Deutscher Dokumentarfilmpreis 2021

Die Preisverleihung

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SWR Doku Festival

Und die Preise gehen an ...! Moderator Max Moor führt durch die spannende Verleihung des Deutschen Dokumentarfilmpreises und überreicht fünf großartigen Dokumentarfilmer*innen ihre Trophäe.

Deutscher Dokumentarfilmpreis 2021 - die Gewinner:

Deutscher Dokumentarfilmpreis 2021 für »Ich bin Greta« von Nathan Grossman

Der Hauptpreis in Höhe von 20.000 Euro, gestiftet vom SWR und der MFG, geht an Nathan Grossman für »Ich bin Greta«. Nathan Grossmann begleitete von Anbeginn die Umweltaktivistin Greta Thunberg aus unmittelbarer Nähe – ohne zu wissen, wie bekannt sie einmal werden würde. Der Film beginnt mit dem sichtbaren Schulstreik der damals 15-jährigen vor dem schwedischen Parlament. Anfangs von Politiker*innen belächelt, entstand um sie herum eine globale Jugendbewegung – Fridays for Future. Ein Jahr nach Gretas Streik vor dem schwedischen Parlament demonstrieren Millionen Menschen in über 100 Ländern. Exklusives privates Filmmaterial lässt die Zuschauenden Gretas Weg aus ihrer persönlichen Sicht erleben. Die Jury: „,Ich bin Greta‘ ist ein Film, der auf vielerlei Weise zutiefst berührt. […] Obwohl Nathan Grossmans Film sich stark auf die Person Greta Thunberg fokussiert, und vielleicht gerade, weil er das in einer Konzentriertheit tut, die Gretas eigener Ausschließlichkeit entspricht, zeigt er auf, dass es um etwas sehr Großes geht - nämlich um nicht weniger als um die Zukunft der Menschheit.“  

Ehrenpreis für das Lebenswerk für Georg Stefan Troller

Neu in diesem Jahr ist die Vergabe des Ehrenpreises für das Lebenswerk. Der Preis zeichnet große Persönlichkeiten des Dokumentarfilms und ihre herausragenden Werke aus. Der Ehrenpreis für das Lebenswerk 2021 geht an Georg Stefan Troller. Der heute 99-jährige schuf beinahe ein Jahrhundert lang großartige Werke für Print, TV und Radio und hat das deutsche Fernsehen bedeutend mitgeprägt. Bekannt wurde er durch seine Sendung „Pariser Journal“, in welcher er ganz Deutschland Geschichten aus und über Paris näherbrachte. Im Auftrag des WDR streifte er durch die Stadt der Liebe und zeigte, dass sie noch viel mehr ist als das. Er porträtierte die unterschiedlichsten Personen und brachte französisches Flair in die deutschen Wohnzimmer. Für das ZDF drehte er ab 1972 bis 1993 ganze 70 Personenbeschreibungen. Er porträtierte die verschiedensten Menschen – darunter Prominente wie Muhammad Ali, aber auch Unbekannte mit tiefgründigen Geschichten. Viele weitere Dokumentar-, Essay- und Spielfilme entstanden außerhalb der Reihe. Durch seine subjektive Befragungsweise hob er sich von anderen Journalisten und Dokumentarfilmern ab. Anfangs wurde er dafür kritisiert, denn Dokumentationen sollten stets das Gebot der Neutralität erfüllen. Doch er setzte sich mit seiner beharrlichen und tiefsinnigen Art der Interviewführung durch und trug deutlich zur Stilbildung bei. Für viele Journalist*innen und Dokumentarfilmer*innen wurde seine Erzählweise zum Vorbild. Dadurch hat er das deutsche Fernsehen und die Dokumentarfilmbranche bedeutend geprägt.

Neugeschaffener Preis 2021 Ehrenpreis des Deutschen Dokumentarfilmpreises für Georg Stefan Troller

Der Ehrenpreis des Deutschen Dokumentarfilmpreises geht in diesem Jahr an den 99-jähigen Regisseur und Schriftsteller Georg Stefan Troller für sein Lebenswerk.

