Der Naturschutzbund Baden-Württemberg, die Gartenakademie Rheinland-Pfalz und andere Organisationen rufen zum "Mähfreien Mai" auf. Vier Wochen lang soll der Rasenmäher im Schuppen bleiben, damit eine Wiese wächst für bestäubende Insekten. Bewusst seltener zu mähen, erklärt etwa die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft, sei "kein Zeichen von Verwahrlosung, sondern von ökologischem Bewusstsein".
Zweifellos liegen die Vorteile für die Natur auf der Hand. Längeres Gras speichert mehr Wasser und bindet mehr Kohlendioxid. Blühpflanzen locken bestäubende Insekten an. Ein Rasen, der vier Wochen nicht gemäht wurde, liefert bis zu zehnmal mehr Nektar. Nicht zuletzt spart ein "Mähfreier Mai" Zeit und Geld. Wer zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag gefastet hat, kann es wieder tun!
Rasenmähen, ein Erfolgserlebnis
Ich mache, glaube ich, trotzdem nicht mit. Denn die guten Argumente ignorieren die therapeutische Wirkung, die vom Rasenmähen ausgeht – wenigstens auf mich. Bei wenigen Gelegenheiten gelingt es mir so gut, das eigene Kopfkino anzuhalten. Beim Mähen habe ich die Illusion, ein Stück wilder Natur zu formen. Jeder weitere Zentimeter zeigt mir einen Arbeitsfortschritt – wo gibt es das sonst? Und ich liebe den Duft von frisch geschnittenem Gras.
Beim Rasenmähen beachten wir, glaube ich, ein paar Regeln für Erfolgserlebnisse: Das Ziel ist nicht zu hoch gesteckt und der Weg dorthin überschaubar. Wir münzen ein Müssen in ein Wollen um. Wir können die erbrachte Leistung sehen und genießen. Weil Gras wächst, steht bald die nächste "Therapiestunde" an. Haben Sie einen schönen Mai – mit oder ohne Rasenmähen.