Eine Hand hält zwei Führerscheine, als wollte sie diese abgeben. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Oliver Berg)

Führerscheinentzug führt am häufigsten zur Einsicht

Nach Raser-Urteil in Heilbronn: Nachschulungen zeigen in den meisten Fällen Wirkung

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Am Montag wurde der sogenannte Wollhaus-Raser verurteilt. Schon früher musste er zu Nachschulungen. Diese seien oft auch erfolgreich, sagen ein Anwalt und ein Fahrschullehrer.

Neun Jahre Haft wegen Mordes und vier Jahre Führerscheinentzug - so lautete das vorläufige Urteil des Landgerichts Heilbronn gegen den sogenannten Wollhaus-Raser am Montag. Die Anwältin des 21-Jährigen will Revision einlegen.

Doch schon vor diesem Prozess wurde dem jungen Mann bereits einmal der Führerschein entzogen und er musste mehrere Nachschulungen absolvieren. Helfen solche Maßnahmen also gar nicht? Doch, sagt unter anderem Michael Strauch, Fahrlehrer bei der Fahrschule Dexheimer in Heilbronn.

90 Prozent der Auffälligen zeigen nach dem ersten Verstoß Einsicht

Nur wenige Fahranfänger, die auffällig werden, müssen mehrfach zum sogenannten Aufbauseminar, einer Nachschulung, wenn sie beispielsweise zu schnell gefahren sind. Das ist mit rund 50 Prozent auch die häufigste Ursache für Nachschulungen. Die Zahl der "Rückfälligen" genau zu benennen sei schwer, erklärt Strauch, der bei der Fahrschule Dexheimer seit Jahren diese Aufbauseminare durchführt. Denn werden eine Fahranfängerin oder ein Fahranfänger erneut auffällig, findet die zweite Nachschulung anderswo statt.

Dennoch zeigt die Statistik: Von den auffälligen Fahranfängerinnen und Fahranfängern müssen rund 10 Prozent zu einer zweiten Nachschulung, rund 4 Prozent werden ein drittes Mal auffällig. Dann ist aber auch schon ein dreimonatiges Fahrverbot im Spiel. Rund 90 Prozent werden also nach dem ersten Verstoß nicht wieder auffällig.

Führerschein in Deutschland nach wie vor die "heilige Pappe"

Diese Aussagen bekräftigt Murat Kus, Fachanwalt für Verkehrsrecht in Heilbronn. Im Gespräch mit dem SWR spricht er sich für die genannten Maßnahmen aus. Sie seien ein wirkungsvolles "Schwert" des Staates. Am wirkungsvollsten sei hierzulande aber nach wie vor der Entzug der "heiligen Pappe", wie Kus den Führerschein nennt. Da seien auch jegliche Kosten egal, berichtet er aus eigener Erfahrung.

Denn am Führerschein hängt oft viel mehr als "nur" das Auto fahren selbst. Es kann privat Probleme machen, im ländlichen Raum sind viele Menschen auf das Auto angewiesen. Doch auch im Beruf kann es zu Problemen führen, wenn man auf einmal für eine gewisse Zeit nicht mehr Auto fahren darf. Ebenso könnten sich manche ohne Führerschein erst gar nicht auf eine neue Stelle bewerben.

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