Grüne Luftballons mit der Aufschrift "CO2" schweben an einem Messesstand. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Christoph Soeder)

Angebliche CO2-Kompensation

Anbieter rechnen Ökogas schön - auch in Rheinland-Pfalz

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Ökogas - das klingt umweltfreundlich und gehört inzwischen zum Angebot vieler Gasversorger. Doch wie klimaneutral ist das Gas wirklich?

Auch in Rheinland-Pfalz sollen mehrere Gasversorger mit angeblichem Ökogas geworben haben. Das heißt, sie sollen ihren Kunden versprochen haben, sich mit einem Teil der Einnahmen an Projekten zu beteiligen, die das klimaschädliche CO2 einsparen. Das Recherchenetzwerk Correctiv.Lokal hat bei einer deutschlandweiten Untersuchung allerdings festgestellt, dass dieser versprochene Ausgleich nicht immer eingehalten wird.

SWR-Umweltredakteurin Katha Jansen erklärt, wie diese CO2-Kompensation funktionieren sollte - und wie die Realität oft aussieht:

Vor allem die Technischen Werke Ludwigshafen kauften in großem Stil so genannte Emissionsgutschriften, aber auch die Stadtwerke Speyer, die Koblenzer EVM und die Pfalzwerke. Zweck dieser Gutschriften ist es, den CO2-Ausstoß, der bei Verbrennung des Gases entsteht, auszugleichen, indem anderswo CO2-eingespart wird.

In den rheinland-pfälzischen Fällen stammen diese Gutschriften aus dem Bau von Wasserkraftwerken in Indien. Laut Correctiv erwiesen sich die meisten Projekte als ungeeignet, unter anderem, weil weniger CO2 eingespart wurde, als angegeben. Die Technischen Werke Ludwigshafen verwiesen auf SWR-Anfrage darauf, dass das entsprechende Projekt in Indien unter anderem vom TÜV Rheinland zertifiziert worden sei.

Bundesweit 16 Millionen CO2-Gutschriften ausgewertet

Bundesweit hat Correctiv.Lokal, gemeinsam mit Wissenschaftlern verschiedener Institutionen gut 16 Millionen CO2-Gutschriften ausgewertet. Davon stammen rund 63 Prozent aus Projekten, die als "nicht zur Kompensation geeignet" bewertet werden. Bei etlichen Maßnahmen gehen die Wissenschaftler davon aus, dass weniger CO2 eingespart wurde als angegeben, andere fördern sogar gezielt den Einsatz fossiler Energien oder unterstützen Aufforstung an ökologisch ungeeigneten Standorten.

Gasproduktion wird nicht einberechnet

Teilweise haben die Ausgleichsprojekte schon vor Jahren stattgefunden, werden aber jetzt erst angerechnet, obwohl diese CO2-Einsparungen schon längst in die globale Klimabilanz eingepreist sind. Und: Oft werden nur die Emissionen durch das Verbrennen des Gases gezählt und kompensiert, aber eigentlich ist auch die Produktion Teil des Problems. Denn klimaschädliche Emissionen entstehen nicht erst bei der Verbrennung des Gases beim Kunden in der Heizung. Schon bei der Gewinnung von Erdgas wird Methan frei, besonders bei der Fracking-Methode in den USA. Und das Fracking-Gas kommt in Deutschland per Schiff als LNG, als Flüssiggas an.

Gaskunden sollten sich genau anschauen, wie das "Öko" im Gas zustandekommt. Umweltfreundlicher als fossiles Gas, das kompensiert wird, sind Verträge über die Belieferung mit Biogas, vor allem wenn dieses aus Reststoffen wir Gülle oder Bioabfällen hergestellt wird.

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