Wenn man Menschen nach dem Muttertag fragt, gehen die Meinungen zum Teil weit auseinander. Für manche ist der Muttertag überflüssig und zu stark kommerzialisiert. In einer zufälligen Straßenumfrage wünschen sich die meisten Frauen auch Aufmerksamkeit nicht nur am Muttertag. Und viele finden aber auch den Muttertag nach wie vor gut oder sind zumindest dafür, ihn beizubehalten.
Muttertag, Vatertag oder lieber einen Elterntag?
Fragt man Passanten nach der Idee eines Elterntags, statt eines Mutter- oder Vatertags, dann hört man viel Zustimmung. Der Elterntag wäre tatsächlich eine Idee, sagt auch Autorin Annika Rösler. "Wir müssen alle das Elternsein lernen, Mütter und Väter oder alle anderen nicht gebärenden Eltern." Aber was ist mit der Mutterschaft und dem damit verbundenen besonderen Mutterinstinkt?
Angeborener Mutterinstinkt?
"Der Mutterinstinkt klingt wahnsinnig plausibel, nach einem Bild inniger Liebe gepaart mit irrer Kompetenz. Der einzige Haken: Es gibt ihn nicht", heißt es im Buch von Annika Röslers und Evelyn Höllrigl-Tschaikners Buch "Mythos Mutterinstinkt. Wie moderne Hirnforschung uns von alten Rollenbildern befreit und Elternschaft neu denken lässt."
Im SWR1-Interview erklärt Annika Rösler, dass nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen die Mutterschaft und Elternschaft eine Entwicklung über Jahre hinweg sei. Liebe und Bindung seien nicht auf Knopfdruck da. Vielmehr finde eine jahrelange Umstrukturierung im Gehirn statt. "Wir werden buchstäblich zu anderen Menschen." Die Entwicklung zur Mutter sei dabei sehr individuell.
Gegenstück zum Muttertag
In den 1930er Jahren propagierten holländische Zigarrenfabrikanten und Metzger den Vatertag als Gegenstück zum etablierten Muttertag. Und tatsächlich gibt es auch einen "väterlichen Mutterinstinkt."
Für Annika Rösler ist es spannend, sagt sie, dass alle nicht gebärenden Bezugspersonen, also zum Beispiel die Väter, die Umstrukturierung im Gehirn ebenfalls hätten, so wie die Mütter - und ebenso die Hormonausschüttungen. "Aber natürlich erst mit dem Kontakt zum Kind. Und je mehr Kontakt zum Kind, desto mehr passiert da auch, desto stärker ist die Bindung."