Sie war mit Gustav Mahler und Franz Werfel verheiratet und hatte zahlreiche Liebhaber wie den Komponisten Alexander Zemlinsky, den Bauhaus-Architekten Walter Gropius und Oskar Kokoschka. Dieter Berner widmet Alma Mahler und ihrer Beziehung zu Kokoscha in „Alma und Oskar“ einen Film, der sowohl als Liebesgeschichte als auch als Doppelporträt des Künstlers und der Komponistin nur an der Oberfläche kratzt.
Alma Mahler-Werfel: Die berühmte Muse der Wiener Secession
Nach einer Orchesterprobe liest Alma ihrem Mann Gustav Mahler die Leviten: Seinen grenzenlosen Egoismus könne sie nicht mehr ertragen, sie werde ihn für einen anderen, jüngeren Mann verlassen, droht sie ihm an. Er bekniet sie, bei ihm zu bleiben, aber das Schicksal erzwingt die Trennung auf andere Weise: Mahler stirbt kurz nach dem Disput, Alma wird Witwe.
Es dauert allerdings nicht lange, bis zwei andere Künstler um die berühmte Muse der Wiener Secession werben: der Berliner Architekt Walter Gropius, mit dem sie sich verlobt, und der Maler Oskar Kokoschka.
Mit der Kunst dieses Malers kommt Alma erstmals in Berührung auf einer Vernissage im Jahr 1910. Der Kaiser und seine Entourage haben für den expressionistischen Stil Oskar Kokoschkas nur Empörung übrig.
Schneller Sex statt sublimer Intimität
Die spontane Idee nimmt konkrete Formen an. Und schon beim ersten Treffen im Atelier beginnt eine „amour fou“ zwischen Alma und Oskar. Die große Leidenschaft bleibt im Film allerdings nur eine Behauptung, reduziert auf schnellen Sex. Von erotischem Knistern, geschweige denn sublimer Intimität, ist zwischen den beiden keine Spur.
Als ein weiblicher Don Juan nimmt sich diese Frau ohnehin die Männer, die sie will. Mehrere zur selben Zeit. Oskar ist auf Walter Gropius und den Dirigenten Bruno Walter eifersüchtig, den sie wohl auch noch verführt hätte, wenn er bereit gewesen wäre, seine glückliche Ehe aufs Spiel zu setzen.
Aber am meisten kränkt es den Maler, dass Alma sich dem musikalischen Erbe ihres verstorbenen Mannes mehr widmet als ihm und seiner Kunst. Denn kaum, dass ihre Liaison einen Anfang genommen hat, reist Alma ohne Oskar nach Prag, um die Uraufführung von Mahlers neunter Sinfonie mit Bruno Walter vorzubereiten.
Und als Oskar nach ihrer Rückkehr sehnsuchtsvoll mit dem fertigen Porträt zu ihr eilt, hält sich ihr Verlangen scheinbar in Grenzen: Das gemeinsame Studium von Mahlers letzter Partitur mit dem Dirigenten hat für sie jedenfalls Priorität. Oskar muss warten.
Alma Mahler als Komponistin erhält kaum Raum
Hauptdarstellerin Emily Cox sieht ihrem historischen Vorbild zwar ähnlich, weckt aber als kühle Femme Fatale wenig Empathie. Das liegt weniger an ihr als an dem Drehbuch, das ihrer Psychologie nicht tief genug auf den Grund geht. Es wird noch nicht einmal klar, warum Alma Mahler überhaupt so viele Männer faszinierte.
Schon Bruce Beresford scheiterte daran, in seiner Erstverfilmung des biografischen Romans „Die Windsbraut“ (2000) der Komponistin Raum zu schenken. Auch Regisseur Dieter Berner arbeitet diese Facette kaum heraus. Nur in einer kurzen Szene zeigt er Alma, wie sie gegenüber Walter Gropius von ihren Schwierigkeiten als Komponistin spricht.
Und trotzdem: Alma war produktiv. Sie schrieb zahlreiche Lieder, von denen im Film allerdings nur ein einziges angespielt wird.
„Alma und Oskar“, ab 6. Juli 2023 im Kino
Weder umfassendes Künstlerinnenporträt noch packende Liebesgeschichte
Wie Alma Mahler als Komponistin unterbelichtet bleibt, so auch Oskar Kokoschka in seiner Bedeutung als Maler. Er gewinnt nur als ein obsessiver Liebhaber an Kontur, der sich schließlich mit einer Puppe tröstet, als Alma ihn wegen seiner Erfolglosigkeit fallen lässt.
Immerhin orientiert sich „Alma & Oskar“ an historischen Fakten. Opulente Dekors und Kostüme bescheren dem Film ein paar Schauwerte, aber das reicht für ein umfassendes Künstlerinnenporträt ebenso wenig aus wie für eine packende Liebesgeschichte.
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