann sich das vorstellen wie ein Baguette, das der Länge nach aufgeschnitten wird.

Danach wird die Tunnelbohrmaschine in Scheiben geschnitten, jede Scheibe etwa zwei Meter lang und 200 Tonnen schwer. Diese werden nach und nach abtransportiert. Pfingsten 2025 soll die Tunnelbohrmaschine endgültig aus der Grube entfernt sein. Nach Angaben der Deutschen Bahn wird die Oströhre dann in offener Bauweise fertiggestellt. Die Inbetriebnahme des Rastatter Tunnels ist am 13. Dezember 2026 geplant.

Als Nächstes wollen wir diese Baugrube auf rund 200 Meter Länge insgesamt ausheben, parallel dazu die Maschine zurückbauen und den Tunnel von unten nach oben wieder fertig bauen.

Die ersten Videoaufnahmen der verschütteten Tunnelbohrmaschine:

Innenausbau der Tunnelröhren geht voran

Laut Bahn läuft der Innenausbau der Tunnelröhren auf Hochtouren. Seit Anfang 2023 wird die sogenannte feste Fahrbahn hergestellt. Dabei werden später die Gleise nicht auf Schotter liegen, sondern auf einer Tragplatte aus Stahlbeton. Das soll die Instandhaltung in Grenzen halten. Mit dem Zug sollen im Tunnel Geschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometer pro Stunde möglich sein.

Sommer 2024: Dreiwöchige Sperrung der Rheintalbahn geplant

Im Sommer wird die Strecke der Rheintalbahn erneut gesperrt. Vom 10. bis 30. August wird der Abschnitt zwischen Rastatt und Baden-Baden nicht befahrbar sein. Die Fernverkehrszüge entfallen zwischen Karlsruhe beziehungsweise Rastatt und Baden-Baden. Im Regionalverkehr fallen die Züge zwischen Rastatt und Baden-Baden aus, dafür fahren Busse.

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Ersatzbusse fahren Rheintalbahn bei Rastatt wird im Sommer drei Wochen gesperrt

Die Rheintalbahn wird in diesem Sommer zwischen Rastatt und Baden-Baden drei Wochen lang komplett gesperrt. Der Grund sind Arbeiten bei der Rastatter Tunnelbaustelle.

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Tunnel Rastatt: Havarie hat Inbetriebnahme des Tunnels massiv verzögert

Durch die Havarie hatte sich das für den europäischen Bahnverkehr besonders wichtige Projekt verzögert und deutlich verteuert. Die ursprünglich geplanten 700 Millionen Euro werden wohl bei Weitem nicht ausreichen. Die Ursachenforschung für das Unglück dauert noch an. Derzeit läuft immer noch das sogenannte Beweiserhebungs- und Schlichtungsverfahren. Hierdurch sollen die finanziellen Verantwortlichkeiten für das Unglück geklärt werden.

Tunnelbohrmaschine "Wilhelmine" in Rastatt wird geborgen (Foto: SWR)
So sieht es an der Tunnelbaustelle in Rastatt im April 2024 aus

Massive wirtschaftliche Folgen der Havarie für den Güterverkehr

Der Tunnel Rastatt liegt an der Bahnmagistrale Rotterdam-Genua. Er wird täglich von mehreren hundert Zügen befahren. Der Güterverkehr läuft an der Havariestelle derzeit mit verminderter Geschwindigkeit vorbei. Künftig sollen Züge Rastatt durch den Tunnel mit Höchstgeschwindigkeit unterfahren können. Bereits fünf Jahre nach der Havarie hatten sich die Verluste der Güterbahnbranche eigenen Angabe zufolge auf etwa 100 Millionen Euro summiert.

12. August 2017: Gleise senken sich ab

Am 12. August 2017 gegen 11 Uhr hatten Sensoren an der Tunnelbaustelle bei Rastatt-Niederbühl eine Absenkung der Gleise gemeldet. Daraufhin wurde der komplette Zugverkehr eingestellt. Auf etwa sechs bis acht Metern Länge hatte sich das Gleis um bis zu einen halben Meter abgesenkt. In der Nacht zum 15. August senkten sich die Gleise weiter. Später wurde die Tunnelbohrmaschine dann einbetoniert, um den Bau zu stabilisieren und ein weiteres Absenken zu verhindern.

Nach der Havarie im Tunnel Rastatt im Jahr 2017 senkten sich die Gleise der Rheintalbahn ab. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Uli Deck/dpa | Uli Deck)
Nach der Havarie im Tunnel Rastatt im Jahr 2017 senkten sich die Gleise der Rheintalbahn ab.

2. Oktober 2017: Rheintalbahn wird wieder freigegeben

Ursprünglich sollte die Strecke bereits Ende August wieder freigegeben werden. Doch das Ausmaß der Havarie wurde erst nach und nach sichtbar. Die Freigabe verzögerte sich bis zum 2. Oktober. Die Geduld tausender Fahrgäste wurde über Wochen hinweg auf eine harte Probe gestellt. Schienenersatzverkehr und deutschlandweite Verzögerungen im Fernverkehr waren die Folge.

August 2019: Schlichtungsverfahren wird eingeleitet

Zwei Jahre nach der Gleisabsenkung hatten sich die Bahn und die Baufirmen in der Arbeitsgemeinschaft Tunnel Rastatt auf ein Schlichtungsverfahren geeinigt, das eingeleitet wurde. Trotzdem sind auch fast sieben Jahre nach dem Unglück im Rastatter Tunnel die Verantwortlichkeiten nicht geklärt. Das Beweiserhebungs- und Schlichtungsverfahren läuft noch. Die Suche nach den Ursachen für die Havarie dauert an.

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