Die geheimnisvolle Zeitkapsel aus dem Grundstein der Mainzer Rheingoldhalle von 1968 ist geöffnet.

Geheimnis gelüftet

Zeitkapsel aus der Mainzer Rheingoldhalle geöffnet

Stand
AUTOR/IN
Judith Seitz

Bei den Sanierungsarbeiten an der Rheingoldhalle in Mainz ist der original Grundstein von 1966 gefunden worden. Darin versteckt: eine Zeitkapsel. Das Geheimnis um den Inhalt wurde jetzt gelüftet.

Mit Bohrern und Meißeln musste dem Grundstein zu Leibe gerückt werden, bis er sein Innerstes preisgab. Zum Vorschein kam eine verschraubte und verklebte Plexiglas-Kiste. Der Bürgermeister der Stadt Mainz, Günter Beck, legte höchstpersönlich Hand an und half, die Kiste zu öffnen.

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Darin sicher verwahrt: ein Adressbuch aus dem Jahr 1965, Fotos vom Bau der Halle, zwei Tageszeitungen, ein großer Stadtplan von Mainz, ein kompletter Satz D-Mark-Münzen und jede Menge Broschüren, in denen für Mainz geworben wurde. Besonders groß war die Freude, dass auch die Originalpläne der Halle in der Zeitkapsel lagen. Die fehlten nämlich beim Beginn der Sanierungsarbeiten der Rheingoldhalle 2018, was die Arbeiten nicht einfacher machte.

Der Mainzer Bürgermeister Günter Beck (Grüne) betrachtet alte Fotos aus der Zeitkapsel: Es sind Fotos vom Bau der Mainzer Rheingoldhalle.
Der Mainzer Bürgermeister Günter Beck (Grüne) betrachtet alte Fotos aus der Zeitkapsel: Es sind Fotos vom Bau der Mainzer Rheingoldhalle.

Kein Wein aus Mainz in der Zeitkapsel

In der Zeitkapsel lag auch eine große rote Rolle. Zuerst wurde darin eine Flasche Wein vermutet - was in Mainz ja naheliegend wäre. Es war aber die Urkunde über den geplanten Bau der Rheingoldhalle - unterzeichnet unter anderem vom damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke, dem ehemaligen Bundeskanzler Ludwig Erhard und dem damaligen Mainzer Oberbürgermeister Jakob "Jockel" Fuchs.

"Das sind historisch wertvolle Dokumente und Dinge, die da drinstecken."

Jetzt werden die Pläne und Fotos kopiert und für die Nachwelt gesichert. Dann wird die Zeitkapsel wieder verschlossen und mit dem alten Grundstein in das Mauerwerk der Halle eingelassen. Nebendran soll eine neue Zeitkapsel eingemauert werden. Sie soll späteren Generationen von der Stadt Mainz im Jahre 2023 und der Sanierung der Rheingoldhalle erzählen. Was genau in die neue Kapsel kommt, ist noch nicht entschieden. Der Projektleiter der Rheingoldhallen-Sanierung, Frank Intra, hat schon gewisse Dinge im Auge: "Wir werden Zeichnungen vom sanierten Gebäude, eine aktuelle Zeitung und Geld hinein geben und natürlich unser Jahresheft als Dokument vom Ablauf."

Grundstein entging durch Zufall der Entsorgung

Dass es den Grundstein überhaupt noch gibt, ist einem Zufall zu verdanken. Wie Intra berichtet, wurde der Stein bei den Bauarbeiten herausgehoben und lag auf der Seite. Ursprünglich sollte er entsorgt werden. Frank Intra sei zufällig vor Ort gewesen und habe den Stein näher betrachtet. Dabei seien ihm die Markierungen und die Inschrift "1965" aufgefallen. Schlagartig sei ihm bewusst geworden, dass es sich um den Grundstein der Rheingoldhalle handelte.

Zeitkapsel aus 17. Jahrhundert in Turmhahn von St. Christoph

Ende 2020 war in Mainz schon einmal eine Zeitkapsel entdeckt worden. Die Bleikapsel mit Pergament- und Papierurkunden steckte ursprünglich im Turmhahn der Mainzer Ruinenkirche St. Christoph. Eine Konservatorin hatte die Kapsel im Depot des Bistums entdeckt. Wann sie dorthin gelangte, weiß niemand. Die Urkunden aus dieser Zeitkapsel stammen teilweise aus dem 17. Jahrhundert. Sie können im Mainzer Dom- und Diözesanarchiv eingesehen werden.

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