Kunst- und Kulturpreis für »The Case you« von Alison Kuhn

5.000 Euro Preisgeld geht an Alison Kuhn für ihren Film »The Case you«. Die Regisseurin bringt in ihrem Film fünf Schauspielerinnen zusammen und lässt sie ihre Geschichte erzählen. Sie alle haben vor mehreren Jahren an demselben Casting teilgenommen und wurden Opfer systematischer Übergriffe sexueller und gewaltsamer Natur. Doch mit dem Casting war der Missbrauch noch nicht vorbei. Der Regisseur veröffentlichte die Casting-Aufnahmen in einem Film. Alison Kuhn erarbeitet gemeinsam mit den Betroffenen, was damals geschah. Sie alle teilen hierbei ihre Gedanken und Emotionen. Damit gibt Alison Kuhn den Schauspielkolleginnen eine Stimme und bringt den Vorfall an die Öffentlichkeit. Die Jury sagt über Regisseurin Alison Kuhn und ihren Film: „Sie überlässt ihren Protagonistinnen allein das Wort und die Bühne. ,The Case you‘ hat damit nicht nur diesen Preis, sondern vor allem viel Aufmerksamkeit verdient. […] Dass dieser Film gemacht wurde, ist ein Akt der Emanzipation. Wie er gemacht wurde, ist mindestens genauso emanzipatorisch: Die Zuschauer dürfen selbst entscheiden, wie sie was finden und was sie wann fühlen. Weder Musik noch Schnitt manipulieren die Wirkung des Gezeigten. Das ist selten und wohltuend und in einem Film über besonders perfide Formen der Manipulation schlicht und einfach konsequent.“

Förder- und Publikumspreis für »Was tun« von Michael Kranz

Der mit 3.000 Euro dotierte Förderpreis des Hauses des Dokumentarfilms geht an Michael Kranz für seinen Film »Was tun«. Michael Kranz fährt in seinem Film nach Bangladesch, nachdem ihn ein früherer Dokumentarfilm von Michael Glawogger nicht mehr loslässt. In diesem Film fragt ein 15-jähriges Mädchen: „Warum müssen wir mit so viel Leid leben? Gibt es keinen anderen Weg für uns Frauen? Gibt es überhaupt einen Weg? Wer kann mir diese Fragen beantworten?“ Bei der 15-jährigen handelte es sich um ein Mädchen aus Bangladesch, das zur Sexarbeit gezwungen wird. Michael Kranz macht sich sieben Jahre später auf die Suche nach der inzwischen jungen Frau – eine Reise, die ihn und den Zuschauer immer tiefer in die Welt der bangladeschischen Zwangsprostitution führt. Er begegnet hierbei Menschen, die trotz allem die Hoffnung auf eine gerechtere Welt nicht aufgegeben haben. Aus der Jurybegründung: „Filmisch ist der Dokumentarfilm ‚Was tun‘ gut gemacht, spannend und bewegend. […]. Wenn es um Grausamkeit, Bedrohung des Lebens oder Verfolgung gegen Menschen geht, kann es kein Beobachten mehr geben, nie wieder. Das ist das Fazit dieses Films und das gilt für so viele Bereiche – damit sind wir alle furchtbar überfordert, aber so ist es!“

Und: Eine Zuschauer*innen-Jury der SWR Landesschau entschied in diesem Jahr zum ersten Mal über den mit 3.000 Euro dotierten Publikumspreis, gestiftet von der Landesanstalt für Kommunikation und der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg. Der diesjährige Preis geht ebenfalls an den Film »Was tun«von Michael Kranz. Helen Naaber, 24-jähriges Jurymitglied aus Freiburg, über das Votum: „Die Botschaft des Films finde ich einfach klasse – Es spiegelt meine Generation super wider, denn wir haben alle das Gefühl, wir müssen was tun. Wir wollen mit anpacken für eine gerechtere Welt.“

Musikpreis für »Helmut Lachenmann - My Way« von Wiebke Pöpel

Mit 5.000 Euro verbunden ist der Musikpreis der Opus GmbH, der dieses Jahr an Wiebke Pöpel für »Helmut Lachenmann - My Way« vergeben wird. Wer Helmut Lachenmanns Musik verstehen will, muss lernen, auf eine andere Art zu Hören. Dies lehrt der Film auf beinahe beiläufige und daher besonders gekonnte Art. Es geht dabei nicht um neue Klänge, sondern um ein immer wieder anders eingerichtetes Wahrnehmen. Der Film erzählt den Lebensweg des Komponisten und begleitet ihn bei Proben mit Sir Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern, in Leonberg, auf den Spuren seiner Lehrzeit bei Luigi Nono, am Opernhaus Zürich sowie in seinem Refugium hoch über dem Lago Maggiore. Auszug aus der Jury-Begründung: „Lachenmann hat viel erlebt und Viele und Vieles bewegt. […] So viel Ausgesprochenes bleibt hängen und hat dabei das Potential, den Umgang mit der (eigenen) Kreativität zu verändern. […] Helmut Lachenmann öffnet Augen, Ohren, Herzen, indem er Musik ganz eigen, mutig und provozierend-verunsichernd gestaltet.“

»Helmut Lachenmann – My Way«

Helmut Lachenmann entführt in seinen Konzerten in eine unbekannte, neue Welt des Hörens. Durch seinen kreativen Einsatz von Instrumenten und Gegenständen schafft er Neufassungen von Kompositionen mit wahrer Leidenschaft.

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