DGB beklagt Qualitätsmangel in der Ausbildung

Ausbildungsreport der Gewerkschaft

DGB beklagt Qualitätsmängel in der Ausbildung in BW

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AUTOR/IN
Lutz Heyser

Überstunden, fehlende Perspektive: Viele Auszubildende im Baden-Württemberg kämpfen mit Problemen. Das zeigt eine Untersuchung des DGB. Und: Schulabbrecher haben es schwer.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) beklagt einen Qualitätsmangel in der Ausbildung. Laut dem "Ausbildungsreport 2022" der DGB-Jugend sind dennoch mehr als 70 Prozent der befragten Azubis mit ihrer beruflichen Situation zufrieden oder sehr zufrieden. Die Zahlen fallen allerdings, je nach Branche, äußerst unterschiedlich aus. Und: Kaffee kochen und andere sogenannte "ausbildungsfremde Tätigkeiten“ stehen für viele junge Menschen immer noch auf der Tagesordnung.

Zufriedene Azubis in technischen Berufen

Am zufriedensten waren die Auszubildenden in der Industriemechanik, von denen alle Befragten zufrieden oder sehr zufrieden waren. Auch angehende Kfz-Mechatroniker sowie Informatikerinnen und Informatiker waren mit der Qualität ihrer Ausbildung einverstanden.

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Auf den hinteren Plätzen landeten Berufsstarterinnen und -starter im Hotelgewerbe, Kaufleute im Einzelhandel und Verkäuferinnen und Verkäufer. In dieser Branche gab nur die Hälfte der Auszubildenden an, mit ihrem Job zufrieden zu sein. Sieben von zehn der unzufriedenen Befragten würden ihre Ausbildungsstelle anderen Menschen nicht weiterempfehlen. Die Werte haben sich seit dem letzten Bericht aus dem Jahr 2019 kaum verändert.

"Branchen, in denen die Qualität der Ausbildung stimmt, haben keine Probleme, ausreichend Nachwuchs zu finden. Wo es mit der Qualität hapert, sind die Bewerberzahlen niedriger und die Abbruchquoten höher.“

Viele Azubis machen regelmäßig Überstunden

Für die meisten jungen Menschen war bei der Wahl ihrer Ausbildungsstelle das Interesse am Job entscheidend: 70 Prozent der in Baden-Württemberg befragten jungen Arbeitskräfte haben sich für ihren Wunschberuf oder einen zu ihren Interessen passenden Job entscheiden. Nur knapp acht Prozent gaben an, ihre Ausbildungsstelle sei eine Notlösung gewesen. Die Höhe des Ausbildungsgehalts sowie die weitergehenden Gehaltsaussichten waren für ein Fünftel der Befragten ein entscheidendes Kriterium.

Die Übernahme nach der Ausbildung ist aber weiter keinesfalls garantiert: Zwei von drei jungen Menschen in Ausbildung wussten zum Zeitpunkt der Befragung nicht, ob ihre Firma sie auch nach der Ausbildung weiterbeschäftigt. Ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Jahr 2019.

Viele Auszubildende klagen zudem bereits über Überstunden. Mit 46 Prozent gibt fast jeder zweite Befragte an, regelmäßig mehr arbeiten zu müssen. In einigen Fällen werden die Überstunden zudem nicht ausgeglichen. Ein Drittel beklagt das Fehlen eines verbindlichen betrieblichen Ausbildungsplans, der Lernziele und Fähigkeiten systematisch dokumentieren soll. Der DGB-Landesvorsitzende Kai Burmeister fordert daher nun eine "Qualitätsoffensive“ bei der Ausbildung von Wirtschaft und Politik.

DGB-Landeschef bemängelt fehlende Ausbildungsgarantie

Der Anteil von jungen Menschen ohne Schulabschluss ist in Baden-Württemberg weiterhin auf einem hohen Niveau. Gut 15 Prozent der Menschen im Alter zwischen 25 und 34 Jahren sind ohne Berufsabschluss. Angesichts des Fachkräftemangels bemängelt DGB-Chef Burmeister die fehlende Perspektive für viele Menschen und fordert deshalb eine "Ausbildungsgarantie“. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will ein solches Recht auf Ausbildung im geplanten Weiterbildungsgesetz verankern.  

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