Milad Rezaee ist gehörlos und spielt für den GSV Braunschweig Fußball.

Gehörlosensport

Nichts hören, aber sehen und spielen

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AUTOR/IN
David Luding
ONLINEFASSUNG
Holger Kühner

Beim Gehörlosensportfest in Frankenthal ging es leiser zu als bei anderen Wettkämpfen. Die Sportler redeten wenig miteinander, die Trainer kommunizierten per Zeichensprache. Ein gelungenes Beispiel für Inklusion.

Daniel Haffke strahlt und gestikuliert. Wenn der Vorsitzende des GSC Frankenthal spricht, bewegt er die Lippen, aber man hört ihn nicht. Für die Gebärdensprache bewegt er Arme, Hände und Finger. Zwei Jahre lang hatte Haffke das Gehörlosensportfest (10.- 12. Mai) vorbereitet.

Gleichzeitig mit dem Sportfest fand auch noch die Handball-Europameisterschaft der Gehörlosen in Frankenthal statt. Die Organisation war ein Kraftakt, der sich gelohnt habe, sagt Haffke: "Wir sind sehr stolz, dass wir das hier durchführen und organisieren dürfen. Sowohl die Europameisterschaft im Handball als auch die Deutschen Meisterschaften in den anderen Sportarten - darauf sind wir sehr stolz."

In 50 Jahren können wir immer noch erzählen, dass wir das geschafft haben."  

Milad Rezaee: "Gehörlos sein ist im Fußball kein Nachtteil"

An 15 Sportstätten in Frankenthal und Umgebung wurde um Tore, Punkte und Meisterschaften gekämpft. Das Jugendfußballspiel auf dem Rasenplatz sieht auf den ersten Blick aus wie ein ganz normales Fußballspiel, doch dann fällt auf: Es geht leiser zu als sonst. Die Spieler reden nicht viel miteinander, der Trainer kommuniziert per Zeichensprache. Die Teilnehmer sind gehörlos, und trotzdem können sie genauso gut Fußballspielen wie andere Sportler.

Milad Rezaee spielt in der U15 des GSV Braunschweig. Er teilt sich in der Gebärdensprache sehr leise mit. Man spürt seine Begeisterung für seine Sportart. Er spiele Fußball seit er klein sei, sagt er. Er habe mit seinem Vater im Gehörlosenverein trainiert. "Außerdem kann ich gut sehen und habe eine gute Spielübersicht." Dann winkt er mit beiden Händen ab: "Ich finde, gehörlos zu sein, ist beim Fußball kein großer Nachteil." 

Handballer werden Vize-Europameister und qualifizieren sich für die Deaflympics 

Die deutschen Handballer, die Deafboys, unterlagen im Gehörlosen-EM-Finale gegen Kroatien mit 21:27. Dennoch kann das Team von Bundestrainer Alex Zimpelmann zufrieden sein. Der zweite Platz sei "aller Ehren wert" und sein Team wird im kommenden Jahr an den Deaflympics in Tokio teilnehmen.

 Zum Gehörlosensportfest gehört auch das Pfalzfest in Frankenthal

Auch in der Stadt wurde gefeiert. Auf dem Rathausplatz fand das Pfalzfest statt. Eine Bimmelbahn brachte interessierte Zuschauer direkt vom Pfalzfest zu den Wettkampfstätten. Daniel Haffke war es dabei wichtig, dass die Meisterschaften und das Pfalzfest zeitgleich stattfinden, denn: "Inklusion ist für mich sehr wichtig. Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung sollen ohne Angst zusammenkommen. Ich hoffe, dass so auch Ängste abgebaut werden." 

In Frankenthal gelang es beispielhaft, den Gehörlosensport besser sichtbar zu machen. Die 1.500 Athletinnen und Athleten zeigten, dass Stille kein Hindernis für sportliche Leistungen ist.

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