Gehfussballer in Breisach (Foto: SWR)

Gehfußball liegt im Trend

Rennen verboten: Wie in Breisach bis ins hohe Alter gekickt wird

Stand
AUTOR/IN
Stefan Schlegel

Präzise Pässe statt schneller Sprints: Beim SV Breisach gibt es seit einiger Zeit eine Gehfußball-Mannschaft. Bei dieser entschleunigten Fußballvariante darf niemand rennen und grätschen schon gar nicht.

Fußballkarrieren müssen nicht enden, nur weil man nicht mehr richtig rennen kann. Wie das geht, zeigt gerade der SV Breisach (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) mit seinem Gehfußball-Team für alle Altersklassen und für jedes Geschlecht.

SWR1-Reporter Stefan Schlegel hat Gehfußball im Selbstversuch getestet:

Gehfußball auch mit Knie- oder Rückenproblemen möglich

In der Umkleidekabine vor dem Training kursieren reichlich Diagnosen. Der eine Spieler hatte eine Miniskusoperation, die nicht geholfen hat, der andere kriegt schlecht Luft, dem Dritten schießt es immer in den Rücken, wenn er rennt auf dem Fußballplatz. Aber ganz ohne Fußball geht es auch nicht. Daher sind alle heilfroh, dass der SV Breisach eine Gehfußball-Mannschaft gegründet hat. Immer mittwochs treffen sich so circa elf Männer und eine Frau zum entschleunigten Kicken.

Dribbeln und Doppelpässe: Gehfußball ist auch schweißtreibend

"Am Anfang ist es schon gewöhnungsbedürftig, dass man einem Ball nicht hinterherrennen darf, den man eigentlich kriegen könnte", sagt Martin Klausmann. Er organisiert den Gehfußball für den SV Breisach. Als er am Telefon gefragt wurde, ob er sich um die Gehfußballer kümmern möchte, dachte er erst, es geht um die G-Jugend des Vereins. Inzwischen ist er aber "Überzeugungsgeher". "Man kommt schon richtig ins Schwitzen", sagt er, auch wenn es von außen immer ein bisschen nach Zeitlupe aussieht.

Tatsächlich funktioniert das Spiel so, wie sonst auch, nur halt langsamer. Es gibt Doppelpässe, kleine Dribblings und auch richtiges oder falsches Stellungsspiel. Vor allem gibt es aber zwölf Köpfe, die nichts anderes als Kicken im Kopf haben und darüber sehr glücklich sind.

Kicken mit über 70

Einer der begeisterten Gehfußballer, Martin Klausmann, wird nächstes Jahr 60 Jahre alt. Er freut sich, dass noch lange keine Ende in Sicht ist. "Ich habe mit sieben angefangen, Fußball zu spielen. Mein ganzes Leben hatte ich einen Ball am Fuß". Auch der älteste Spieler in der Runde, Wolfgang Bantel, ist im Fußballfieber. Mit seinen 77 Jahren ist er fest entschlossen, auch in drei Jahren noch auf dem Platz zu stehen. Von außen betrachtet, scheint nichts dagegen zu sprechen. Die unterschiedliche Fitness ist gar nicht spielentscheidend, eben weil niemand rennen darf. Präzise Pässe sind offensichtlich das Wichtigste.

Nach 60 Minuten, aufgeteilt in vier 15-Minuten-Blöcke, ist der Kick vorbei und in der Kabine macht sich die gleiche erschöpfte Zufriedenheit breit, die fast alle seit Jahrzehnten kennen. "Jetzt wird geduscht und dann geht’s ins Sportheim und dann", sagt Martin Klausmann, "gucken wir schön zusammen das DFB-Halbfinale". Das Gehfußballteam des SV Breisach trainiert immer mittwochs im Waldstadion. Alle sind willkommen.

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