Prozessauftakt im Fall des getöteten Arzts aus Gerolstein am Landgericht Trier (Foto: SWR)

Lebensgefährtin und zwei Jugendliche vor Gericht

Zwei Angeklagte wollen im Prozess um getöteten Arzt aus Gerolstein aussagen

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Anna-Carina Blessmann
Anna-Carina Blessmann am Mikrofon (Foto: SWR)
Claudia Krell
Claudia Krell am Mikrofon (Foto: SWR)

Zwei Jugendliche und die Lebensgefährtin des Gerolsteiner Arztes Steffen Braun stehen seit Montag wegen gemeinschaftlichen Mordes bzw. gemeinschaftlichen Totschlags vor Gericht.

Im Januar 2023 wurde Steffen Braun als vermisst gemeldet, im Juni dann seine Leiche gefunden, im September drei Tatverdächtige festgenommen: Der Fall des getöteten Gerolsteiner Arztes war in Teilen spektakulär und hat Polizei, Staatsanwaltschaft und Medien lange beschäftigt - inklusive einer wichtigen Bekanntmachung in der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY. Am Montag hat nun vor der 1. Großen Jugendkammer des Landgerichts Trier der Prozess begonnen.

So läuft der Prozess ab
So soll sich die Tat abgespielt haben
So liefen die Ermittlungen

So läuft der Prozess ab

Der Prozess hat am 15. April begonnen. Am ersten Verhandlungstag ist die Anklageschrift verlesen worden. Es wurden aber noch keine Zeugen gehört. Angeklagt sind die 35-jährige Lebensgefährtin des Opfers, ihr zur Tatzeit 16-jähriger Sohn und der ebenfalls minderjährige Stiefbruder des Sohnes. Die beiden werden im Prozess von der Jugendgerichtshilfe begleitet.

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Die Staatsanwaltschaft hat die Jugendlichen wegen gemeinschaftlichen Mordes angeklagt. Sollten sie dafür verurteilt werden, müssten sie nicht wie Erwachsene lebenslang in Haft gehen. Laut Jugendgerichtsgesetz könnten sie eine Höchststrafe von zehn Jahren Gefängnis bekommen. Die Lebensgefährtin muss sich wegen gemeinschaftlichen Totschlags verantworten.

Ladung von Zeugen von Aussagen der Angeklagten abhängig

Im Prozess sind 15 weitere Verhandlungstage angesetzt. Derzeit sind die Aussagen von vier Zeugen geplant, so eine Gerichtssprecherin. Dabei handle es sich um Polizeibeamte, die von den Vernehmungen der Angeklagten berichten sollen.

Am zweiten Verhandlungstag, am 23. April, soll ein forensisch-psychiatrischer Sachverständiger dazu aussagen, wie er die Angeklagten beurteilt. Ob weitere Zeugen geladen werden, hängt laut Gericht davon ab, ob und was die Angeklagten am zweiten Verhandlungstag zu ihren mutmaßlichen Taten sagen.

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Am ersten Prozesstag haben zwei Angeklagte über ihre Anwälte angekündigt, dass sie sich am 23. April äußern werden: Die 35-jährige Lebensgefährtin des Opfers wolle Angaben zu ihrer Person und zu den Vorwürfen machen, hieß es. Außerdem werde sich der Stiefbruder des Sohnes der Angeklagten äußern.

Sollte es beim Zeitplan bleiben, wird am 21. August das Urteil gesprochen. Mit allgemeinen Einlasskontrollen muss laut Gericht gerechnet werden, die vorhandenen Plätze stehen aber allen Interessierten und Medienvertretern zur Verfügung.

So soll sich die Tat abgespielt haben

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft haben die Angeklagten Ende 2022 beschlossen, den damals 53-jährigen Steffen Braun so wörtlich - bei passender Gelegenheit - zu töten und seine Leiche zu vergraben. Er soll ihnen gegenüber gewalttätig gewesen sein. Er habe die Angeklagten immer wieder bedroht. Auch Alkohol habe dabei eine Rolle gespielt.

Die zerrütteten Familienverhältnisse sieht die Staatsanwaltschaft auch als das Motiv für die Tat. So hätten sich der Arzt und seine Lebensgefährtin am 30. Dezember 2022 in ihrem Haus in Gerolstein gestritten. Als Steffen Braun daraufhin seine Lebensgefährtin erneut angegriffen habe, hätten die beiden Stiefbrüder gesagt: "Jetzt geht es los". Mit einem Baseballschläger und einem Schraubenschlüssel hätten sie den ahnungslosen Steffen Braun angegriffen und geschlagen. Anschließend hätten sie ihn mit einer Schlinge gewürgt. Die Lebensgefährtin habe dies mitbekommen und sei nach oben zu den drei gemeinschaftlichen Kindern gegangen, damit diese nichts mitbekämen.

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Braun starb durch schwere Kopfverletzungen und durch Ersticken. Die Frau soll die Tat zwar mit geplant haben und teilweise auch dabei gewesen sein. Selbst Hand angelegt hat sie laut Staatsanwaltschaft aber nicht. Deshalb wird ihr nicht Mord, sondern Totschlag vorgeworfen. Außerdem habe man nicht feststellen können, dass sie von der Heimtücke der beiden Jugendlichen wusste. Die wirft die Staatsanwaltschaft ihnen nämlich vor. Das Opfer habe den Angriff nicht kommen sehen und war daher wehrlos. Damit sei das Mordmerkmal erfüllt.

