Diskutiert auf Platz 1 der SWR Bestenliste Februar 2024:
Iris Wolffs Erfolgsroman „Die Unschärfe der Welt“
Mit ihrem im Jahr 2020 erschienenen Roman „Die Unschärfe der Welt“ feierte die in Siebenbürgen geborene Iris Wolff einen großen Erfolg sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik. Wolff erzählte darin die Lebenswege von sieben Menschen vor dem Hintergrund des Zusammenbruchs des so genannten Ostblocks und der Geschichte des 20. Jahrhunderts insgesamt.
Die Longlist des Deutschen Buchpreises 2024 Wenig Überraschung bei den Verlagen, dafür bei den nominierten Titeln
Zum 20-jährigen Jubiläum des Deutschen Buchpreises wählte die Jury diese Romane auf die Longlist. Unter den Nominierten sind bekannte Namen wie Nora Bossong und Michael Köhlmeier.
Wiederkehrende Themen aus Wolffs Werk
Ihr neuer Roman knüpft an diese Themenstränge an, erzählt aber eine wesentlich enger gefasste, beinahe intime Geschichte, deren Zustandekommen dennoch ohne die großen historischen Brüche nicht denkbar wäre. Wolff rollt ihren Plot von hinten auf.
Die Hauptfiguren heißen Lev und Kato; sie stammen aus demselben Dorf in Siebenbürgen und kennen sich seit Kindertagen. Sie waren Freunde. Vielleicht auch mehr, zumindest in Andeutungen. Doch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hat Kato die Heimat verlassen, während Lev geblieben ist. Erst Jahrzehnte später wird Lev seine Jugendfreundin wiedersehen. Er begleitet die mittlerweile als Straßenmalerin arbeitende Frau auf ihren Reisen und rekonstruiert dabei seine eigene Geschichte.
Wolffs Roman lässt sich spielend leicht mit allgemeinen Begriffen wie „Identität“ oder „Prägung“ beschreiben, doch lebt dieses Buch nicht von seinen Thesen, sondern von den feinen Details und davon, wie minimale Unterschiede sprachlich festgehalten und in Bilder verwandelt werden. Wolff hat einen Blick für das Land, für die Landschaft, ihre Bewohner. Und ein scharfes Bewusstsein für das, welche Wirkung geschichtliche Zäsuren im Kleinen, im Individuellen auslösen.