Mondlander Peregrine startet vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral und bringt "Pakete" zum Mond.

Raumfahrt

Mondlander Peregrine soll Frachtpakete zum Mond bringen

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AUTOR/IN
Uwe Gradwohl
ONLINEFASSUNG
Leila Boucheligua, Elisa Theodoropoulos

Der Mondlander Peregrine von NASA und dem US-Unternehmen Astrobotic ist zum Mond gestartet. Doch die Mission bekam technische Probleme.

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Es ist der erste von mehreren Flügen dieser Art, die für das Jahr 2024 geplant sind: Vom amerikanischen Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus ist heute (8. Januar) ein Frachtflug zum Mond gestartet. Nach dem Start ist es allerdings bislang noch nicht gelungen, das Raumschiff "Peregrine" während seines Flugs stabil zur Sonne hin auszurichten und damit seine Energieversorgung zu sichern.

"Peregrine" – zu Deutsch "Wanderfalke" – wurde von der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA im Rahmen des Commercial Lunar Payload Services finanziert – einem Förderprogramm zum Aufbau des kommerziellen Frachtverkehrs zum Mond. 

Entwickelt wurde der Lander von dem privaten US-Raumfahrtunternehmen Astrobotic. An Bord hat Peregrine wissenschaftliche Geräte, Technikexperimente, aber auch kommerzielle Fracht aus mehreren Ländern.  

Peregrine bringt Fracht auf den Mond

Peregrine ist eine Art LKW für Transporte zum Mond. Menschen können mit diesem Raumschiff nicht befördert werden, aber wissenschaftliche Messinstrumente, technische Ausrüstung, Roboter oder auch Objekte, die Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Gründen und geschäftlichen Interessen auf den Mond bringen wollen.   

Das Mondlandegerät ist fast 2 Meter hoch und 2,5 Meter breit. Von Raketentriebwerken gebremst landet Peregrine auf vier Beinen. Diese tragen eine Plattform, auf der insgesamt 21 „Pakete“ montiert sind.

Darstellung der Raumsonde Peregrine auf der Oberfläche des Mondes, welche Pakete als Fracht zum Mond bringt.
Darstellung der gelandeten Raumsonde Peregrine auf der Oberfläche des Mondes.

Die Frachtstücke bleiben nach der Landung an Bord oder werden in unmittelbarer Umgebung des Landers auf die Mondoberfläche gesetzt, beispielsweise kleine Roboter und Rover.  

Peregrine wird nicht zur Erde zurückkehren 

Peregrine ist ein Wegwerftransporter. Das Gerät verbleibt nach der Landung auf der Mondoberfläche und kehrt nicht zur Erde zurück. Um Treibstoff zu sparen, fliegt Peregrine nicht den kürzesten Weg zum Erdtrabanten, sondern schraubt sich auf einer Spiralbahn in so große Entfernung von der Erde, dass der Lander schließlich in den Anziehungsbereich des Mondes gerät. Nach mehr als sechs Wochen Spiralflug im All soll Peregrine am 23. Februar auf der erdzugewandten Seite des Mondes landen.  

Das geplante Landegebiet auf dem Mond ist für Geologen sehr interessant, denn dort erheben sich seit Milliarden von Jahren Hügel aus silikatreicher Lava – ein Material, das auf der Erde nur an Stellen vorkommt, an denen Kontinentalplatten aufeinandertreffen und Wasser vorhanden ist. 

Da der Mond über keines von beiden verfügt, ist es ein großes Rätsel, wie diese Hügel dort entstehen konnten. Peregrine und eine Folgemission im Jahr 2026 sollen helfen, dieses Rätsel zu lösen. 

Das transportiert Peregrine zum Mond

Ob Regierungen oder Nichtregierungsorganisationen, Universitäten oder Forschungsinstitute oder auch Privatleute – grundsätzlich kann jeder und jede mit den Landern von Astrobotic Fracht zum Mond bringen lassen. So unterschiedlich die Auftraggeber sind, so unterschiedlich ist auch der Inhalt der „Mondpäckchen“.

Die Raumsonde Peregrine vor ihrem Start auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Richtung Mond. Dort bringt sie Pakete als ihre Fracht hin.
Der Mondlander Peregrine wurde von dem privaten US-Raumfahrtunternehmen Astrobotic entwickelt und bringt Pakete als Fracht zum Mond.

Beim Erstflug befindet sich Ladung aus sieben Ländern an Bord. Darunter mexikanische Miniroboter, die kaum größer als eine Hand sind und als Schwarm über die Mondoberfläche rollen sollen. Außerdem Kapseln eines Weltraumbestattungsunternehmens mit der Asche von Verstorbenen und Metallplatten eines Archivierungsprojekts, die in Mikroschrift mit Texten in 1000 verschiedenen Sprachen der Menschheit beschrieben sind. 

Auch dabei ist eine Box mit allerlei Lieblingsgegenständen aus dem Kreis der Kundschaft eines großen deutschen Paketzustellers. Die deutsche Forschung ist mit einem Messinstrument des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt vertreten, das mit der Messung kosmischer Strahlung auf der Mondoberfläche bei der Vorbereitung künftiger Mondlandungen helfen soll.  

Der erste Frachtflug – was kommt da noch dieses Jahr?  

Das Jahr 2024 könnte das Jahr der unbemannten Mondlandungen werden. Nachdem im Vorjahr Russland und Japan scheiterten, Indien dagegen als vierter Nation die Landung auf dem Mond gelang, steht nun ein weiterer japanischer Landeversuch kurz bevor.

Der Mondlander SLIM der japanischen Weltraumagentur soll am 19. Januar die Mondoberfläche erreichen. Im Lauf des Jahres sollen dann weitere kommerzielle amerikanische Mondlander dem Beispiel von Peregrine folgen.

Die Raumsonde Peregrine beim Start vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral Richtung Mond. Sie bringt Pakete als Fracht zum Mond.
Der Mondlander Peregrine ist der erste Frachtflug zum Mond im Jahr 2024. Er transportiert wissenschaftliche Geräte aber auch kommerzielle Objekte zum Erdtrabanten.

Die USA hoffen mit einem regelmäßigen Frachtverkehr zwischen Mond und Erde der wirtschaftlichen Nutzung des Mondes einen Schub geben zu können. Mit dem Absetzen von Technik auf dem Mond will die NASA außerdem ihre Artemis 3 Mission vorbereiten.  

Peregrine testet neuen Sensor zur Landung auf dem Mond

Mit Artemis 3 sollen frühestens Ende 2025 zum ersten Mal seit mehr als 50 Jahren wieder Menschen auf dem Mond landen – und zwar am Mond-Südpol. Auf hohen Kraterrändern gibt es dort Stellen, die dauerhaft vom Sonnenlicht erreicht werden und daher gut für den Aufbau einer Mondbasis geeignet sind. 

 

Doch das Terrain am Südpol des Mondes ist stark zerklüftet, wodurch Bruchlandungen an Abhängen und Felsblöcken drohen. Peregrine testet deshalb bei seiner Landung in recht flachem Gebiet im Februar schon mal einen neuartigen Sensor, der bei nachfolgenden Frachtflügen Präzisionslandungen auf 100 Meter genau ermöglichen soll.   

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