An Silvester 2022 sollen die drei dann die Leiche in einem Waldstück zwischen Rockeskyll und Hohenfels-Essingen im Kreis Vulkaneifel vergraben haben. Brauns Auto brachten sie laut Anklage zwischen dem 2. und 3. Januar 2023 in den Wald zwischen Wittlich und Greimerath. Dort wurde es demnach mit Benzin in Brand gesteckt. Deshalb sind die drei auch der Brandstiftung verdächtig. Die Staatsanwaltschaft hat die 35-Jährige und ihren Sohn auch wegen Drogenmissbrauchs angeklagt.

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So liefen die Ermittlungen

Die Polizei hatte zunächst am Nachmittag des 3. Januar 2023 eine Vermisstensuche herausgegeben, nachdem der Arbeitgeber des Arztes am Dauner Krankenhaus ihn als vermisst gemeldet hatte. Gleichzeitig teilte die Polizei mit, dass das Auto des Vermissten im Wald bei Greimerath im Kreis Bernkastel-Wittlich gefunden worden sei. Sie suchte auch am nächsten Tag noch nach ihm und vermutete, dass er sich in einer hilflosen Lage befand.

Am 6. Januar teilte die Polizei dann auf SWR-Anfrage mit, dass Brauns Auto brannte, als es gefunden wurde. Auch seine Angehörigen seien befragt worden. Da damals nicht bekannt war, wann der Vermisste zuletzt gesehen wurde, konnte die Polizei auch keine Angaben dazu machen, welche Kleidung er zuletzt getragen hatte.

Zwei Wochen später teilte die Polizei auf SWR-Anfrage dann mit, dass sie weiter nach Steffen Braun suche. Hinweise, dass er Opfer einer Straftat geworden ist, hätten die Ermittler aber nicht gefunden. Danach wurde es zunächst ruhig um den Vermisstenfall. Bis die Polizei fünf Monate später, Mitte Juni, weitere Informationen herausgab. Die Vermisstensuche wurde zur Ermittlung in einem Tötungsdelikt.

Polizei nennt Details und ermittelt wegen Tötung

Denn wegen der umfangreichen Ermittlungen ging man davon aus, dass der Mann Opfer einer Straftat wurde. Es gab eine bundesweite Fahndung mit Bildern des mutmaßlich Toten. Tausende Flyer und Plakate wurden rund um Gerolstein verteilt. Außerdem gab die Polizei bekannt, dass das Auto mithilfe von Brandbeschleuniger entzündet wurde, die Leiche aber noch nicht gefunden wurde.

Karte mit dem Wohnort des Getöteten und dem Ort, an dem sein brennendes Auto gefunden wurde. (Foto: SWR, Staatsanwaltschaft Trier und das Polizeipräsidium Trier)
Der Wohnort des Getöteten und der Ort, an dem sein brennendes Auto gefunden wurde.

Die Polizei suchte damals auch mehrere Tage mit Mantrailer-Hunden in einem Gebiet rund um Rockeskyll. Brille und Hörgeräte des Mannes wurden demnach in seinem Haus gefunden - zumindest ein Indiz, dass er das nicht freiwillig verlassen hatte. Unter anderem sein Handy und ein großer Reisekoffer waren aber verschwunden. Die Polizei bat damals um Zeugenhinweise und setzte eine Belohnung dafür aus.

Enthüllung bei Aktenzeichen XY

Die Polizei hielt sich mit weiteren Auskünften zu ihren Ermittlungen bedeckt. Aber: Am 14. Juni sollte der Fall Thema in der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY sein. Und darin folgte dann die große Enthüllung: Die Leiche des Arztes war am Tag, bevor die Sendung ausgestrahlt wurde, im Wald bei Hohenfels-Essingen im Vulkaneifelkreis gefunden worden.

Staatsanwalt Eric Samel berichtete in der Sendung von der Obduktion. Demnach war Steffen Braun auf brutale Art getötet worden und man vermute die Täter in seinem nahem Umfeld. Es sei ihnen aber nicht gelungen, alle Spuren am ausgebrannten Auto des Opfers zu beseitigen. Wie genau der Mann gestorben war, sagten damals weder Staatsanwalt noch Polizei.

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Man suchte aber nach einer Tatwaffe, die möglicherweise an der A1 zwischen Gerolstein und Wittlich entsorgt wurde. Außerdem konkretisierte die Polizei am nächsten Tag: Ein Spaziergänger habe Leichenteile gefunden, worauf die Polizei dann den ganzen Körper gefunden habe. Die Polizei bat weiter um Zeugenhinweise. Um die Ermittlungen nicht zu gefährden, wurden keine weiteren Details genannt. Der Leichnam war aber auch im August noch für Untersuchungen beschlagnahmt.

Tatverdächtige aus dem nahen Umfeld festgenommen

Dann gab es Anfang September einen weiteren wichtigen Schritt in dem Fall: Die Staatsanwaltschaft gab bekannt, dass drei Tatverdächtige festgenommen wurden. Umfangreiche verdeckte Ermittlungen und eine Vielzahl gesicherter Spuren und Indizien hätten den dringenden Tatverdacht gegen die Lebensgefährtin des Toten, ihren Sohn und dessen Stiefbruder ergeben. Seitdem sitzen die drei in Untersuchungshaft.

Im Januar 2024 hat die Staatsanwaltschaft dann Anklage gegen sie erhoben. Der Prozess soll nun die Tötung des Arztes Steffen Braun aus Gerolstein genau klären.

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