Ein Forschungsgebäude der Boehringer Ingelheim Deutschland GmbH in Biberach an der Riß.

US-Behörden loben Entwicklungen aus Oberschwaben

Boehringer Ingelheim: Forschung in Biberach erfolgreich

Stand

Das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim kann sich über außergewöhnliche Entwicklungsergebnisse freuen. US-Behörden haben insbesondere in Biberach entwickelte Medikamente lobend erwähnt.

Der Standortleiter von Boehringer Ingelheim in Biberach, Fridtjof Traulsen, hat am Donnerstag eine sehr positive Bilanz der Entwicklung in Biberach gezogen. Besonders gefreut hat er sich über Medikamenten-Beurteilungen von US-Behörden. Diese lauten sinngemäß: Wenn diese Medikamente auf den Markt kommen, dann ist es ein Durchbruch für die Patientinnen und Patienten. Der Boehringer-Standortleiter weiß, dass diese Beurteilungen auch Einfluss auf die Zulassungsverfahren von Medikamenten haben kann. Und je schneller ein wirksames Medikament zugelassen werde, desto besser.

Rekord bei Boehringer in Biberach: Vier Entwicklungen in USA hervorgehoben

Dieses Prädikat gleich für vier neue Entwicklungen zu bekommen, das habe es bei Boehringer noch nie gegeben, so Traulsen weiter. Eines der Arzneimittel gegen eine immunologische Hauterkrankung sei bereits auf dem US-Markt, die anderen - aus den Bereichen Atemwegserkrankungen, Herzinsuffizienz und Schizophrenie - noch in klinischen Studien.

Insgesamt würde man aktuell an rund 100 Entwicklungsprojekten bei Boehringer Ingelheim arbeiten. In den nächsten fünf Jahren möchte der Konzern 15 innovative Therapien auf den Markt bringen. Und auch sonst sei er mit der Standortentwicklung in Biberach zufrieden, sagt Traulsen, man habe rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im letzten Jahr zusätzlich eingestellt, auch am neu erworbenen Standort Ochsenhausen seien rund 40 Beschäftigte dazu gekommen.

In den Standort Ochsenhausen setzt Boehringer Ingelheim große Erwartungen

In Ochsenhausen wird an der Entwicklung von Viren als Therapeutika gearbeitet, zum Beispiel im Kampf gegen Krebs. Das soll so funktionieren: Diese Viren infizieren die Krebszellen im Körper, die gesunden Zellen des Körpers wehren die Therapie-Viren ab. Aber: Durch den Einsatz dieser Viren wehrt sich der Körper und richtet sich ebenfalls gegen die Krebszellen. Einen "Doppelwumms" nannte Traulsen das, weil sich dann therapeutische Viren und der Körper quasi gemeinsam gegen die Krebszellen stemmen. Das ist allerdings alles noch in der Entwicklung. Wenn es nach dem Biberacher Standortleiter geht, soll dieses viral-basierte Therapie-Projekt weiter ausgeweitet werden mit mehr Entwicklung in Ochsenhausen und einer Produktion in Biberach. 

Boehringer Ingelheim sorgt sich um Standort Deutschland

Die Sorge gilt einem geplanten Gesetz aus dem Gesundheitsministerium von Karl Lauterbach (SPD). Das ist schon im Kabinett beschlossen und soll laut Boehringer nächste Woche durch den Bundestag gehen. Der Entwurf trägt den Titel "GKV-Finanzstabilisierungsgesetz". Pharmaunternehmen in Deutschland träfe das dann laut Boehringer Ingelheim unter anderem so, dass neue Arzneimittel, die kleine Verbesserungen zu den bereits am Markt erhältlichen Medikamenten aufweisen, nicht mehr wie bislang auch zu einem höheren Preis auf den Markt kommen können. Also, bei großen Verbesserungen soll sich das auch weiter auf den Preis niederschlagen, aber eben nicht bei sogenannten Schrittinnovationen, die also einen Schritt besser sind in der Therapie als bereits erhältliche Arzneimittel.

Diese Schrittinnovationen machten aber rund 80 Prozent aus bei Boehringer Ingelheim, hieß es am Donnerstag von Seiten des Konzerns. Und so hätte dieses Gesetz, sollte es in dieser Form beschlossen werden, große Auswirkungen auf das Unternehmen. Denn, so die Landesleiterin Deutschland Sabine Nikolaus: Warum sollte ein Unternehmen in einen Standort investieren, also in Deutschland, wo Innovation nicht wertgeschätzt werde? Oder, so die Landesleiterin Nikolaus weiter: Warum sollte Boehringer Ingelheim wie bislang rund zwei Millionen Euro als Drittmittel in die Forschung in Deutschland investieren, wenn man das auch woanders könnte, wo man als Schlüsselindustrie mehr geschätzt werde?

8.000 Beschäftigte in Biberach

Boehringer Ingelheim ist nach eigenen Angaben das weltweit größte forschende Pharmaunternehmen in Familienbesitz. Der Standort Biberach mit rund 8.000 Beschäftigten ist demnach größter Forschungsstandort weltweit.

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SWR