Emotionen basieren auf unseren Überzeugungen, Erinnerungen und Werten
Ausgebombte Familien im Gaza-Streifen, oder ein Foto der getöteten Deutschen Shani Louk: Es sind Bilder, die unsere Gesellschaft in diesen Tagen polarisieren. „Die emotionale Macht dieser Bilder beruht stark auf unserer kognitiven Wahrnehmung“, sagt Simon Koschut, Professur für Internationale Sicherheitspolitik an der Zeppelin Universität Friedrichshafen in SWR2, „auf unseren Überzeugungen, unseren Erinnerungen und unseren Werten. Emotionen sind deshalb ein Ausdruck moralischer Urteile.“
Das Foto eines toten syrischen Jungen sorgte bei manchen zum Umdenken
Wenn jemand Gruppen ohnehin schon negativ wahrnähme, würden bei ihm durch entsprechende Bilder auch negative Emotionen ausgelöst. „Es ist aber auch nicht immer ganz so automatisch", sagt Koschut.
„Ein Beispiel ist das Foto von Alan Kurdi, dem syrischen Jungen, der tot am Strand gefunden wurde und dessen Foto um die Welt ging. Das hat in Deutschland tatsächlich bei einigen Gruppen dafür gesorgt, dass sie ihren Protest gegen Asylheime aufgegeben haben.“
Auch politische Meinungen werden mittels Emotionen gebildet
Außerdem seien Emotionen auch wichtig beim Prozess der politischen Meinungsbildung: „Sie werden nie zu einer politischen Entscheidung kommen, wenn Sie nicht eine Seite dank ihrer Emotionen priorisieren. Um zu zeigen, was uns wichtig ist, braucht es einen emotionalen Input“, sagt Koschut.
Populisten gäben dabei gerne Gefühlen, die schon vorhanden sind, die passende kognitive Erklärung. „Damit wird die Unsicherheit der Menschen in eine Richtung gelenkt, die ihren politischen Überzeugungen näher steht als andere“, erklärt Koschut. Dementgegen seien Hoffnung, Vertrauen und Empathie überlebenswichtige Emotionen in einer Demokratie. „Auch Wut über Unrecht gehört für Demokraten dazu“, so Simon Koschut.