Geruchsverlust nach einer Covid-19-Erkrankung.

Spätfolgen nach Corona-Infektion

Was tun gegen Geruchsverlust nach Covid?

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Ulrike Till
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Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.

Nichts mehr schmecken, nichts mehr riechen – das war lange Zeit ein typisches Begleitsymptom von Covid-19. Welche Erkenntnisse gibt es zu den Ursachen? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Vor allem während der Infektionswellen mit den Varianten Alpha und Delta traten bei viele Patient*innen Geschmacks- und Geruchsverlust auf. Seitdem Omikron vorherrscht, treten diese Symptome sehr viel seltener auf. Allerdings leiden darunter immer noch zahlreiche Menschen, die sich mit den früheren Varianten infiziert haben. Nach wie vor sind viele Fragen offen – aber es gibt neue Erkenntnisse zu Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.

Anhaltende Störungen des Geruchssinns nach einer akuten Covid-Erkrankung gehen einer Studie zufolge auf Immunprozesse zurück und nicht auf den eigentlichen Auslöser, das Coronavirus. US-Forscher hatten dafür Proben aus der Riechschleimhaut Betroffener analysiert. Dort entdeckten sie Entzündungsprozesse, die auch in Abwesenheit des Erregers Sars-CoV-2 noch weiter andauerten und mit einem Rückgang der Riechzellen einhergingen.

Geruchs- und Geschmacksverlust nach Corona-Infektion hält oft länger an

Erdbeereis löffeln und nichts schmecken, Kaffee kochen und nichts riechen – das klingt erstmal nicht so dramatisch. Und am Anfang dürfte es für Betroffene tatsächlich vor allem lästig sein. Wenn Nase und Gaumen aber weiter nicht funktionieren wie gewohnt, verursacht das Stress, die Lebensqualität sinkt. Gefährlich kann es auch werden: Man riecht nicht mehr, wenn es brennt oder wenn das Essen verdorben ist. Fast die Hälfte der Covid-Patienten mit Geruchs- und Geschmacksstörungen hatte laut einer Studie auch nach einem Jahr noch Probleme damit. Sieben Prozent der Infizierten konnten ein Jahr nach der Infektion sogar überhaupt nichts mehr mit Nase und Zunge wahrnehmen.

Ein Erdbeereis schmecken und riechen ist für einige Menschen auch lange nach einer überstandenen Coronainfektion nicht mehr möglich.
Ein Erdbeereis schmecken und riechen ist für einige Menschen auch lange nach einer überstandenen Coronainfektion nicht mehr möglich.

Sars-Cov2-Virus kann Nervenzellen in der Nase schädigen

Der medizinische Fachbegriff dafür heißt „Anosmie“. Gravierende Folgen einer nur milden Covid-Erkrankung – keiner der Probanden hatte einen schweren Verlauf gehabt. Forscherteams aus der ganzen Welt sind den Ursachen auf der Spur: Offenbar schädigt Sars-Cov2 genau die Nervenzellen in der Nase, über die wir Gerüche wahrnehmen. Dass das Virus die Unterstützerzellen dieser Neurone attackiert, war schon länger bekannt. Daher mangelt es den Geruchszellen an Nährstoffen, sie sind nicht mehr optimal versorgt.

Das passt zu einem zweiten, neueren Befund: Forschende an der Columbia University in New York haben entdeckt, dass der Kern der Riech-Neurone beschädigt ist: Ihr Inneres sieht chaotisch zusammengewürfelt aus – im Gegensatz zu gesunden Sinneszellen. Im März 2022 hat dann ein britisches Forscherteam gezeigt, dass Geruchsverlust nach Covid zu dauerhaften Veränderungen im Gehirn führen kann: bei Aufnahmen im Kernspin zeigten sich Gewebeschäden in der Nähe des Geruchszentrums.

Menschliche Riechschleimhaut - die Nervenzellen in der Nase sind sehr empfindlich und können durch Viren möglicherweise zerstört werden.
Menschliche Riechschleimhaut - die Nervenzellen in der Nase sind sehr empfindlich und können durch Viren möglicherweise zerstört werden.

Riechtraining hilft nur einem Drittel der Betroffenen

Was aber hilft betroffenen Menschen, endlich wieder normal zu riechen und zu schmecken? Da sind noch viele Fragen offen. Wenn sie täglich mit intensiven Düften üben, funktionieren Nase und Gaumen allmählich wieder besser – allerdings nur dann, wenn wenigstens noch ein bisschen Geruchssinn übrig ist. Riechtraining hilft daher nur rund einem Drittel der Patientinnen und Patienten.

Als aussichtsreich galten Nasensprays mit Steroiden zur Entzündungshemmung – in Studien brachte die Behandlung dann aber doch nichts. Derzeit werden weitere Ansätze erforscht: unter anderem mit Vitamin A und mit thrombozytenreichem Plasma aus dem eigenen Blut. Die Blutplättchen in den Plasma-Injektionen könnten Heilungsprozesse in den Riech-Neuronen anstoßen. Es gibt erste, vielversprechende Ergebnisse. Jetzt heißt es abwarten, ob sich diese Plasma-Therapie in einer gerade anlaufenden größeren Studie in den USA bewährt.

Spezielles Riechtraining nach Geruchsverlust hilft nur rund einem Drittel der Betroffenen.
Spezielles Riechtraining nach Geruchsverlust hilft nur rund einem Drittel der Betroffenen.

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