Was ein technischer Meilenstein für die Deutsche Bahn werden sollte, wurde innerhalb weniger Sekunden zu einem technischen Desaster. Vor genau fünf Jahren stürzte bei Bohrarbeiten die Oströhre auf der Baustelle für den Eisenbahntunnel in Rastatt (Kreis Karlsruhe) ein. Die Gleise der darüber verlaufenden Rheintalstrecke senkten sich ab.
Havarie an Rastatter Tunnel: Wochenlange Sperrungen
Wochenlange Sperrungen der Strecke waren die Folge. Der gesamte Bahnverkehr auf der europaweit wichtigen Nord-Süd-Magistrale Rotterdam-Genua kam bei Rastatt zum Erliegen. Der wirtschaftliche Schaden geht in die Milliarden.
Ursprünglich sollte das Tunnelbauwerk, das unter der Stadt Rastatt verläuft, bereits in Betrieb sein. Durch das Unglück in der Baustelle verzögert sich die Fertigstellung um viele Jahre. Der Weiterbau gestaltet sich schwierig.
100 Millionen Euro Schadenersatz gefordert
Das sorgt für Kritik beim Netzwerk Europäischer Eisenbahnen, deren Vertreter kürzlich im Rastatter Bahnhof gegen die schleppende Fertigstellung des Tunnels protestiert haben und Schadenersatz für ausgefallene Güterzüge in Höhe von rund 100 Millionen Euro haben wollen. Erste Gespräche zu einer möglichen Schadensregulierung habe es mit der Deutschen Bahn bereits gegeben.
Unternehmer wollen Geld von der Bahn Tunnelbaustelle Rastatt: Güterbahner fordern 100 Millionen Euro Schadenersatz
Im Jahr 2017 brach einer der Röhren des Rastatter Tunnels bei Bauarbeiten ein. Die Reparaturen und die Klärung der Verantwortlichkeiten gestalten sich aber schwierig.
Seit Ostern umkurvt die Rheintalbahn die Oströhre des Tunnels
Auf der havarierten Tunnelbaustelle wurde an Ostern eine Art Bypass eingerichtet. Die Rheintalstrecke wurde auf einer Länge von 700 Metern um die Unglücksstelle herumgeleitet. Das ist notwendig, damit der Zugang zur havarierten Oströhre des Tunnels frei wird. Dort befindet sich noch die tonnenschwere Bohrmaschine, die damals ebenfalls verschüttet wurde.
Es ist geplant, die defekte Oströhre in offener Bauweise fertigzustellen. Das kann allerdings erst geschehen, wenn die Tunnelbohrmaschine geborgen ist. Hierzu muss eine 200 Meter lange und 16 Meter tiefe Baugrube ausgehoben und abgestützt werden. Weil die Arbeiten sehr lärmintensiv sein können, wurde eine zusätzliche Schallschutzwand auf der Baustelle errichtet, um die Anwohner zu schützen. Immerhin: Die Weströhre ist bereits fertiggestellt.
Europäischer Bahnverkehr zwängt sich durch Nadelöhr bei Rastatt
Kritiker forden die Bahn schon seit langem auf, den Rastatter Tunnel schneller fertigzustellen. Der gesamte europäische Bahnverkehr zwängt sich seit Jahren durch das Nadelöhr bei Rastatt. Dort stehen nur zwei der längst versprochenen vier Gleise zur Verfügung. Nach jetzigem Stand wird der Rastatter Tunnel frühestens im Jahr 2026 in Betrieb gehen.
Die Verantwortlichkeiten im Zusammenhang mit der Havarie sind noch nicht geklärt. Das Beweiserhebungs- und Schlichtungsverfahren läuft noch. Erst wenn diese Untersuchungen abgeschlossen sind, wird sich zeigen, wer für den geschätzten volkswirtschaftlichen Schaden in Höhe von rund zwei Milliarden Euro aufkommen muss.