Ein Jahr vor den olympischen Spielen ist die Hindernisläuferin Gesa Krause Mutter geworden. Obwohl es im Profi-Leistungssport kaum Unterstützung für Familienpläne gibt, reiste die Europameisterin mit Tochter Lola ins Höhentrainingslager nach Kenia, um die Grundlagen für die Spiele in Paris zu legen. Ihr großer Traum ist nach wie vor eine olympische Medaille. Ihr Weg dorthin hat sich allerdings verändert.
Erstes Trainingslager in Kenia für Tochter Lola
Kurz vor dem Jahreswechsel war Krause bereits zum 23. Mal im Höhentrainingslager in Kenia. Die afrikanischen Staubpisten auf 2.400 Metern über dem Meeresspiegel sind für sie mittlerweile wie eine zweite Heimat. Doch dieses Mal fühlte es sich an wie das erste Mal. Denn mit Tochter Lola war es eine ganz neue Erfahrung.
Der Spagat zwischen Sport und Familie ist ein Kraftakt. Um das zu meistern, hat Gesa Krause ihren Partner Robert Blumentritt mit ins Trainingslager genommen. Die beiden jonglieren in ihrem Alltag mit dem Beruf, der Kinderbetreuung und den Trainingseinheiten. Auch das Trainingsumfeld und die Hotelmitarbeiterinnen packen manchmal mit an.
Belohnt und motiviert werden sie mit dem Lächeln ihrer Tochter, erzählt Krause im Interview mit SWR Sport. Ihre Begeisterung und das Funkeln in ihren Augen, wenn sie über ihre Tochter spricht, ist kaum zu übersehen.
Keine Unterstützung vom Verband
Gesa Krause ist bei der finanziellen Zusatzbelastung und der Betreuung ihrer Tochter als Leistungssportlerin auf sich allein gestellt. Vom Deutschen Leichtathletik Verband (DLV) oder dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bekommt sie dabei keine Unterstützung.
Dank ihrer bisherigen Erfolge und einer hohen Reichweite in den sozialen Medien hat die Profisportlerin Rückhalt durch gute Sponsorenverträge. Dadurch kann sie die finanzielle Last stemmen. Dank ihres privaten Umfelds schafft sie es auch, die Betreuung zu sichern. Sie ist dankbar für ihre Situation, denkt dabei aber auch an andere Sportlerinnen.
"Habe selbst entschieden, was gut für mich ist"
Das Geld und die Betreuung sind nicht die einzigen Hürden, die die Hindernisläuferin überqueren muss. Wie man während und nach der Schwangerschaft richtig trainiert, auch da hatte sie keine Unterstützung vom Verband.
Gesa Krause musste sich selbst helfen, sich informieren und ihren eigenen Weg gehen. Für sie war es eine Mischung aus Eigeninitiative und Rat von Sportlerinnen und Ärzten, aber am Ende "habe ich immer selbst entschieden, was für mich und meinen Körper gut ist".
Tochter Lola in den Fußstapfen der Mutter
Auch für Tochter Lola stand im Höhentrainingslager viel Bewegung auf dem Programm. Das Energiebündel scheint ihrer Mutter in nichts nachzustehen: Krabbeln, Klettern und am Laufband bereits die Joggingbewegungen von der Mutter nachahmen.
"Wir haben ein sehr lebendiges Baby, sie kommt ganz nach ihren Eltern. Sie lernt unheimlich schnell", erklärt Gesa Krause. Immer wieder krabbelt ihre Tochter während des Interviews davon. Schnell holt die Läuferin sie wieder ein, und braucht für die Frage, wie sie Lola in einem Wort beschreiben würde, keine Sekunde zum Überlegen: "Aktiv".
Großer Traum: Olympiamedaille
Trotz oder gerade wegen Tochter Lola träumt Gesa Krause von einem sportlichen Erfolg, der ihr in ihrer Sammlung bisher noch fehlt: Eine olympische Medaille. Für sie wäre das die Krönung ihrer Karriere: "Dieser Traum schlummert in mir und ich werde dafür kämpfen."
Dafür braucht die zweifache Europameisterin all ihre Energie. Denn Mütter im Spitzensport bekommen von Verbänden immer noch wenig Förderung. Eine Medaille in Paris wird sicher kein Kinderspiel.