Grinsend stehen die Fußballerinnen des TSV Regglisweiler kurz vor ihrem nächsten Spiel im Tor. Die Stimmung ist gut in der Mannschaft, obwohl sie bislang alle Spiele verloren haben.

"Nichts ist geiler als Regglisweiler!"

Partylaune trotz Niederlagenserie: Die Fußballerinnen aus Regglisweiler

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Dennis Bechtold
SWR-Aktuell Redakteur Dennis Bechtold
Frank Wiesner
Frank Wiesner

Mehr als 200 Gegentore und kein einziger Punkt in der untersten Liga - warum bei den Fußballerinnen des TSV Regglisweiler trotzdem eine super Stimmung herrscht.

Die Torhüterinnen des TSV Regglisweiler kassieren im Schnitt mehr als zwölf Gegentore pro Spiel. Erst fünfmal durfte sich dabei die Mannschaft über einen eigenen Treffer freuen. Die werden dafür aber umso ausgiebiger gefeiert. Denn, obwohl die Fußballerinnen aus dem Dietenheimer Teilort (Alb-Donau-Kreis) bisher jedes Spiel deutlich verloren haben, herrscht bei ihnen immer eine super Stimmung.

Das Ergebnis ist Nebensache

"Ich habe ein gutes Gefühl, wir bleiben heute einstellig." Jana Brechenmacher zeigt sich optimistisch vor dem Heimspiel gegen Laichingen. In der Hinrunde setzte es gegen diesen Gegner immerhin noch eine 0:16 Niederlage. So oft möchte sie nicht hinter sich greifen. Denn Jana, eigentlich Feldspielerin, steht heute im Tor. Bei dieser Position wechseln sich die Frauen des TSV Regglisweiler jedes Mal ab, um den Schmerz der Gegentore auf viele Schultern zu verteilen.

Jana Brechenmacher im Torhütertrikot mit dem Fußball in der Hand auf dem Spielfeld des TSV Regglisweiler.
Jana Brechenmacher motiviert ihre Mitspielerinnen. Sie steht heute zwischen den Pfosten bei den Fußballerinnen des TSV Regglisweiler. Um die Stimmung hochzuhalten, tauschen sie diese Position von Spiel zu Spiel aus.

Eigentlich sei das Ergebnis sowieso nur Nebensache, sagt sie. Selbst ein 0:26 zu Beginn der Saison hat die Mannschaft nicht abgeschreckt. "Das stecken wir locker weg, immer mit der Prämisse, dass wir besser werden." An der Motivation scheitert es schon mal nicht. "Ich hab Bock", sagt Jana vorfreudig mit einem Lächeln, kurz bevor es für sie und ihre Teamkolleginnen auf den Platz geht.

Fußballerinnen spielen ihre erste Saison

Und siehe da: Nach der ersten Halbzeit liegen die Regglisweiler Fußballfrauen nur mit 0:3 zurück - ein Teilerfolg. Dass es bisher nur Niederlagen gab, liegt natürlich auch an mangelnder Erfahrung. Zusammengefunden haben sie sich in der Coronazeit, als Sport an der frischen Luft eine der wenigen Möglichkeiten war, sich zu treffen. Über die Zeit hat sich dann eine Mannschaft entwickelt, die erst vor wenigen Monaten ihr erstes Pflichtspiel bestritten hat.

In der Halbzeitpause motiviert Trainerin Ann-Kathrin Schwer ihre Mannschaftskolleginnen, die vor ihr erschöpft auf dem Boden sitzen.
In der Halbzeitpause motiviert Trainerin Ann-Kathrin Schwer (stehend) ihre Mannschaftskolleginnen. Sie spielt eigentlich selbst, fehlt allerdings wegen einer Verletzung.

"Man muss jeder Spielerin Zeit geben", ist Spielertrainerin Ann-Kathrin Schwer überzeugt. Wegen einer Verletzung kann sie selbst aktuell nicht eingreifen. "Aber als Mannschaft kann man das schaffen." Und genau das ist das Stichwort: Mannschaft. Hier kämpft jede für jede - egal wie es steht. "Die hören nicht einfach auf zu spielen, auch wenn sie mal 8:0 oder 21:1 zurückliegen", lobt Ann-Kathrin ihr Team.

Trotz Niederlage: Das beste Spiel der Saison

Sie selbst reizt das Entwicklungspotenzial der Mannschaft. Dass von Spiel zu Spiel immer mehr Dinge funktionieren. "Ich habe das Gefühl, dass sie auch sehen, dass sich was tut. Deswegen bin ich da ganz guter Dinge, dass die Motivation auch bleibt." Und dieses Gefühl täuscht nicht. Am Ende verliert Regglisweiler mit 0:6. Ein klarer Fortschritt.

Ich habe das Gefühl, dass sie auch sehen, dass sich was tut. Deswegen bin ich da ganz guter Dinge, dass die Motivation auch bleibt.

"Darauf können wir wirklich aufbauen, darauf können wir stolz sein", ruft die Trainerin nach dem Abpfiff ihren Mädels zu. Sie versammeln sich in einer Spielerinnentraube. Es wird gelacht und sich gegenseitig gelobt. Abschließend gibt's dann noch dreimal den einprägenden Schlachtruf: "Nichts ist geiler als Regglisweiler!"

Motivation: Die Feier danach

Freudestrahlend verlässt Jana den Platz. Für sie ein "Bombenergebnis, das beste Ergebnis bis jetzt." Ihre Freude wird auch nicht von einer Verletzung am Daumen getrübt, die sie sich im Spiel zugezogen hat. Da hieß es dann "blöd gelaufen. Kopf abschalten und einfach weiterkämpfen."

Der gut gelaunte Abteilungsleiter Christian Heussner vom TSV Regglisweiler blickt beim Interview mit dem SWR lachend in die Kamera.
Abteilungsleiter Christian Heussner vom TSV Regglisweiler ist stolz auf seine Fußballerinnen. Obwohl sie bisher nur deutliche Niederlagen einstecken mussten.

Auch Abteilungsleiter Christian Heussner ist stolz auf die Mannschaft. "Die Mädels geben uns sehr viel zurück. Sie sind eine absolute Bereicherung für unsere Fußballabteilung." Er spricht sogar schon von einem "Zuschauermagneten". Solche Leistung wie heute belohnt er dann auch gerne mal mit zwei Kisten Weißweinschorle.

Die Mädels geben uns sehr viel zurück. Sie sind eine absolute Bereicherung für unsere Fußballabteilung.

Denn nach dem Spiel folgt der wohl wichtigste Stimmungsfaktor: Das gemeinsame Feiern. Nach jedem Training und Spiel sitzen die Fußballerinnen des TSV Regglisweiler bei kühlen Getränken und oft sogar einem leckeren Vesper zusammen und stärken so ihre Kameradschaft. Ein extra dafür angeschaffter Getränkeautomat in der Kabine sorgt dabei stets für Nachschub.

Die Regglisweiler Fußballerinnen stehen erst am Anfang

Noch insgesamt drei Spiele warten auf die Mannschaft in dieser Saison. Drei Chancen auf einen weiteren eigenen Treffer - oder noch mehr. "Irgendwann kommt der erste Punkt und vielleicht auch irgendwann der erste Sieg. Da bin ich positiv gestimmt," so Abteilungsleiter Heussner.

Und auch Jana blickt positiv in die Zukunft. Sie will auf jeden Fall über die Saison hinaus Teil dieser Mannschaft bleiben und schickt mit einem Augenzwinkern auch bereits eine kleine Kampfansage an ihre künftigen Gegnerinnen: "Wir haben hier noch einiges vor!"

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