Corona-Virus und die damit verbundene Krankheit haben jetzt offizielle Namen.

Sterblichkeit bei Covid-19

Jeder fünfte Covid-19 Patient ist im Krankenhaus gestorben

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Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.
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Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.

Von den Covid-19 Patienten, die von Ende Februar bis Mitte April 2020 im Krankenhaus behandelt werden mussten, ist jeder fünfte gestorben. Das hat eine deutschlandweite Klinikanalyse ergeben.

Jeder zweite künstlich beatmete COVID-19 Patient starb

Unter den Patienten, die künstlich beatmet werden mussten, ist die Todeszahl noch höher. Hier ist jeder zweite Covid-19 Patient, der an der Beatmungsmaschine war, gestorben. Die Sterblichkeit lag bei 53%. Insgesamt wurden 17 Prozent der Patienten künstlich beatmet.

Patienten ohne künstliche Beatmung hatten bessere Überlebenschancen

Patienten ohne künstliche Beatmung hatten deutlich bessere Überlebenschancen. Hier starben nur 16% der Covid-19 Erkrankten. Diese Zahlen haben das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO), die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und die Technischen Universität Berlin jetzt im medizinischen Fachmagazin „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlicht.

Noch gibt es kein wirklich wirksames Medikament zur Behandlung von Covid-19.
Noch gibt es kein wirklich wirksames Medikament zur Behandlung von Covid-19.

Daten von 10.000 COVID-19 Patienten ausgewertet

Ausgewertet wurden die Daten von etwa 10.000 Krankenhauspatienten mit bestätigter Covid-19-Diagnose, die in 920 deutschen Krankenhäusern behandelt wurden. Basis für die Berechnungen waren AOK-Abrechnungsdaten, die den Angaben nach knapp ein Drittel der deutschen Bevölkerung abbilden.

Covid-19-Patienten hatten oft Begleiterkrankungen

Dabei hatten die stationär behandelten Covid-19-Patienten häufig Begleiterkrankungen. Allein bei den künstlich beatmeten Patienten litten 62 Prozent an Bluthochdruck, 39 Prozent an Diabetes und 43 Prozent an Herzrhythmusstörungen. 24 Prozent wiesen eine Niereninsuffizienz auf, 19 Prozent waren chronisch lungenkrank und 13 Prozent fettleibig.

Ob es sich bei einigen Krankheiten um Vorerkrankungen handelte oder ob sie erst beim stationären Aufenthalt entstanden, könne nicht unterschieden werden, so die Forscher der TU Berlin.

Viele Patientinnen und Patienten, die wegen schweren Covid-19-Verläufen ins Ktrankenhaus mussten, hatten Vorerkrankungen.
Viele Patientinnen und Patienten, die wegen schweren Covid-19-Verläufen ins Ktrankenhaus mussten, hatten Vorerkrankungen.

Männer starben häufiger als Frauen an Covid-19

Insgesamt starben die stationär behandelten Männer häufiger als Frauen. Die Sterblichkeit der Männer lag mit 25 Prozent um 6 Prozentpunkte über der der Frauen mit 19 Prozent.
Erwartbar war, dass gerade die älteren Patienten deutlich häufiger in der Klinik versterben. Die Analyse ergab, dass 27 Prozent der 70- bis 79-Jährigen und 38 Prozent der Covid-19 Patienten ab 80 Jahren im Krankenhaus verstorben sind.

Anteil älterer Covid-19 Patienten mit Beatmung relativ niedrig

Dabei war der Anteil der älteren Patienten mit Beatmung ziemlich niedrig. So waren nur 12% der beatmeten Patienten über 80 Jahre alt. Bei den 60- bis 69-Jährigen sowie bei den 70- bis 79-Jährigen lag er bei 24 beziehungsweise 25 Prozent. Und in der großen Altersspanne zwischen 18 und 59 Jahren mussten gerade mal 15 Prozent der Covid-19 Erkrankten künstlich beatmet werden.

Weltweit wird fieberhaft nach Medikamenten gegen die von Coronaviren ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 gesucht.
Weltweit wird fieberhaft nach Medikamenten gegen die von Coronaviren ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 gesucht.

Alle Covid-19 Patienten konnten beatmet werden

Die Forscher ziehen das Fazit, dass in Deutschland alle Patienten beatmet werden konnten, bei denen das therapeutisch notwendig war. Es habe zu jedem Zeitpunkt der Pandemie bundesweit genügend freie Intensivbetten gegeben, sagt Christian Karagiannidis, DIVI-Sprecher und Leiter des ECMO-Zentrums der Lungenklinik Köln-Merheim.

Bislang gab es in Deutschland genügend Intensivbetten zur Behandlung von Covid-19.
Bislang gab es in Deutschland genügend Intensivbetten zur Behandlung von Covid-19.

Internationaler Vergleich schwierig

Diese extrem gute Versorgungslage erschwere nun den internationalen Vergleich mit anderen Studien. Denn es gebe Hinweise darauf, dass in anderen Ländern weniger hochaltrige Menschen mit Covid-19 beatmet wurden – vermutlich auch aus Kapazitätsgründen.

Daten helfen bei Bewältigung möglicher zweiter Welle

Christian Karagiannidis versichert, die neuen Zahlen könnten im Umgang mit einer möglichen zweiten Welle helfen. Die Autoren der Studie arbeiten seit Monaten auch an einem Prognosetool für Intensivstationen. Sie sollen zwei bis drei Wochen vorher gewarnt werden, mit wie vielen Patienten sie bald rechnen müssen. Mit Hilfe der neuen Daten werde das Vorhersagemodell deutlich verbessert, so Karagiannidis.