Gäste tanzen in einem Club. An Karfreitag gilt in den meisten Bundesländern ein Tanzverbot, auch in Baden-Württemberg. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Felix Hörhager)

BW-Innenministerium verteidigt Regelung

Tanzverbot rund um Karfreitag: SPD in BW kann sich Lockerung vorstellen

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Der Karfreitag zählt zu den stillen Feiertagen - darum gilt in BW ein Tanzverbot. Eine Landesbischöfin verteidigt die Regel, die SPD hält eine Lockerung für vorstellbar.

Die SPD im baden-württembergischen Landtag kann sich eine Lockerung des geltenden Tanzverbots im Land ab Gründonnerstag 18 Uhr vorstellen. Weil sich die Gesellschaft im Land ändere, müssten Einschränkungen zum Freizeitverhalten wohl abgewogen werden, sagte die SPD-Fraktionsvize Dorothea Kliche-Behnke. "Ein Tanzverbot an Gründonnerstag halte ich nicht für zwingend, aber vom besonderen Schutz des Karfreitags sollten wir nicht abrücken", sagte sie.

Baden-Württemberg

Umstrittenes Gesetz Zwischen Tanzverbot und "Heidenspaß" - der Karfreitag in BW

Tanzen, feiern und in einem Club den Feiertag genießen? Für viele Menschen in BW bleibt das am Karfreitag Wunschdenken. Der Grund: Das Tanzverbot.

Das baden-württembergische Feiertagsgesetz ist mit Blick auf die Karwoche streng: Von Gründonnerstag, 18 Uhr, bis Karsamstag, 20 Uhr, gilt ein Verbot von Tanzveranstaltungen. Clubs dürfen in dieser Zeit niemanden auf die Tanzfläche lassen. Bei Verstößen drohen Bußgelder für die Veranstalter.

Tanzverbote gibt es zudem an Allerheiligen, am Buß- und Bettag sowie am Volkstrauertag und Totengedenktag. Auch Sportveranstaltungen sind an Karfreitag in Baden-Württemberg tabu - sie sind am Ostersonntag erst ab 11 Uhr wieder erlaubt.

Bischöfin hält stille Tage für heilsam

Die evangelische Landesbischöfin in Baden, Heike Springhart, hält das Tanzverbot an Karfreitag weiter für wichtig. Sie könne die Frage nachvollziehen, ob das Verbot noch zeitgemäß sei, sagte Springhart der Deutschen Presse-Agentur. Sie halte das Einhalten von stillen Tagen aber für eine heilsame Unterbrechung für die gesamte Gesellschaft.

"Für uns steckt in gemeinsamen stillen Tagen Kraft für eine Gesellschaft und eine Demokratie", so die Bischöfin. "Bezieht man den Hintergrund von Karfreitag auf heute, ist das Gedenken an alle, die Opfer von Krieg, Unterdrückung und Gewalt geworden sind, sinnvoll."

BW-Innenministerium verteidigt Regelung

Auch das Innenministerium in Stuttgart hält am Tanzverbot fest. "Der Tag ist ein besonderer Tag im Jahr, ein stiller Feiertag und ein Tag der Andacht und Besinnung", begründete das Ministerium die Regelung. Der Karfreitag dürfe nicht zu einem Tag wie jeder andere werden. "Gerade in unserer Zeit, die immer hektischer wird und in der sich die Welt immer schneller dreht, tut es allen gut, an Karfreitag einmal ganz bewusst zur Ruhe zu kommen und innehalten zu können", teilte das Innenministerium mit.

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Berlin und Bremen vergleichsweise liberal

Die umfassendste Regelung zum Tanzverbot in der Karwoche gilt aktuell in Rheinland-Pfalz: Dort sind öffentliche Tanzveranstaltungen von 4 Uhr am Gründonnerstag bis zum Ostersonntag um 16 Uhr verboten. In anderen Bundesländern sind die Regeln teils weniger streng. Erst jüngst hatte etwa der Hamburger Senat die Beschränkungen gelockert und Feiern in der Nacht zum Karfreitag ermöglicht.

In den meisten Bundesländern gilt für den Karfreitagabend ein Tanzverbot, lediglich in Berlin und Bremen darf am Abend nach 21 Uhr wieder getanzt werden. In einigen Bundesländern ist zudem die öffentliche Aufführung bestimmter Filme untersagt.

Jeder Zweite für Lockerung des Tanzverbots

In der Bevölkerung sind die Regelungen umstritten. Einer YouGov-Umfrage zufolge befürwortet die Hälfte der Menschen in Deutschland eine Lockerung des Tanzverbots. 23 Prozent sind eher dafür, 27 Prozent voll und ganz. Ein knappes Drittel lehnt eine Lockerung ab, 15 Prozent eher und 15 Prozent voll und ganz. 21 Prozent zeigten sich unentschlossen. An Karfreitag erinnern die Christen weltweit an die Kreuzigung Jesu.

Wie sehen Bürgerinnen und Bürger das Tanzverbot an Karfreitag? Wir haben uns in Stuttgart umgehört:

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SWR